Untitled
sein, Betsey. Ich habe mir alle genau angeschaut – Ärzte, Schwestern, Patienten. Ich weiß nicht, ob es sinnvoll ist, dass Sampson oder ich diese Woche in Hazelwood weitermachen. Vielleicht hat Brian Macdougall uns diese Suppe eingebrockt. Vielleicht spielt das Superhirn auch mit uns. Hat sich irgendetwas Neues wegen Walsh oder Doud ergeben?«
Sie schüttelte den Kopf. In ihren Augen las ich Schmerz und Enttäuschung. »Doud wird immer noch vermisst. Nichts! Er ist spurlos verschwunden, als hätte er sich in Luft aufgelöst.«
Ich saß in Betseys Büro, und wir hatten die Füße auf ihren Schreibtisch gelegt. Wir tranken Eistee aus Flaschen. Beide waren wir erschöpft, mutlos. Betsey konnte eine großartige Zuhörerin sein, wenn sie wollte oder falls es nötig war.
»Erzähl mir, was du bis jetzt weißt«, sagte sie. »Lass mich einfach nur zuhören. Ich will es mir durch den Kopf gehen lassen.«
»Wir konnten nichts finden, das einen Patienten oder jemanden vom Personal des Krankenhauses mit der MetroHartfordGeschichte oder den Banküberfällen in Verbindung gebracht hätte. Kein Patient scheint dieser Verbrechen fähig zu sein. Sogar die Ärzte dort sind nicht sehr beeindruckend. Vielleicht Marcuse – aber den halte ich für einen guten Kerl. Ein halbes Dutzend deiner Agenten hat im Hazelwood alles auseinander genommen. Nichts, Betsey. Am Wochenende gehe ich noch mal die Akten durch.«
»Glaubst du, wir haben ihn verloren?«
»Es ist die alte Sache – keine Verdächtigen . Das Superhirn scheint sich in Luft aufzulösen, wann immer es will.«
Betsey rieb sich mit den Fäusten die Augen, dann schaute sie mich wieder an. »Das Justizministerium hat sehr viel in Brian Macdougalls Aussage investiert. Sie müssen das Hazelwood unter die Lupe nehmen. Danach werden sie sich jedes andere Veteranenkrankenhaus im Land vorknöpfen. Das bedeutet, dass auch ich weitersuchen muss. Aber du meinst, dass Macdougall und seine Kumpane sich geirrt haben?«
»Vielleicht irren sie sich, vielleicht hat man sie reingelegt. Oder Macdougall hat sich die ganze Geschichte nur ausgedacht. Er bekommt wahrscheinlich, was er damit erreichen wollte: Bundesgefängnis. Wie ich schon sagte, ich werde nochmals die Akten durchgehen. Ich gebe nicht auf.«
Betsey schaute hinaus auf die Stadt. »Du hast also vor, das ganze Wochenende zu arbeiten? Das ist eine Schande. Du siehst aus, als brauchtest du eine Pause«, sagte sie.
Ich nippte an meinem Eistee und beobachtete sie. »Hast du eine gute Idee?«
Sie lachte. Ihr Gesichtsausdruck war unwiderstehlich schüchtern. Sie pfiff in den Hals ihrer Eisteeflasche. »Ich finde, es ist höchste Zeit, Alex. Wir brauchen beide ein bisschen altmodischen S-p-a-ß! Was hältst du davon, wenn ich dich abhole – Samstag gegen Mittag?«
Ich schüttelte den Kopf, lachte aber.
»Heißt das ja?«
Ich nickte. »Es heißt ja. Ich glaube, ich brauche wirklich ein bisschen altmodischen S-p-a-ß. Nein, ich bin ganz sicher.«
I ch konnte es kaum erwarten, dass es endlich Samstagmittag war. Ich hatte mich mit den Kindern beschäftigt: Lebensmittel einkaufen, ein Kurzbesuch im neuen Kuschelzoo im Southeast. Ich verdrängte das Superhirn aus meinen Gedanken. Ebenso die Agenten Walsh und Doud, das HazelwoodVeteranenkrankenhaus, Mord und Totschlag.
Betsey erschien mit ihrem blauen Saab pünktlich um zwölf Uhr mittags. Das Auto war gewaschen, vielleicht sogar mit Turtle-Wax eingewachst. Es glänzte wie neu, und der Tag schien viel versprechend.
Ich wusste, dass Jannie von ihrem Schlafzimmerfenster aus zuschaute, deshalb drehte ich mich um, schnitt eine Grimasse und winkte. Jannie winkte zurück und lächelte von einem Ohr zum anderen. Sie war da oben mit Rosie; beide hatten sich in meine beginnende Seifenoper eingeschaltet.
Ich beugte mich durchs Seitenfenster in Betseys Saab. Sie trug eine helle Lederjacke über einer weißen Seidenbluse. Wenn sie wollte, konnte sie wirklich fantastisch aussehen, und ich schätzte, heute wollte sie das.
»Du bist immer pünktlich. Präzise. Genau wie das Superhirn«, zog ich sie auf.
»Nun kannst du mich erwischen«, erwiderte sie. »Ich hab nämlich einen tödlichen Fehler begangen und mich unsterblich in dich verliebt.«
»Du und unsterblich verliebt?«, fragte ich und setzte mich auf den Beifahrersitz. »Agentin Cavalierre?«
Sie lachte. Dann warf sie sämtliche Hemmungen über Bord. »Ich gebe immerhin mein kostbares Wochenende auf, nicht wahr?«
»Und wohin fahren
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