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Untitled

Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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fragten, ob etwas Außergewöhnliches an diesem Abend vorgefallen sei, hat er sich wieder daran erinnert.»
    «Und er hat den Mann beschreiben können?»
    «Zusammen genommen mit der Beschreibung, die uns sein Kollege gegeben hat, können wir etwas damit anfangen. Und es gibt wieder eine Übereinstimmung mit einer Personenbeschreibung des Bahnsteigschaffners in Hampton. Ein Fahrgast, der nicht regelmäßig auf dieser Strecke fährt, kam am Abend des siebenundzwanzigsten Februar in Hampton an, und es ist nicht beobachtet worden, daß er am selben Abend einen Zug zurück nach London genommen hätte.»
    «Ulkiger und ulkiger, diese Sache, Charles. Es kann sich mit Sicherheit nicht um die Person handeln, die Mrs. Harwell zum Abendessen eingeladen hat. Sonst hätte er die Adresse ja gehabt.»
    «Ich weiß nicht», meinte Charles, «vielleicht war es doch der Gast. Es lag ein Mißverständnis vor, und er ging davon aus, daß die Einladung für Hyde House galt …»
    «Nein, Charles, dafür kam er zu früh in Hyde House an. Ausgerechnet in diesem ungemütlichen Vakuum zwischen Teatime und Gin Tonic, also viel zu früh zum Abendessen. Und es kann auch nicht sein, daß er die Adresse verlegt hatte, das hätte er dem Pförtner gegenüber doch erwähnt. Nein, ich glaube nicht, daß er derjenige ist, der erwartet wurde. Läßt du schon nach ihm suchen?»
    «Das wollte ich als nächstes tun. Die Beschreibung kann jetzt an die Wachen gehen, und der Zeichner hat ein Phantombild angefertigt.» Er reichte Wimsey das Plakat über den Schreibtisch hinüber.
    «Du kannst dir eine Fahndung sparen», sagte Wimsey.
    «Ich kenne den Mann. Es ist Claude Amery. Den habt ihr also immer noch nicht aufgestöbert? Da fällt mir ein, Charles, ich muß mich für ein paar Tage auf etwas anderes konzentrieren. Daß du mir hinter meinem Rücken ja keine Dummheiten machst!»

    «Harriet, es gibt da leider eine dringende Aufgabe, um die ich mich kümmern muß. Ich hoffe, rechtzeitig zurück zu sein, um dich auf die Party bei Shearman zu begleiten, aber ich muß die Sache zu Ende bringen, wie lange es auch immer dauern wird. Bleibt es dabei, daß du hingehst? Dann treffe ich dich da, wenn ich es schaffe.»
    Harriet sah von der Zeitung auf. «Ja, sicher, Peter. Ich wollte heute sowieso in der London Library arbeiten.»
    Er stand noch zögernd in der Tür zum Frühstückszimmer. Dann kam er zu ihr herüber und gab ihr einen leichten Kuß auf die Wange.
    «Worum es da wohl geht?» fragte sich Harriet später. Ganz offensichtlich um etwas Wichtiges. Irgendwann würde er es ihr schon erzählen. Sie wandte sich ihrer Arbeit zu.
    In ihrem Leben hatte sich alles völlig verkehrt, mußte sie feststellen. Bevor sie Peter geheiratet hatte, war die berufliche Seite eine relativ unkomplizierte Angelegenheit gewesen, während ihr Privatleben von ernsten, unlösbar scheinenden Problemen erfüllt war. Sie war gezwungen gewesen, einen Teil von ihrer Persönlichkeit einfach wegzuschließen und weiterzumachen wie ein Motor, der nur mit der halben Zahl an Zylindern läuft. Heute aber gestaltete sich ihr Privatleben schon fast lächerlich unkompliziert, sie wurde von vorne bis hinten bedient, und die Tiger in ihrem Innersten bewegten sich geschmeidig, sie waren satt und schnurrten. Aber als ob es darum ginge, ein geheimes, elementares Gleichgewicht zu wahren, als ob das Klischee des «… und lebten glücklich und zufrieden» im Reich der Wirklichkeit nur eingeschränkt gelebt werden dürfe, war nun die Arbeit unglaublich mühselig geworden.
    Miss Bracy zum Trotz, die sich ihrer bedeutungsschwangeren Strickarbeit widmete und einen zusehends länger werdenden Pullover produzierte, starrte Harriet aus dem Fenster und hielt den Füller müßig in der Hand. Der Fortschritt von Miss Bracys Handarbeit verhielt sich umgekehrt proportional zu dem von Harriets Manuskript, und wenn diese Bummelei noch länger anhielt, dann wäre die unselige Sekretärin wohl bald in der Lage, ihre gesamte Verwandtschaft wollig einzukleiden. Harriet versuchte, das Problem zu analysieren. Ein Werk der Kriminalliteratur, so redete sie sich zu, mochte wohl tatsächlich einem Moment der Inspiration entspringen, danach jedoch mußte es mit fast wissenschaftlicher Ruhe und Objektivität ausgearbeitet werden.
    So weit, so gut – nur war es diesmal mit der Ruhe und Objektivität, die in der Vergangenheit völlig ausgereicht hatten, nicht getan. Die Wende in ihrer Arbeit war mit Wilfrid eingetreten, einer

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