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Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Titel: Untot, Intrige und viel Tee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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Erdbeeren?«
    »Nein. Deshalb hast du meine Hand etwas länger als nötig berührt.«
    Jakeed schwieg so lange, bis er merkte, dass er sich genau damit endgültig verraten hatte. »Und?«
    »Zuerst habe ich mich darüber geärgert, dass Madalak dich nicht da unten gelassen hat. Dann habe ich mich darüber geärgert, dass er mich nicht da unten gelassen hat. Als ich wusste, dass du ein Grauer bist, habe ich dich gehasst.« Bikka sah, wie Jakeed ein Stück in sich zusammen sank. »Alle Lilanen hassen alle Grauen. Und umgekehrt.«
    »Weil es einfach ist«, sagte Jakeed.
    »Ja. Man muss dazu nicht nachdenken, nicht differenzieren. Seit ich Wahrmuts Verlorene Worte kenne, sehe ich das anders. Sie sind für alle da. Und damit meine ich nicht nur das Dritte Kapitel. Alle Worte Wahrmuts sind für alle da.« Sie lachte. »Das gilt sogar für das Dritte Buch, das kein Mensch versteht.«
    Jakeed wünschte sich den Mut, die Hexe in den Arm zu nehmen. Bikka fuhr fort: »Wozu brauchen wir zwei Kirchen? Eine würde auch genügen, und sie kann ruhig bunt sein statt einfarbig. Auch wenn ich auf dem Markt ein lila Kleid trage, bin ich nicht mehr lila. Wir alle sind jetzt bunt. Wie Armia. So gesehen ist sie schon immer die vernünftigste von uns gewesen.«
    »Armia«, sagte Jakeed, »hat den Anfang gemacht.«
    »Übrigens«, kicherte Bikka. »Sie hat heute Abend einen knackigen Waldläufer vernascht.«
    »Vernascht?«
    »Ja. Während ich den Marktstand abgebaut habe, hat sie sich mit ihm in der Scheune direkt hinter mir vergnügt.«
    »Das klingt so ...« Jakeed schluckte. »...als wäre dieser ... Waldläufer auch dein Geschmack gewesen?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    Bikka zuckte die Schultern. »Er ist ein Mann. Kommst du mit rein? Mir wird langsam kalt.«
     
    Emklu, das Dorf in der Nähe des Gebirges, verfügte über einen der bedeutendsten Märkte in der Umgebung. Marktleiter Wartlo sorgte energisch für Ordnung und organisierte seine wöchentliche Veranstaltung analog zu der Belagerung einer mittelgroßen Burg.
    An diesem 20. Tag des dritten Monats blieben einige Felder auf seiner Verwaltungsliste leer. Energisch rief er seinen Ordner Vulko zu sich.
    »Vulko, geh zum Stand von Kaplots und droh ihm mit dem großen Hammer, wenn er nicht bald hier auftaucht und sich in die Liste einträgt. Und, Vulko ...«
    »Ja?«
    »Dann gehst du zu Prantl, zu Eswitz und zu Arkol, dem Kerl mit den Gurken und machst dasselbe mit ihnen.«
    »Ja.« Einsilbig machte Vulko sich auf den Weg.
    Gleichzeitig tauchte eine alte Schachtel auf, die ihren leeren Einkaufskorb schwenkte. »Desisne ... wasisndeshoithia?«
    »Kann ich dir helfen?«, fragte Wartlo ruhig.
    »Jawosndeguaknmanhoit jomoi wobinnichdenn?«
    Wartlo baute sich in seiner ganzen Größe auf und versuchte die Frau dazu zu bringen, sich verständlich auszudrücken.
    Schließlich erfuhr er: Erstens, die Frau war sehr wütend. Zweitens, sie war wie jede Woche extra von ihrem Hof am Waldihang gekommen, um den berühmten Markt von Emklu zu besuchen. Drittens, ihr Mann brächte sie um, wenn sie ohne Gurken nach Hause käme.
    Vulko tauchte wieder auf. »Nicht da«, sagte er.
    »Was soll das heißen, nicht da?«
    »Jowoisidenn ...«
    »Händler nicht da.«
    »Die sind nicht da? Die sind immer da!«
    »Sagido!«, schwenkte die Frau ihren leeren Korb. »Iwillmoaguakn.«
    »Kalender«, sagte Vulko gewohnt einsilbig.
    »Kalender? Was für Kalender?« Wartlo kratzte sich überfordert am Kopf.
    »Letzte Woche. Hier verkauft.«
    »Woasndes Kalenda dekuhstinkt.«
    »Wovon redest du?«
    Es dauerte ziemlich lange, bis Vulko dem Marktleiter in maximal drei Wörter langen Sätzen erklärt hatte, dass es neuerdings einen Kalender mit acht Tagen gab, nach dem heute nicht Markttag, sondern Sandtag war. Schließlich ging Wartlo selbst los und vergewisserte sich, dass erstens tatsächlich eine ganze Reihe Händler fehlten und zweitens gewisse Kalender mit lustigen Bildern im Umlauf waren. Drittens bedeutete das einen Verlust von genau 34 Pieseln für ihn, und das machte ihn sehr, sehr wütend.
     
    Es wurde bislang nicht erforscht, ob Gaugau-Vögel dazu in der Lage sind, sich über irgendetwas zu wundern. Falls ja, so wäre es an diesem Abend mal wieder an der Zeit dafür gewesen. Die Gaugaus waren die einzigen Vögel, auf die Misthaufen eine derartige Anziehungskraft ausübten, dass sie nicht nur ihre Eier darin ablegten, ihre Küken dort großzogen, sondern sich auch darauf paarten (am liebsten ganz oben)

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