Untot in Dallas
mit Ringelblumen auf dem Tisch neben Sarah und wußte zumindest, wie er auf die Idee gekommen war. Einen Fehler hatten wir also bereits gemacht; natürlich hätten wir die Frage mit den Namen auf der Herfahrt klären müssen. Wenn die Bruderschaft für die Wanze verantwortlich war, dann konnte man mit Fug und Recht annehmen, daß ihr der Name Sookie Stackhouse vertraut war. Gott sei Dank war Hugo das wohl klar gewesen.
„Hugo Ayres - der Name sagt uns etwas, nicht wahr, Sarah?“ Steve Newlins Gesicht drückte aus, daß der Mann angestrengt nachdachte: die Stirn gerunzelt, die Brauen fragend emporgezogen, der Kopf leicht zur Seite geneigt.
„Ayres?“ wiederholte die Frau mit dem stahlgrauen Haar nachdenklich. „Ich bin im übrigen Polly Blythe, die Zeremonienmeisterin der Bruderschaft.“
„Oh Polly, das tut mir so leid! Ich war abgelenkt und habe ganz vergessen, dich vorzustellen!“ Sarah warf den Kopf leicht nach hinten, und auch ihre Stirn legte sich in Falten - um sich dann aber umgehend wieder zu glätten. Sie strahlte ihren Mann an: „Gab es da nicht einen Anwalt, der Hugo Ayres hieß? Der, der die Vampire im Rechtsstreit mit den Anwohnern am University Park vertreten hat?“
„Stimmt“, sagte Newlin, wobei er sich in seinem Stuhl zurücklehnte und die langen Beine übereinander schlug. Er winkte jemandem zu, der auf dem Flur entlangging, dann schlang er die ineinander gefalteten Hände um die Knie. „Interessant, daß Sie uns einen Besuch abstatten! Dürfen wir hoffen, daß Sie inzwischen auch die andere Seite des Vampirproblems zu Gesicht bekommen haben?“ Aus sämtlichen Poren des Direktors drang tiefe Befriedigung, so greifbar wie der Gestank, der von einem Stinktier ausgeht.
„So kann man es ausdrücken, und das wäre vielleicht auch angemessen ...“, setzte Hugo an, aber Steves Stimme rollte über ihn hinweg und immer weiter und weiter.
„Die blutsaugende, die finstere Seite der Vampirexistenz? Haben auch Sie herausgefunden, daß sie uns alle umbringen wollen, daß sie über uns herrschen wollen mit ihrer verräterischen Art und ihren leeren Versprechungen?“
Meine Augen waren so rund wie Untertassen. Sarah nickte ernst und nachdenklich vor sich hin, wobei sie immer noch so süß und nichtssagend aussah wie ein Vanillepudding. Polly dagegen machte den Eindruck, als erlebe sie gerade einen düsteren Orgasmus. Steve fuhr immer noch lächelnd fort: „Wissen Sie, es mag sich ja gut anhören, die Sache mit dem ewigen Leben hier auf Erden, aber sie verlieren dabei die Seele und dann, irgendwann einmal, wenn ich sie erwische nämlich - das muß natürlich nicht ich selbst sein, vielleicht ist es auch erst mein Sohn oder irgendwann meine Enkelin -, dann pfählen wir sie und verbrennen sie und dann landen sie in der finstersten Hölle. Die wird nicht besser dadurch, daß man die Reise dorthin aufgeschoben hat! Für Vampire hält unser Herr nämlich eine spezielle Ecke bereit! Für Vampire, die Menschen benutzt haben wie Klopapier, benutzt und ins Klo gespült und ...“
Igittigitt. Das ganze ging rasend schnell den Bach runter. Von Steve bekam ich nichts weiter mit als diese schier bodenlose, strahlende Selbstzufriedenheit, gepaart mit einem ordentlichen Schuß Schlauheit - keine einzige konkrete Information.
„Entschuldige, Steve?“ erklang mit einem Mal von der Tür her eine tiefe Stimme. Ich drehte mich um und sah einen gutaussehenden, schwarzhaarigen Mann mit kurzgeschnittenem Haar und der Muskulatur eines Gewichthebers dort stehen. Er lächelte die im Zimmer Anwesenden mit derselben Herzlichkeit und Gutwilligkeit an, die alle hier zur Schau stellten. Anfänglich hatte diese Herzlichkeit mich beeindruckt. Inzwischen fand ich sie einfach unheimlich. „Unser Gast wartet“, fuhr der Neuling fort.
„Wirklich? Noch eine Minute“, antwortete Steve.
„Mir wäre es lieber, du kämest jetzt gleich. Ich bin sicher, deine Besucher haben nichts dagegen, etwas zu warten?“ Der Schwarze mit dem Kurzhaarschnitt warf Hugo und mir einen bittenden Blick zu, und Hugo dachte unvermittelt an einen dunklen Ort tief unter dem Erdboden. Ein kurzer Gedanke nur, der ihm in Bruchteilen einer Sekunde durch den Kopf huschte, den ich aber höchst merkwürdig fand.
„Gabe, ich komme, sobald ich das Gespräch mit unseren Gästen beendet habe“, erklärte Steve fest und entschieden.
„Aber Steve ...“ Gabe wollte nur ungern nachgeben, aber da traf ihn ein wütender Blick aus Steves Augen. Der Direktor
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