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Untitled

Titel: Untitled Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown Author
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Sardellen? Ihre zitternde Hand lag auf seiner Schulter. In einer Minute zittere ich auch.
    »Entschuldige, aber Mrs. Henderson hat heute ihren freien Tag«, sagte sie. »Ich mache an Wochenenden Diät. Schon immer. Du hast es vergessen.« Als ihre Blicke sich im Licht der Hängelampe begegneten, sah er, daß sie Angst vor ihm hatte. Er fragte sich, ob sie betrunken war oder erst auf dem Weg dorthin. Manchmal verfiel sie schon nach den ersten Gläsern in mädchenhaftes Nuscheln. Manchmal aber konnte sie auch mit zwei Flaschen intus noch einen nüchternen Eindruck machen. »Du siehst nicht sehr gut aus, Ollie. Hast du´s mal wieder übertrieben? Nimm´s doch nicht immer so schwer.«
    Dabei war es keineswegs unglaublich. Jedes Jahr vor Weihnachten machte sie ihren kleinen Urlaub, wie sie das nannte, und kam ohne eine Falte im Gesicht wieder nach Hause.
    »Bist du vom Bahnhof zu Fuß gekommen, Junge? Ich habe kein Auto gehört, Jacko auch nicht.« Jacko, der Siamkater. »Ich hätte dich abgeholt, wenn du angerufen hättest.«
    Du bist seit Jahren nicht mehr Auto gefahren, dachte er. Nicht mehr, seit du einmal Silvester mit dem Landrover in die Scheunenwand gekracht bist und Tiger deinen Führerschein verbrannt hat. »Ich mag den Weg hierher, ehrlich«, sagte er. »Das weißt du doch. Es stört mich auch nicht, wenn es regnet.« Noch eine Minute, und wir wissen beide nicht mehr, was wir sagen sollen.
    »Anscheinend fahren sonntags fast keine Züge mehr. Mrs. Henderson muß in Swindon umsteigen, wenn sie ihren Bruder besuchen will«, klagte sie.
    »Meiner war pünktlich.« Er setzte sich an den Tisch, dort wo er immer saß. Sie blieb stehen, sah ihn zärtlich an, zitternd und besorgt, verzog die Lippen wie ein Baby vor dem Fläschchen. »Sonst noch jemand da?« fragte er.
    »Nur ich und die Katzen, Junge. Warum fragst du?« »Nur so.«
    »Einen Hund möchte ich nicht mehr. Samanthas Tod hat mich
zu sehr mitgenommen.«
»Ich weiß.«
    »Am Ende hat sie nur noch im Eingang gelegen und auf das Geräusch des Rolls gewartet. Sie hat sich am Ende nicht mehr gerührt, nichts mehr gegessen, nicht mehr auf mich gehört.« »Das hast du mir erzählt.«
    »Sie hatte beschlossen, nur einem einzigen Menschen zu gehören. Tiger hat gesagt, wir sollen sie neben der Fasanerie begraben, und das haben wir auch getan. Ich und Mrs. Henderson.«
    »Gasson hat das Grab ausgehoben, Mrs. Henderson hat ein
Gebet gesprochen. Leider keine sehr heitere Szene.«
»Wo ist er, Mutter?«
»Gasson, Junge?«
»Tiger.«
Sie hat ihren Text vergessen, dachte er, als er ihre Augen
überlaufen sah. Sie versucht sich zu erinnern, was sie jetzt
sagen soll.
»Ach, Ollie, mein Junge.«
»Was ist denn, Mutter?«
    »Ich dachte, du bist meinetwegen gekommen.«
    »Bin ich ja auch. Ich frage mich nur, wo Tiger steckt. Er ist hiergewesen. Das weiß ich von Gupta.«
    Es war nicht fair. Nichts war fair. Um sich zu schützen, mußte sie einen ganzen Sturm von Selbstmitleid heraufbeschwören. »Alle fragen mich das«, jammerte sie. »Massingham. Mirsky. Gupta. Dieser unheimliche Hoban aus Wien. Bernard. Diese gräßliche Hawsley-Hexe mit ihren Möpsen. Und jetzt du. Ich sage allen dasselbe. Ich weiß es nicht. Man sollte meinen, mit diesen Faxgeräten und Handys und weiß der Himmel was sonst noch müßten heutzutage alle jederzeit wissen, wo irgendwer steckt. Aber nein. Information bedeutet nicht Wissen, wie dein Vater zu sagen pflegt. Und er hat recht.« »Wer ist Bernard?«
    »Bernard, Junge. Du kennst Bernard doch. Der große glatzköpfige Polizist aus Liverpool, dem Tiger geholfen hat. Bernard Porlock. Als du ihn mal Wuschelkopf genannt hast, hat er dich beinahe umgebracht.«
    »Ich glaube, das war Jeffrey«, sagte Oliver. »Und Mirsky, das ist der Anwalt.«
    »Ja natürlich, Junge. Alix´ reizender lebhafter polnischer Freund aus Istanbul. Tiger braucht ein wenig Privatleben«, beteuerte sie. »Es ist doch absolut verständlich, daß jemand, der wie er ständig im Rampenlicht steht, sich mal für eine Weile
    dafür sogar deinen Namen geändert. Stimmt doch, Junge,
oder?«
»Du weißt es schon, nehme ich an. Du mußt von der Sache
gehört haben.«
    »Von was für einer Sache?« - scharf - »Ich soll mit keinem Reporter sprechen, Ollie. Du auch nicht. Wenn einer anruft, soll ich auflegen.«
    »Die Sache mit Alfred Winser. Unserem Rechtsberater.« »Dieser schreckliche Zwerg? Was hat der denn angestellt?« »Er ist gestorben, Mutter. Das heißt, er wurde erschossen. In

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