Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Untot in Dallas

Untot in Dallas

Titel: Untot in Dallas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
Vom Netzwerk:
Haar, eine Menge davon, dazu einen winzigen Körper mit großen Brüsten. Sie war bekümmert, weil eine andere Frau sie ansah und wünschte sich, ihre Kleider wären nicht so zerknittert und ihr Make-up frisch.
    „Du siehst prima aus“, versicherte ich der jungen Frau, wobei ich ihre Hand nahm. „Wir sitzen jetzt hier einfach ein wenig und halten Händchen - ich schwöre auch, daß ich dir nicht an die Wäsche will!“ Da mußte sie kichern. Ihre Finger entspannten sich ein wenig - es konnte losgehen.
    Wie ungewohnt das Ganze für mich noch war! Statt alles daranzusetzen, meine Telepathie zu unterdrücken und zu verhindern, daß sie zum Einsatz kam, hatte ich in letzter Zeit begonnen, sie zu perfektionieren. Bill hatte mich dabei unterstützt, wobei die Menschen, die im Fangtasia arbeiteten, als Versuchskaninchen dienten. Dabei hatte ich mehr oder weniger per Zufall entdeckt, daß ich die meisten Menschen sozusagen im Handumdrehen hypnotisieren konnte. Was nicht hieß, daß sie dadurch in meinen Bann gerieten, aber ich gelangte so mit fast schon erschreckender Leichtigkeit in ihre Köpfe. Hat man jemanden beim Denken belauscht und festgestellt, wie dieser Mensch sich am besten entspannt, dann ist es vergleichsweise einfach, diesen Menschen so zu lockern, daß sein Zustand einer leichten Trance gleichkommt.
    „Was magst du am liebsten, Bethany?“ fragte ich. „Läßt du dich ab und zu massieren? Gehst du dir manchmal die Nägel machen lassen?“
    Vorsichtig und sanft spähte ich in Bethanys Kopf. Dann wählte ich den Kanal, der mir am erfolgversprechendsten schien.
    „Du sitzt beim Friseur“, verkündete ich mit sanfter, gleichmäßiger Stimme. „Du bist bei Jerry, deinem Lieblingsfriseur. Er hat ganz lange und ausführlich dein Haar ausgekämmt. Jetzt ist keine einzige Strähne mehr verfilzt. Er hat die Strähnen auch schon abgeteilt, was nicht einfach war, weil du so volles, dichtes Haar hast. Das Schneiden dauert immer lange, aber Jerry freut sich darauf, denn dein Haar ist so gesund und glänzend. Jetzt nimmt er sich die erste Strähne vor und schneidet sie zurecht ... die Schere klappert. Ein paar Haare fallen auf den Plastikumhang, den du um die Schultern trägst, und gleiten zu Boden. Dann spürst du erneut seine Finger in deinem Haar. Sie bewegen sich, sie heben eine Strähne nach der anderen, sie schneiden, sie heben, sie schneiden. Manchmal kämmt er eine Strähne aus, um zu sehen, ob er sie gerade geschnitten hat. Wie schön das ist: Du sitzt einfach da, und jemand anderes beschäftigt sich mit deinem Haar. Außer dir ist niemand ...“ Nein, Moment - da hatte ich eine leise Verunsicherung gespürt, „nur wenige Menschen sind im Salon, aber sie sind alle ebenso beschäftigt wie Jerry. Irgendwo läuft ein Fön. Die Stimmen in der Nische neben dir kannst du hören, aber du verstehst nicht, was sie sagen. Jerrys Finger gleiten durch dein Haar; sie schneiden, sie kämmen, sie schneiden, sie kämmen ...“
    Was ein ausgebildeter Hypnotiseur zu meiner Technik sagen würde, wußte ich nicht, aber ich war erfolgreich damit. Zumindest bei der Person, die gerade vor mir saß. Bethanys Bewußtsein befand sich nun in einem friedvollen, vergleichsweise brachliegenden Zustand und wartete nur darauf, daß ich ihm etwas zu tun gab. „Jerry ist also mit deinem Haar befaßt. Wir beide werden jetzt gemeinsam diesen Abend im Club durchgehen. Jerry schneidet derweil weiter, keine Sorge, er schneidet und kämmt. Wir fangen damit an, daß du dich fertig machst, um zur Arbeit zu gehen. Achte nicht auf mich. Ich bin ein Lufthauch hier hinter deiner Schulter. Du kannst mich hören, aber ich sitze in einer anderen Nische des Friseursalons. Du verstehst nicht, was ich sage, es sei denn, ich rufe dich beim Namen.“ Das alles erklärte ich nicht nur, um Bethany zu beruhigen, sondern auch, um den hinter mir sitzenden Stan über mein Vorgehen zu informieren. Dann erst drang ich tiefer in die Erinnerungen des Mädchens ein.
    Bethany sah sich in ihrer Wohnung um. Diese war klein, recht ordentlich, und Bethany teilte sie mit einer anderen Frau, die ebenfalls im Bat's Wing angestellt war. Diese Frau nannte sich Desiree Dumas und sah, zumindest durch Bethanys Augen betrachtet, genauso aus wie der Name, den sie sich zweifelsohne selbst zugelegt hatte. Sie war eine selbsternannte Sirene, ein wenig zu rundlich, ein wenig zu blond und felsenfest überzeugt von der eigenen erotischen Ausstrahlung.
    Die Kellnerin durch ihre Erinnerungen

Weitere Kostenlose Bücher