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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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hergekommen bist, Patentante. Gefällt dir das Haus?»
    «Die ersten paar Jahre werdet ihr damit auskommen», sagte Lady Severn gnädig. «Wie wollt ihr die Kinder nennen?»
    «Matthäus, Markus, Lukas und Johannes», antwortete Peter und mied dabei Harriets Blick. «Dann Kezia, Jemima und Keren-Happuch. Danach fangen wir mit den neun Musen an und mit den Königen von Israel und Juda. Und dann gibt es ja auch noch die großen und kleinen Propheten und die elftausend Jungfrauen von Köln. Deine Kutsche wartet, Patentante, die Pferde werden sich noch erkälten.»
    «Na schön», sagte der Geier. «Deine Grinserei und das Zuzwinkern kannst du dir bei mir verkneifen, das macht auf mich keinen Eindruck. Seitdem irgendein Idiot dir erzählt hat, daß du Charme hast, kommst du gar nicht mehr ohne dieses Getue aus. Ich sage dir, laß es. Es ist dämlich und bei mir ohnehin verlorene Liebesmüh. Du bist nicht mein kleiner Goldjunge.»
    «Oh», sagte Harriet erstaunt, «ist er nicht? Wissen Sie, nach dem, wie Sie sich benommen haben, hatte ich wirklich den Eindruck.»
    «Es tut mir sehr leid», sagte Peter. «Ich wußte ja, wir müßten uns eines schönen Tages durch die Mangel drehen lassen, aber ich hätte nie damit gerechnet, daß sie sich höchstpersönlich auf den Weg hierher macht. Sie muß in den letzten drei Monaten schier die Wände hochgegangen sein vor Neugier. Barmherzigerweise ist sie zur Hochzeit krank geworden – sicher in Devon ins Bett gepackt. War sie sehr eklig zu dir?»
    «Nein. Ich finde sie nicht so schlimm.»
    «Ich schon. Ich mußte draußen eine höchst peinliche Befragung über mich ergehen lassen, meinen Kopf durch das Kutschfenster gezwängt, mit dem Regen auf meinen Allerwertesten herniederprasselnd. Eitel, selbstsüchtig, neurotisch, nie im Leben einen Handschlag getan, verheiratet mit einem Mädchen, das doppelt soviel Mumm hat, von der ich erwarte, daß sie immer an meiner Seite sitzen soll, um mir das Händchen zu halten. Mit einem silbernen Löffel im Mund geboren – aber alles, was mir einfällt, ist, damit herumzuwedeln und mich in Posen zu flüchten. Und dieser Vollidiot von Lakai steht herum und wartet auf eine Gelegenheit, seine Decke loszuwerden, statt daß er darauf kommt, sie über mein Hinterteil zu hängen. War es nun Hexenschuß oder Ischias, was man sich einfängt, wenn man sich im Regen die Leviten lesen läßt?»
    «Mindestens eine Wanderniere, schätze ich, mein Hübscher.»
    «Mach dich nur lustig über mich, Harriet, das bringt mein Selbstwertgefühl endgültig zum Einsturz. Sie hatte noch mehr auf Lager. Ich solle mir ja nicht einbilden, ich sähe gut aus. Noch der geistloseste Apollo könnte zumindest in puncto Aussehen zu Recht mit seinen Pfunden wuchern, aber auf welcher Grundlage würde ich wohl so einen Wind machen? Vielleicht hat sie auch ‹ein Kind machen› gesagt – ich habe mich nicht getraut, nachzufragen. Ich habe die Tante schon ewig nicht mehr zu solcher Form auflaufen sehen, du mußt es ihr wirklich sehr angetan haben. Das hat sie übrigens sogar zugegeben.» «Sie findet meine Augenbrauen lustig.»
    «Aha, das erklärt natürlich alles. Die meinen waren eine bittere Enttäuschung für sie. Ich hätte dich schon längst früher fragen sollen, wie du dich mit Augenbrauen, die so blaß und schwach sind wie meine, eigentlich zufriedengeben kannst.»
    «Kein schwacher Kanarienwein, sondern Ambrosia», sagte Harriet und sah ihm ernst in die Augen.
    «Hatten wir dieses Zitat nicht schon einmal? Und ging es da nicht etwas mehr in die Tiefe?» fragte er sie mit einem Lächeln.
    «Schon möglich. Dann bemühen wir für deine Augenbrauen wohl lieber das Bermudadreieck.»

    Es gab natürlich auch noch die eigenen Freunde. Ein paar unerschütterliche Frauen, die ihr den schlimmen alten Zeiten zum Trotz die Stange gehalten hatten und immer noch hielten, und eine Reihe von Bekannten aus dem Literaturbetrieb, die vorbeikamen, um ihrer Bewunderung für Harriets Werk Ausdruck zu verleihen, und dabei keinen Hehl aus ihrer Neugier darauf machten, wie sie sich wohl an die veränderten Umstände anpassen würde. Das war jedoch zu verkraften, und Peter war zu allen freundlich, außer zu einem jungen Schreiberling, der sich unterschwellig über Harriets hohe Auflagen lustig machte und seine brennende Zigarette auf einem Sheraton-Tisch ablegte. Er brach seinen Besuch überstürzt ab, nachdem sich die Atmosphäre im Salon merklich abgekühlt hatte. Die DrummondTabers schauten

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