Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
Vom Netzwerk:
gewesen war. Bunter war abkommandiert worden, dem alten Herrn eine Rasur zu verpassen und ihn etwas ordentlicher herzurichten, und so sah er schon ein bißchen gefaßter und gefestigter aus, als er schließlich in Peters kleinem Büro dem Chief Inspector und dem Hausherrn gegenübertrat.
    «Ich höre, Sie wollen eine Aussage machen, Sir», sagte Charles.
    «Ja, das stimmt», bestätigte Mr. Warren. «Das heißt, ich würde aussagen wollen, sofern Lord Peter bei dem Gespräch zugegen ist. Ich habe es zu meinem Leidwesen schon erlebt, wie leicht einem das harmloseste Wort im Munde herumgedreht wird. Es verhält sich sogar so, daß meine Tochter heute noch am Leben wäre, wenn mich nicht ein skrupelloser Polizist verleumdet hätte.» Seine Stimme zitterte.
    «Versuchen Sie, ganz ruhig zu bleiben, Mr. Warren», sagte Peter. «Chief Inspector Parker ist ein hervorragender Beamter, der ganz bestimmt nichts falsch verstehen wird, was Sie zu sagen haben. Sie können mir vertrauen.»
    «Aber Sie bleiben hier? Sie werden mich mit ihm doch nicht allein lassen?»
    «Nein, wenn Sie es wünschen, bleibe ich hier.»
    «Erzählen Sie bitte alles von Anfang an», forderte ihn Parker auf.
    «Das schreckliche Gefängnis», sagte Warren. «Was waren da für gräßliche Menschen! Ich habe ja die Strafe verdient. Aber mit solchen Leuten zusammengesperrt zu werden … Ich hatte fast immerzu große Angst. Das waren Gewaltmenschen dort, Lord Peter. Zu allem fähig.»
    «Gab es da jemand Bestimmten?»
    «Ich muß mir selbst die Schuld geben. Wie konnte ich in solcher Gesellschaft nur von meiner Tochter sprechen?! Aber es waren endlose Stunden in trostloser Umgebung, und unter Häftlingen erzählt man sich, warum man im Gefängnis ist, und redet über die Familien und die Vergangenheit. Ich hatte ein Bild von Rosamund, das ich herumgezeigt habe. Ich war so stolz auf sie. Sie war so schön …»
    «Das heißt also, Ihre Mithäftlinge waren zum großen Teil darüber orientiert, daß Rosamund Ihre Tochter war?»
    «Ich habe mir damals gar nichts dabei gedacht, verstehen Sie? Später dann, als sie geheiratet hat, da war sie mit einem Mal ständig in der Zeitung. Ihr Bild war auf der ersten Seite vom Daily Yell und in der Times und … Ich dachte, unsere Schwierigkeiten hätten nun ein Ende. Und mein Schwiegersohn war so gut zu mir. Er ist ein echter Gentleman. Großzügig über alle Maßen.»
    «Und was passierte dann?» half Charles ihm auf die Sprünge.
    «Ein furchtbarer Mensch hat mich aufgesucht. Jemand, den ich aus dem Gefängnis kannte. Er ist mir in Beachington nach Hause gefolgt und hat sich Zutritt zum Haus verschafft. Und er sagte … er sagte …» Mr. Warren mußte innehalten, um die Fassung wiederzugewinnen. «Er wollte Geld. Fünfhundert Pfund. Oder sie würden sich meine arme Rosamund schnappen.»
    «Was haben Sie da gemacht?» fragte Peter.
    «Ich habe ihm das Geld gegeben, was sonst? Ich wußte nur zu gut, wozu jemand wie er fähig ist. Ich überließ ihm meine gesamten Ersparnisse und sagte ihm, das wenige sei alles, was ich hätte.»
    «Und das genügte ihm natürlich nicht», sagte Peter mit Widerwillen in der Stimme.
    «Nein, das stimmt. Als er das nächste Mal kam, sagte ich ihm, daß ich keinen Penny mehr bezahlen könne, und er sagte, aber sicher könne ich das Geld auftreiben, bei einem so reichen Schwiegersohn wie dem meinen. Denn wenn ich nicht bezahlen würde … Also habe ich Laurence um Geld gebeten.»
    «Wieviel sollte er Ihnen geben, Sir?» fragte Charles.
    «Fünfzig Pfund. Manchmal hundert. So ging es immer weiter. Ich mußte mir Begründungen ausdenken. Ich gab vor, daß ich beim Pferderennen verloren hatte, denn dafür schien Laurence Verständnis zu haben. Und ich verkaufte all die kleinen Erinnerungsstücke, die mir von meinem früheren Leben geblieben waren. Ich habe sogar den Ehering meiner armen verstorbenen Frau verkauft, aber es war für Rosamund, sie wird es mir bestimmt verzeihen. Mit der Zeit wurde es immer schwieriger. Ich fuhr oft nach London, obwohl Rosamund bestimmt mit ihrem Mann allein sein wollte, das versteht man ja, auch wenn sie nie etwas Derartiges gesagt hat. Aber ich habe mich in London sicherer gefühlt. In die Wohnung in der Park Lane würden sie nicht vordringen können, da kämen sie nicht an der Rezeption vorbei. Und meine Tochter war in der Wohnung natürlich auch sicher – aber Rosamund ging dauernd aus, ein kaufen, ins Theater und …»
    «Sie haben gerade ‹sie› gesagt»,

Weitere Kostenlose Bücher