Untitled
Bier oder Limonade öffnete. Dann folgte ein genüsslicher Seufzer. »Vielleicht sollte es doch besser heißen: Ruhe für die Gottlosen?«
Plötzlich schrie die Stimme uns an: »Werfen Sie die Taschen raus. Jetzt! Los! Wir beobachten den Zug. Wir sehen Sie! Werfen Sie jetzt die Taschen raus, sonst knallen wir sämtliche Geiseln ab!«
Uns blieb keine Wahl. Wir konnten nichts anderes tun, als die Taschen rasch nacheinander hinauszuwerfen. Wir waren zu müde, um so schnell zu arbeiten, wie wir es normalerweise getan hätten. Ich hatte das Gefühl, als bewegte ich mich in einem Traum. Meine Kleidung war schweißgetränkt, Arme und Beine taten scheußlich weh.
»Werfen Sie die Taschen schneller raus, verdammt!«, blaffte die Stimme. »Zeigen Sie mal Ihre Muskeln, Agentin Cavalierre.«
Konnte er uns sehen? Wahrscheinlich. Jedenfalls klang es so. Zweifellos steckte er mit seinem Funkgerät im Wald. Wie viele waren da draußen?
Nachdem wir die neun Sporttaschen hinausgeworfen hatten, rauschte der Zug um eine scharfe Biegung. Wir konnten nicht sehen, was auf dem hinter uns liegenden Stück ablief. Wir ließen uns fluchend und stöhnend auf den Boden fallen.
Betsey rang nach Luft. »Verdammt, verdammt! Sie haben es geschafft. Sie sind damit durchgekommen. In der Hölle sollen sie schmoren, diese Hurensöhne.«
Wieder meldete sich das Handie-Talkie. Unser Freund war noch nicht fertig mit uns. »Danke für die Hilfe. Ihr seid wirklich die Besten. Ihr könnt jederzeit 'nen Job als Kistenpacker im nächsten Supermarkt bekommen. Vielleicht keine so üblen Karriereaussichten nach den heutigen Ereignissen.«
»Sind Sie das Superhirn?«, fragte ich. Die Leitung war tot.
Die Funkstimme war weg und ebenso die Diamanten und das Geld – und diese Verbrecher hatten immer noch neunzehn Geiseln in ihrer Gewalt.
S ieben Meilen weiter, auf dem nächsten Bahnhof, verließen die Agenten Cavalierre, Doud, Walsh und ich todmüde den Zug.
Zwei schwarze Limousinen warteten auf uns. Mehrere FBIAgenten standen mit Gewehren neben den Fahrzeugen. Auf dem Bahnhof hatte sich eine Menschenmenge versammelt. Die Leute deuteten auf die Gewehre und die Agenten, als hätten sie die Mannschaft der Washington Redskins entdeckt, die gerade von einem geselligen Jagdausflug zurückkam.
Man gab uns detaillierte Informationen über den neuesten Stand. »Es sieht so aus, als hätten sie den Wald bereits verlassen«, teilte uns ein Agent mit. »Kyle Craig ist jetzt auf dem Weg hierher. Wir stellen Straßensperren auf, können aber nur mit Zufallstreffern rechnen. Aber es gibt auch eine gute Neuigkeit. Vielleicht haben wir bei der Suche nach dem Bus einen Treffer gelandet.«
Gleich darauf wurden wir telefonisch mit einer Frau aus Tinden verbunden, einer Kleinstadt in Virginia. Angeblich hatte diese Frau Informationen über den Verbleib des Busses. Sie wollte aber nur mit der »Polizei« reden, weil sie für das FBI und dessen Methoden nicht viel übrig hatte.
Erst nachdem ich mich ausgewiesen hatte, war die offenbar ältere Frau bereit, mit mir zu sprechen. Sie wirkte nervös und hyperaktiv.
Die Frau hieß Isabelle Morris und hatte den Bus im Farmgebiet draußen im Bezirk Warren gesehen. Sie hatte Verdacht geschöpft, weil ihr eine örtliche Buslinie gehörte und der Bus keiner von ihren war.
»War der Bus blau mit goldenen Streifen?«, fragte Betsey, ohne sich als FBI-Agentin zu erkennen zu geben.
»Blau und Gold. Keiner von meinen Bussen. Deshalb habe ich keine Ahnung, was dieser Bus da draußen wollte«, sagte Mrs Morris. »Kein Grund, dass so ein Bus sich in dieser Gegend rumtreibt. Hier arbeiten alle hart. Tinden steht nicht auf der Route für Touristenbusse.«
»Haben Sie sich das Nummernschild gemerkt oder wenigstens einen Teil davon?«, fragte ich sie.
Sie schien über die Frage verärgert zu sein. »Ich hatte nicht den geringsten Grund, das Nummernschild zu überprüfen. Warum sollte ich?«
»Aber warum, in Gottes Namen, haben Sie dann den Bus bei
der örtlichen Polizei gemeldet?«
»Das habe ich Ihnen doch schon gesagt! Hören Sie mir denn gar nicht zu? Es gibt keinen Grund, dass dort ein Touristenbus herumfährt. Außerdem ist mein Freund bei der Bürgerwehr. Ich bin Witwe, müssen Sie wissen. Eigentlich war er es, der die Polizei angerufen hat. Und weshalb sind Sie so interessiert an dem Bus, wenn ich fragen darf?«
»Mrs Morris, waren Fahrgäste an Bord, als Sie den Bus gesehen haben?«
Betsey und ich schauten uns an, während
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