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Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Titel: Untot, Intrige und viel Tee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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Kalender. Der nächste Wachtag, also der Tag unseres nächsten Treffens, ist damit erst am 26. Tag dieses Monats. Ich möchte noch einmal unterstreichen, dass wir zu jenem Zeitpunkt einen positiven, ausführlichen Bericht von Projekt U erwarten. Und nun wünsche ich eine angenehme, wohlriechende Nacht.«
    Die Antwort war ein Schluchzen, das weder beim Rest des Geheimbundes noch bei den Gaugaus irgendwelches Mitleid erregte.
     

Inkmuht
     
Endlich erklomm ich den höchsten Hügel und hörte Schreie von Affen. Sie hatten offenbar Spaß.
Wahrmuts Wahre Worte
3. Buch, 4. Kapitel
 
    Es war prächtig. Prächtig, prächtig, unvergleichlich. Konvis Inkmuht, Hauptsonderwimpelaufhänger der Zweistädte-Prozession der Ehrenhaftigen Hauptdame Gultuweiti Materia von Etria, betrachtete das begeisterte Volk, das zu beiden Seiten der Straße mit grauen Fähnchen winkend die vorbei fahrenden Wagen feierte. Sein Blick hob sich zu den unzähligen grauen Wimpeln, die über ihren Köpfen im Wind flatterten. Viele davon hatte er persönlich angebracht.
    Die Grauen Häupter auf dem ersten Wagen, der langsam vorbei rollte, warfen einzelne Pieselmünzen in die Zuschauermenge. Die winkte besonders eifrig. Es folgte der prächtig geschmückte Wagen mit dem persönlichen Chor der Hauptdame, der Gesänge aus Wahrmuts Vertonten Gedichten vortrug. Eingerahmt von zwei marschierenden Abteilungen Grauer Ritter kam danach der Wagen der Hauptdame, die ganz oben stand und die Huldigungen der Zuschauer entgegennahm, die brav auf die Knie sanken. Der letzte Wagen war mit einfachen Häuptern besetzt, die kleine Pakete mit süßem Gebäck verteilten.
    Der Zug bewegte sich so langsam, dass die Besucher der Prozession leicht nach der Vorbeifahrt des letzten Wagens zurück zum vordersten laufen konnten, um erneut Pieselmünzen zu sammeln, der Hauptdame zu huldigen und Süßigkeiten aufzufangen.
    Irgendwo in der Mitte zwischen Etria und Amaui, wo die Hauptandacht stattfinden sollte, entdeckte Inkmuht plötzlich weit vorne einen lila Wimpel zwischen den grauen.
    Hatte sich ein Lila Saboteur einen bösen Scherz erlaubt?
    »Schnell, kommt mit!«, rief er den vier anderen Sonderwimpelaufhängern seiner Einsatzgruppe zu. Mit höchster Eile stürmten sie zu der bewussten Stelle, bauten die zerlegbare Leiter zusammen. »Schneller«, drängte Inkmuht, »sie sind gleich hier!« Er stürmte die Leiter hinauf, zog sein Messer, hielt sich krampfhaft fest, griff vergeblich nach dem im Wind flatternden lila Wimpel. »Diese Ketzer müssen ausgelöscht werden«, zischte er, dann bekam er den Stofffetzen zu fassen und löste ihn mit einem sauberen Schnitt von der Leine. Eilig kletterte er hinunter. Er verstand überhaupt nicht, warum die Zuschauer um seine Gruppe herum unentwegt grinsten. Vorsichtshalber hielt er Ausschau nach weiteren falschen Wimpeln, aber so weit das Auge reichte, flatterte alles in reinem Grau.
    Erleichtert stellte Inkmuht fest, dass der erste Wagen der Prozession gerade erst die bewusste Stelle erreichte, und die Augen der Hauptdame nicht beleidigt werden würden. Inkmuht lachte vor Glück. Dies war zweifellos der bemerkenswerteste Tag seines Lebens. Bisher.
     
Zotteltee: Grob gezupfte Blüten mit herbem Nachgeschmack. Muss so heiß getrunken werden, dass man sich die Zunge verbrennt, damit sich die Bitterstoffe voll entfalten können.  Kostet etwa 75-120 Piesel pro Pfund.
  Aus Hutrolfs Unfehlbarer Teefibel
 
    Am Abend saß Inkmuht mit vielen anderen tapferen Wimpelaufhängern im Speisesaal der Grauen Burg von Etria und unterhielt sich über die Ereignisse des Tages. Wie sich herausstellte, hatten Saboteure insgesamt 77 lila Wimpel eingeschmuggelt. Ein dicker Sonderwimpelaufhänger namens Hotwil aus dem Dorf Danwik hatte als Erster erkannt, dass das genau dem Alter des Hauptherrvaters zu Etria entsprach. Der Angriff der Lilanen auf die Prozession war also ein besonders niederträchtiger. »Die Irrgläubigen machen sich über das Alter unseres weisen Hauptherrvaters lustig«, rief Hotwil und donnerte seine fette Faust auf den Tisch, dass die Becher klirrten.
    »Möge der Herr in ihm sein für immer«, murmelten die Anwesenden.
    »Die Lilanen sind für eine solche Strategie nicht schlau genug. Die Zahl ist reiner Zufall«, behauptete ein kleiner Wimpelaufhänger, den Inkmuht nicht kannte. Er beteiligte sich nicht daran, dem Jungen auf handgreifliche Weise deutlich zu machen, dass er einen fatalen Irrtum beging. Man durfte seine Feinde nie

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