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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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anschleppten. Gäste mit Leibwächtern. Gäste, die in schwarzen Köfferchen zusammenlegbare Billardstöcke mitbrachten, weil sie denen von Tiger nicht trauten. Aber nur Oliver wußte, daß der Landeplatz ein geheimer Altar war. Inspiriert von der Geschichte eines indonesischen Stammes, der hölzerne Flugzeugattrappen als Köder für reiche Touristen aufstellte, die darüber hinwegflogen, hatte Oliver dort Opfergaben von Jeffreys Lieblingsspeisen ausgelegt, in der Hoffnung, ihn aus dem Himmel herabzulocken, auf daß er seine Kindheit vollende. Aber das Essen im Himmel war offensichtlich besser, denn Jeffrey kam nie mehr zurück. Und Jeffrey war nicht der einzige Abwesende. In dem wogenden Nebel standen Hürden, die immer strahlend weiß gestrichen waren, das Polofeld, das ganzjährig markiert und gemäht wurde, die Ställe, in denen jeder Sattel und jeder Zaum, jede Trense und jeder Steigbügel für den niemals eintretenden Tag poliert wurde, an dem Tiger nach zwanzigjähriger Geschäftsreise mit Gasson am Steuer die Einfahrt hinauffahren und sein schwer verdientes englisches Feudalherrenleben wieder aufnehmen würde. Die Einfahrtstraße führte zwischen Blutbuchen abwärts. Vor ihm erschienen die zwei Dienstbotenhäuser aus Ziegeln und Feuerstein. Er schritt langsam daran vorbei, in der Hoffnung, Craft den Butler und seine Frau dort beim Tee zu sehen. Die Crafts hatte er sehr gern gehabt, sie waren sein Fenster in die Welt jenseits der Mauern von Nightingales gewesen. Aber Mrs. Craft war vor fünfzehn Jahren gestorben, und Mr. Craft war nach Hull, wo er herstammte, zurückgekehrt und hatte bei der Gelegenheit eine Fabergé-Dose und eine Reihe von Miniaturen aus dem achtzehnten Jahrhundert mitgehen lassen, die Tigers nebulöse Vorfahren darstellten, diesmal welche aus Pennsylvania. Oliver ging den Hügel hinunter, und nun erschien vor ihm Nightingales, erst die Kamine, dann der ganze graue Steinhaufen inmitten einer unkrautlosen Kiesfläche, auf der seine Schuhe knirschten wie auf brüchigem Eis, als er sich dem vorderen Eingang näherte. Der Klingelzug war eine Messinghand, der Daumen gegen die Finger gelegt. Er packte sie und zog mit laut klopfendem Herzen, plötzlich nur noch ein Sohn, der sich nach Hause sehnte. Er wollte schon ein zweitesmal ziehen, als er hinter der Tür schlurfende Schritte vernahm und sich panisch fragte, wie er sie anreden sollte, denn Mutter konnte sie nicht ausstehen, und Mummy noch viel weniger. Dann merkte er, daß er ihren Vornamen vergessen hatte. Seinen eigenen hatte er auch vergessen. Er war sieben Jahre alt und saß sechs Meilen entfernt in einer Polizeiwache, und er konnte sich nicht einmal mehr an den Namen des Hauses erinnern, aus dem er weggelaufen war. Die Tür ging auf, und Dunkelheit kam ihm entgegen. Er grinste und murmelte etwas. Seine Ohren waren verstopft. Er spürte den Flaum einer Mohairstrickjacke im Gesicht, als sie seinen Nacken umschlang. Er nahm sie schützend in die Arme. Er schloß die Augen und versuchte ein Kind zu werden, aber das ging nicht. Sie gab ihm einen Kuß auf die linke Wange, und er roch Pfefferminz und schlechten Atem. Sie küßte seine rechte Wange, und er erinnerte sich, wie groß sie war, größer als jede andere Frau, die er je geküßt hatte. Er erinnerte sich an ihr Zittern und ihren seifigen Lavendelgeruch. Er fragte sich, ob sie immer zitterte oder nur seinetwegen. Sie trat von ihm zurück. Ihre Augen standen wie die seinen voller Tränen.
    »Ollie, mein Sohn.« Richtig geraten, dachte er, denn manchmal nannte sie ihn Jeffrey. »Hättest du mich nicht vorher anrufen können, Ollie? Mein armes Herz. Was hast du nun schon wieder angestellt?«
    Nadia, erinnerte er sich: sag nicht Mutter zu mir, Ollie. Sag Nadia, sonst komme ich mir so alt vor.
    Die Küche war niedrig und enorm groß. Angeschlagene Kupfertöpfe, von einem längst verschwundenen Innenarchitekten auf einer Auktion erworben, hingen an alten Balken, die bei einer der unzähligen Umbauaktionen eingezogen worden waren. Der Tisch war so lang, daß zwanzig Dienstboten daran Platz fanden. Ein bauchiger Backsteinofen, der nie an den Kamin angeschlossen worden war, füllte den dunklen hinteren Teil aus.
    »Du bist bestimmt sehr hungrig«, erklärte sie ihm analytisch, als ob Essen etwas sei, das andere Leute täten. »Nein, wirklich nicht, ehrlich.«
    Sie sahen im Kühlschrank nach, ob etwas, das er mochte, da war. Eine Flasche Milch? Ein Päckchen Pumpernickel? Vielleicht eine Büchse

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