Untitled
keine Fehler geben, sonst sterben die Geiseln.«
I ch war in der Außenstelle des FBI an der Vierten Straße, als wir den Notruf empfingen.
Ein Charterbus von »Washington On Wheels« war mitsamt dem Fahrer und den achtzehn Fahrgästen entführt worden, kurz nachdem er vom Renaissance Mayflower Hotel abgefahren war. Wenige Minuten später verlangte man von der MetroHartford-Versicherungsgesellschaft dreißig Millionen Dollar Lösegeld.
Die Anweisung der Entführer lautete: Keine Polizei. Aber es gab keinen Grund, sich zurückzuziehen und ihnen zu trauen. Wir nisteten uns im Capitol Hilton ein, das in der Nähe des Mayflower stand, an der Sechzehnten Straße, Ecke K Street. Wir hatten vier mobile Einsatzleitungen, zusätzlich zu den Dutzenden von Agenten, die bereits im Mayflower operierten. Es war gefährlich, aber Betseys Meinung nach brauchten wir unbedingt eine Überwachung aus erster Hand im Hotel. Zu unseren technischen Waffen zählten versteckte Abhörvorrichtungen und Videokameras, die jedoch nur in begrenztem Umfang zum Einsatz kamen. Das gesamte Sonderkommando des FBI in Washington war in höchster Alarmbereitschaft.
Hightech-Hubschrauber vom Typ Apache suchten aus der Luft nach dem Touristenbus. Diese Apaches verfügten über hoch empfindliche Monitore, falls die Entführer versuchen sollten, den Bus samt Fahrgästen zu verstecken. Das aus Buchstaben und Ziffern bestehende Kennzeichen auf dem Dach des Busses war an die Polizei der Umgebung, an das Militär, die Stadt, den Staat und sogar an Zivilflugzeuge weitergegeben worden. Doch man hatte keiner der beteiligten Gruppen gesagt, weshalb wir nach dem Bus suchten.
Das Capitol Hilton war für uns nahe genug, um notfalls innerhalb von neunzig Sekunden das Mayflower zu erreichen. Wir hofften, dass es andererseits weit genug entfernt war, damit die Verbrecher nichts von unserer Existenz bemerkten. Jetzt blieben uns noch genau zwei Stunden bis zur Geldübergabe. Der Zeitplan war unglaublich knapp. Für die Entführer und für uns.
Und dann wurde die Arbeit noch schwieriger.
Jill Abramson vom internen Sicherheitsausschuss und Steve Bolding vom Sicherheitsdienst der Versicherung trafen im Hilton ein. Abramson war eine etwas korpulente Frau in einem Kostüm mit gelben Nadelstreifen. Sie sah aus, als wäre sie Ende vierzig. Bolding war groß, mit beginnender Glatze, und wirkte körperlich gut in Form. Ich schätzte ihn auf Anfang fünfzig. Er trug einen blauen Blazer, ein weißes Hemd und Jeans. Sie waren ins Hilton gekommen, um uns zu sagen, wie wir unsere Arbeit erledigen sollten.
Betsey machte den Mund auf, um etwas zu sagen, doch Bolding gebot ihr mit einer abrupten Handbewegung Schweigen. Er wollte zuerst eine Erklärung abgeben. Es war offensichtlich, dass er die Leitung der Besprechung übernehmen wollte.
»Also, wir werden folgendermaßen vorgehen: Ich habe Sie an dieser Aktion beteiligt, kann Sie aber auch jederzeit wieder ausschließen. Ich war früher Einsatzleiter beim FBI und weiß daher genau, wie man vorzugehen hat und wie nicht. Wir haben keine Zeit für den Austausch von Höflichkeiten. Agentin Cavalierre, gibt es irgendwelche Hinweise auf die Identität der Entführer? Jetzt ist es elf Uhr sechsundvierzig. Unsere Stunde null ist dreizehn Uhr fünfundvierzig. Auf die Sekunde. «
Betsey holte kurz Luft, ehe sie Holdings Frage beantwortete. Sie wahrte gegenüber diesem großkotzigen Experten eines privaten Sicherheitsdienstes die Fassung weitaus besser, als ich es vermocht hätte.
»Verdächtige, ja, aber nichts, was wir dazu benutzen könnten, um den Geiseln zu helfen. Ein Mann aus der Gegend hat die Entführung und Geiselnahme des Busses gesehen. Der Augenzeuge sagte aus, dass zwei Männer beteiligt waren. Sie trugen Skimasken. Der Bus wurde auf der DeSales Street gesichtet, aber wir wissen nicht, ob es vor oder nach der Geiselnahme war. Jetzt ist es elf Uhr siebenundvierzig, Mr Bolding.«
Miss Abramson sagte etwas, das uns alle völlig verblüffte. »Wir lassen soeben das Geld ins Mayflower bringen. Das Lösegeld wird bezahlt.«
»Genau nach Zeitplan«, erklärte Bolding. »Wir warten auf weitere Anweisungen der Geiselnehmer. Seit dem ersten Kontakt haben sie sich in Schweigen gehüllt. Unsere Leute erledigen die Geldübergabe, und zwar allein.«
Betsey Cavalierre platzte nun doch der Kragen. »Ich habe Ihnen zugehört, und jetzt hören Sie mir zu, Mister.
Sie waren Einsatzleiter, ich bin einer. Wären Sie beim FBI geblieben,
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