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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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der Türkei. Der oder die Täter sind unbekannt. Er war geschäftlich für Single unterwegs und wurde erschossen.« »Ach, das ist ja furchtbar, Junge. Wie entsetzlich. Das tut mir aber leid. Die arme Frau. Jetzt wird sie arbeiten gehen müssen. Grausam. Ach, Junge.«
    Du hast es gewußt, dachte er. Du hattest deinen Text schon fertig, bevor ich zu Ende geredet habe. Sie standen Hand in Hand in ihrem Privatgemach, das sie das Morgenzimmer nannte. Es war das kleinste einer Flucht von Wohnzimmern an der Südseite des Gebäudes. Jacko der Siamkater lag in einem gepolsterten Körbchen unter dem Fernseher. Sag mir, was sich hier seit deinem letzten Besuch verändert hat, Junge, forderte sie ihn auf. Komm, wir spielen Ich sehe was, was du nicht siehst. Er sah sich um. Tigers graviertes Whiskyglas, der Abdruck seines zierlichen Hinterteils in seinem Lieblingssessel, eine rosa Zeitung, hausgemachte Schokolade von Richoux in der South Adley Street, ohne die er niemals nach Nightingales kam.
    »Das Aquarell da ist neu«, sagte er.
    »Ollie, was bist du für ein kluger Junge!« - sie klatschte geräuschlos in die Hände. »Das Bild ist mindestens hundert Jahre alt, aber hier ist es neu, ein Punkt für dich. Tante Bee hat es mir vermacht. Es stammt von der Frau, die für Königin Victoria Vögel gemalt hat. Ich erwarte nie etwas, wenn jemand stirbt.«
    »Wann hast du ihn das letztemal gesehen, Mutter?« Statt zu antworten, erzählte sie ihm leidenschaftlich von Mrs. Hendersons Hüftoperation, und das örtliche Krankenhaus sei ja absolut großartig gewesen, die Regierung plane jetzt gerade, es zu schließen, typisch, ganz typisch: »Und unser geschätzter Dr. Bill, der sich seit Ewigkeiten um uns kümmert - also der - na ja, er hat, also, hm« - sie hatte den Faden verloren.
    Sie gingen ins Kinderzimmer und betrachteten Holzspielzeug er konnte sich nicht erinnern, damit gespielt zu haben, und das Schaukelpferd - er konnte sich nicht erinnern, darauf geritten zu haben, auch wenn sie schwor, er habe es damals fast kaputtgeritten, aber wahrscheinlich denkt sie wieder an Jeffrey, nahm er an.
    »Und euch geht es wirklich gut, Junge? Euch dreien? Ich weiß, ich soll nicht danach fragen, aber ich bin nur eine Mutter, ich bin nicht aus Stein. Ihr seid alle gesund und glücklich und frei, wie du es haben wolltest, Junge? Keine Unannehmlichkeiten mehr?«
    Und hielt ihr Lächeln weiter auf ihn gerichtet, flackernd wie ein Heimkino, und hob die gezupften Brauen, als er ihr ein Foto von Carmen gab und sie dann beobachtete, wie sie es auf Armeslänge von sich hielt und durch die zusammenklappbare Brille betrachtete, die sie an einer Granatkette um den Hals trug, und wie das Foto mit ihrem Arm und ihr Kopf mit dem Foto hin und her wackelte.
    »Inzwischen ist sie größer, und wir haben ihr die Haare geschnitten«, sagte Oliver. »Sie lernt jeden Tag neue Wörter.« »Einfach entzückend, Junge. Reizend« - sie schob ihm das Bild wieder hin - »das habt ihr wirklich gut gemacht, ihr beide. Was für ein süßes niedliches glückliches kleines Mädchen. Und Helen geht es gut, ja? Sie ist glücklich und so weiter?« »Heather geht es großartig.« »Ich freue mich so.«
    »Mutter, ich muß es wissen. Ich muß wissen, wann du Tiger zum letztenmal gesehen hast und was dann passiert ist. Alle suchen nach ihm. Es ist wichtig, daß ich ihn als erster finde.« Es geht besser, wenn wir uns nicht in die Augen sehen, erinnerte er sich und starrte weiter das Schaukelpferd an. »Dräng mich nicht so, Ollie. Du weißt, wie schlecht ich mir Daten merken kann. Ich hasse Uhren, ich hasse Nächte, ich hasse Leute, die mich drängen. Ich hasse alles, was nicht hübsch und appetitlich und reinlich ist.«
    »Aber du liebst Tiger. Du wünschst ihm doch nichts Schlechtes. Und mich liebst du auch.«
    Sie sprach jetzt mit Kleinmädchenstimme. »Du kennst deinen Vater, Junge. Er stürmt hinein, er stürmt hinaus, alles wird nervös, und wenn er wieder weg ist, fragt man sich, ob er überhaupt da war. Die arme Nadia wußte, was ich meine.« Er hatte sie gründlich satt, und zwar schon seit er als Siebenjähriger versucht hatte, von zu Hause fortzulaufen. Er wünschte, sie wäre tot wie Jeffrey. »Er war hier und hat dir erzählt, daß Winser erschossen wurde«, sagte er.
    Sie fuhr sich nervös mit der Hand über den Körper und packte sich am Oberarm. Sie trug eine langärmelige Tüllbluse mit gekräuselten Manschetten, die ihre blauen Adern verbergen sollten. »Dein Vater

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