Untitled
mich selbst sprechen«, sagte Betsey.
Tony Brophy grinste auf sie hinunter. Offensichtlich gefiel ihm die Antwort auf seine ruppige Begrüßung. »Okay. Rede.
Wuff! «
»Ich bin FBI-Agentin im gehobenen Dienst. Cavalierre«, sagte Betsey.
»Im gehobenen Dienst! Warte mal, wie heißt das immer in den Fernsehkrimis? Wir können es auf angenehme Weise hinter uns bringen – oder auf die harte Tour«, sagte er und grinste, wobei er erstaunlich regelmäßige weiße Zähne zeigte. Er trug schwarze paramilitärische Hosen, nicht mehr ganz weiße Gummisandalen, kein Hemd. Seine Arme und der Oberkörper waren von Knasttätowierungen und schwarzem Kraushaar bedeckt.
»Ich bin für die harte Tour. Aber das ist meine private Meinung«, erklärte Betsey.
Brophy drehte sich zu einer dünnen Blondine um, die auf einer limonengrünen Couch vor dem Fernseher saß. Sie trug ein loses Hemd über der Unterwäsche.
»Gefällt dir die Tussi genauso gut wie mir, Nora?«, fragte Brophy.
Die Frau zuckte mit den Achseln. Offenbar interessierte sie sich nur für die Seifenoper und sonst nichts. Wahrscheinlich hatte sie Drogen genommen und war high. Der Pony ihrer strähnigen Haare war mit Gel auf die Stirn geklebt. Um Fußknöchel, Handgelenke und den Hals hatte sie ein Stacheldrahtmuster tätowiert.
Brophy blickte wieder Betsey Cavalierre und mich an.
»Die geheimnisvolle Lady ist also vom FBI. Na, das ist echt gut. Ich nehme an, ihr wollt geschäftlich mit mir reden. Und es heißt doch, das FBI kann sich jede Information leisten – vielleicht hab ich was für euch.«
Betsey schüttelte den Kopf. »Irrtum. Lieber prügle ich es aus Ihnen heraus.«
Tony Brophys dunkle Augen blitzten auf. »Mann, die Kleine gefällt mir.«
Wir folgten Brophy zu dem schiefen Holztisch in der winzigen Küche. Er setzte sich rittlings auf einen Stuhl, dessen Lehne gegen seine behaarte Brust und den Bauch drückte. Wir mussten uns auf ein finanzielles Arrangement einigen, ehe er mit irgendetwas herausrückte. In einem Punkt hatte er Recht: Betsey Cavalierres Budget war sehr viel höher als meins.
»Aber die Information muss wirklich gut sein«, warnte sie.
Er nickte zuversichtlich und selbstgefällig. »Das ist das Beste, was du kaufen kannst, Baby. Spitzenklasse. Ich hab nämlich den Mann getroffen , der hinter den Überfällen in Maryland und Virginia steckt. Schlimme Sache. Wollt ihr wissen, wie der Typ so ist? Ein eiskalter Wichser ist er. Und denkt dran, wer euch das sagt.«
Brophy blickte Betsey und mich scharf an. Jetzt hatte er unser ungeteiltes Interesse.
»Er nennt sich Superhirn «, sagte Brophy mit dem lässigen Akzent Floridas. »Und das hat er todernst gemeint. Superhirn! Ist das zu fassen? Wir haben uns im Sheraton-Flughafenhotel getroffen. Er hat über einen Typen Verbindung mit mir aufgenommen, den ich aus New York kannte. Dieses so genannte Superhirn wusste ein paar Dinge über mich. Er hat meine Stärken aufgezählt und meine Schwächen, und alles hat bis aufs iTüpfelchen gestimmt. Er hat sogar über die schöne Nora und ihre Gewohnheiten Bescheid gewusst.«
»Glauben Sie, dass er ein Bulle war? Bei all diesen Informationen über Sie?«, fragte ich Brophy.
Brophy grinste. »Nein. Der Typ war zu clever. Aber gut möglich, dass er sich mit Bullen unterhalten hat, wenn ich bedenke, was er alles gewusst hat. Deshalb bin ich auch geblieben und habe dem Scheißkerl zugehört. Außerdem hat er mir erklärt, dass er mir 'n sechsstelliges Angebot machen würde. Da war ich natürlich sehr interessiert.«
Jetzt mussten Agentin Cavalierre und ich nur noch zuhören. Sobald Brophy erst einmal angefangen hatte, gab es kein Halten mehr.
»Wie hat er ausgesehen?«, fragte ich.
»Sie wollen wissen, wie er ausgesehen hat? Das ist die EineMillion-Dollar-Frage. Ich will Ihnen mal die Szene beschreiben. Als ich in dieses Hotelzimmer gekommen bin, waren grelle Scheinwerfer auf mich gerichtet. Wie bei 'ner Hollywoodpremiere. Ich hab nichts gesehen, rein gar nichts.«
»Nicht mal Umrisse?«, fragte ich. »Irgendwas müssen Sie doch gesehen haben.«
»Seine Silhouette. Er hatte langes Haar. Könnte aber auch 'ne Perücke gewesen sein. Große Nase, große Ohren. Wie ein Auto mit offenen Türen. Wir haben geredet – und dann hat er gesagt, dass er sich wieder meldet. Aber ich hab nie wieder von ihm gehört. Schätze, er wollte mich nicht dabeihaben.«
»Warum nicht?«, fragte ich, und diese Frage war durchaus ernst gemeint. »Warum wollte er
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