Untitled
nicht«, sagte er.
Mrs. Ransome kam der Gedanke, er könnte Sänger sein, hatte aber das Gefühl, wenn sie ihn fragte, könnte er aufhören, sie wie eine Gleichgestellte zu behandeln. Sie fragte sich auch, ob er Drogen genommen hatte. Schweigen schien ihm nichts auszumachen, und er lehnte sich lächelnd und entspannt zurück. »Ich sollte gehen«, sagte Mrs. Ransome.
»Warum?«
Er strich über seine Achselhöhlen und wies dann mit einem Arm auf das Zimmer.
»Das ist alles von ihr.«
»Von wem?«
Er zeigte auf den zerrissenen Brief. »Sie hat die Wohnung eingerichtet. Sie ist Innenarchitektin. Oder war es. Jetzt hat sie eine Ranch in Peru.«
»Rinder?« fragte Mrs. Ransome.
»Pferde.«
»Oh«, sagte Mrs. Ransome. »Das ist schön. Das haben sicher noch nicht allzu viele Leute getan.«
»Was getan?«
»Zuerst Innenarchitekt gewesen und dann… dann… sich um Pferde gekümmert.«
Er dachte darüber nach. »Nein. Aber so ist sie. Sporadisch, wissen Sie.« Er ließ den Blick durch das Zimmer schweifen. »Gefällt es Ihnen?«
»Nun«, sagte Mrs. Ransome, »es ist ein wenig merkwürdig. Doch der Raum gefällt mir.«
»Ja, der Raum ist großartig. Brillant.«
Das hatte Mrs. Ransome nicht ganz gemeint, doch das Konzept des Raums war ihr nicht fremd, da an den Nachmittagen eine Menge darüber gesprochen wurde; daß die Leute Raum brauchten, den man ihnen lassen mußte und daß seine Grenzen nicht übertreten werden durften.
»Sie hat die Wohnung eingerichtet«, sagte er, »und dann ist sie hier natürlich eingezogen.«
»Und da hatten Sie das Gefühl«, sagte Mrs. Ransome (und genausogut hätte sie ihre ersten, zögernden Schritte in Urdu tun können, so seltsam fühlte der Satz sich auf ihren Lippen an), »Sie hatten das Gefühl, daß sie in Ihren Raum eingedrungen ist.«
Er deutete bestätigend mit einem seiner schönen Füße auf sie.
»Ist sie. Ist sie. Wirklich, nehmen Sie einmal den verdammten Kinderwagen…«
»Ich erinnere mich an die Sorte«, sagte Mrs. Ransome.
»Ja, schon, natürlich, aber offensichtlich«, sagte er, »obwohl es für mich nicht offensichtlich war, steht er nicht als Kinderwagen hier. Er steht hier als Objekt. Und er mußte haargenau an diesem verdammten Platz stehen. Und weil ich, nun, weil ich ihn zufällig bewegt habe, ungefähr einen Zentimeter, wurde Madame zur Bestie. Drohte damit, alles wegzunehmen. Die Wohnung kahl zurückzulassen. Als ob mir das nicht egal wäre. Was soll's: sie ist Geschichte.«
Da sie in Peru war, hatte Mrs. Ransome das Gefühl, sie sei auch ein wenig Geographie, sprach es aber nicht aus. Statt dessen nickte sie und sagte: »Männer haben andere Bedürfnisse.«
»Stimmt.«
»Schmerzt es Sie?« fragte Mrs. Ransome.
»Es hat mich geschmerzt«, sagte der junge Mann, »aber jetzt gewinne ich langsam Abstand. Ich denke, das muß man.«
Mrs. Ransome nickte weise.
»War sie außer sich?« fragte sie und sehnte sich danach, seinen Fuß zu halten.
»Hören Sie«, sagte er, »diese Frau war immer außer sich.« Er starrte aus dem Fenster.
»Wann hat sie Sie verlassen?«
»Ich weiß es nicht. Ich vergesse die Zeit. Vor drei, vier Monaten.«
»Etwa im Februar?« sagte Mrs. Ransome. Und es war keine Frage.
»Genau.«
»Hanson, Ransome«, sagte sie. »Das ist nicht wirklich ähnlich, aber ich nehme an, wenn man aus Peru kommt…«
Er verstand nicht, warum sollte er auch; deshalb erzählte sie es ihm, erzählte ihm die ganze Geschichte, angefangen mit ihrer Rückkehr von der Oper, dann vom Besuch der Polizei und der Fahrt hinaus nach Aylesbury, den ganzen Bericht.
Als sie fertig war, sagte er: »Ja, das klingt ganz nach Paloma.
So etwas sieht ihr ähnlich. Sie hatte einen eigenartigen Sinn für Humor. So sind die Südamerikaner.«
Mrs. Ransome nickte, als könnten irgendwelche Lücken in diesem Bericht der Region und der wohlbekannten Unbeständigkeit ihrer Bewohner in die Schuhe geschoben werden; die Weite der Pampas, die Länge des Amazonas – mit diesen Phänomenen verglichen, was war da ein schlichter Einbruch in Nordlondon? Dennoch, eine Frage nagte an ihr.
»Wen hat sie angeheuert, der das mit solcher Sorgfalt ausgeführt hat?« fragte Mrs. Ransome.
»Oh, das ist ganz einfach. Roadies.«
»Roadies?« sagte Mrs. Ransome. »Meinen Sie Straßenbauarbeiter?«
»Eine Bühnenmannschaft. Jungs, die Sets aufbauen. Haben das Schloß geknackt. Fotos gemacht. Ihr Set
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