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Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Titel: Untot, Intrige und viel Tee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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eines toten Fisches.«
    Vilma verzog das Gesicht. »Das hat Wahrmut gehört«, sagte sie.  »Du wirst Buße tun und drei Tage in Demut in deiner Kammer verbringen.« Die Herrin von Ramaschal wusste, dass Aquato das nicht besonders schlimm traf, da er sowieso die meiste Zeit mit Studien und Schreiben verbrachte. Und wenn er während der Prozession in seinem Zimmer saß, konnte er keine unerfreulichen Überraschungen verursachen. »Ich werde in der Mitte der Nacht jemanden schicken, um meine morgige Bedanktagrede abzuholen, die sicher einen eher zurückhaltenden Ton anschlagen wird.«
    »Ja, Herrin. Möge dein Licht nie verglühen.«
    »Du kannst gehen, Aquato.«
    Wortlos verließ der Funke den Raum und schloss die Tür hinter sich. Vilma nahm Platz und ihr Exemplar des Kalenders zur Hand. Sie blätterte ihn auf und las die Verlorenen Worte Wahrmuts, obwohl sie sie natürlich längst auswendig kannte.
    Nachdenklich griff sie nach einer Tasse Erdbeertee. Es kam ihr gelegen, Ramaschal nicht verlassen zu müssen. Vielleicht ließ Bikka sich endlich mal wieder blicken. Vilma war ganz sicher, dass ihre Lieblingshexe etwas mit diesem so wunderbar einfachen Kalender zu tun hatte. Keine Schalttage, jeder Monat gleich lang ... ob Wahrmut die Welt wirklich nach einem einfachen Schema gestaltet hatte statt nach einem komplizierten? Die Herrin von Ramaschal beschloss, sich ihren Funken Aquato zum Beispiel zu nehmen und einige weise Schriften zu lesen. Vielleicht boten diese Hinweise zur Echtheit des so plötzlich aufgetauchten Kapitels über den Schlaftag.
    Vilma erhob sich und machte sich auf den Weg in die Bibliothek.
     
Erdbeertee: Getrocknete, vergorene Erdbeeren, versetzt mit anderen Früchten, Tees oder Gras. Ein einfaches, anregendes Geschmackserlebnis für bescheidene Gemüter. Marktpreis je nach Qualität 40-160 Piesel pro Pfund.
  Aus Hutrolfs Unfehlbarer Teefibel
 
    Jakeed Om Setta stand vor der Wohnhöhle im Schnee und fror. Der eiskalte Wind vertrieb die vielen Gedanken, die er sich über den Kalender und die Allianz machte. Er fragte sich, ob Zweiland überhaupt den ganzen Ärger wert war, den er und die anderen sich einhandelten.
    Zweiland hatte ihm noch nicht viel gegeben. Irgendwann hatte er sein Elternhaus in der Nähe von Dunaiu verlassen – er hatte zur Erinnerung nur noch das sicher verpackte, kleine Stofftier, das er in seiner Hosentasche trug. Beziehungsweise dessen Überreste. Es war ein Symbol für seine Wurzeln, seinen Ursprung. Es war abgegriffen und minderwertig. Die Zukunft sollte anders aussehen, dafür setzte Jakeed gerade sein Leben aufs Spiel. Vielleicht hätte er damit früher anfangen sollen.
    Er hatte hier und da gearbeitet, war durch das Land gezogen, bis er in jenem denkwürdigen Jaucheregen zum Grauen Agenten geworden war. Aber hatte ihm diese Tätigkeit Halt gegeben, Zufriedenheit verschafft?
    Genau genommen hatte er erst seit ein paar Tagen etwas, das er wirklich als Zuhause bezeichnen konnte. War es sein Zuhause, wenn er mehrere Tage hintereinander dasselbe Bett und dasselbe Bad benutzte?
    War es sein Zuhause, wenn er in der gleichen eisigen, stickigen Höhle wohnte wie die gutaussehende Hexe, die sich ihm gegenüber sonderbar verhielt?
    War er zuhause, wo ein sonderbar sprechender Beleibter täglich ein Frühstück für ihn und die anderen bereitete?
    War er zuhause, wohin kein Arm einer Kirche reichte, wo Wahrmuts Drittes Kapitel irgendwo in der Ecke lag und eine Vampirfledermaus mit Sprachfehler gesegnetes Papier anglotzte?
    Jedenfalls war diese Höhle mehr Zuhause als eine schmutzige Kammer in einer Grauen Burg.
    »Irgendwo da unten schichten sie schon wieder Holz für uns auf«, drang Bikkas Stimme plötzlich an sein Ohr. Sie war leise neben ihn getreten. Die Nacht war dunkel, daher spürte Jakeed ihre Anwesenheit mehr, als dass er sie sah.
    »Möchtest du ein paar Sanftkräuter?«, fragte die Hexe und hielt ihm etwas stark riechendes vors Gesicht.
    »Was bewirken die?«
    »Was du willst.«
    »Interessantes Zeug.« Jakeed griff nach dem Gewächs, traf zuerst Bikkas Hand, dann stopfte er sich die an Stroh erinnernden Kräuter in den Mund. Während er kaute, entwickelte sich ein intensiver Geschmack nach Erdbeeren.
    »Wonach schmeckt es?«, fragte Bikka.
    »Nach Erdbeeren«, sagte Jakeed gehorsam.
    »Du bist verliebt.«
    Jakeed hörte auf zu kauen. »Woher weiß das Kraut das?«
    »Nicht das Sanftkraut. Du weißt es«, versetzte Bikka.
    »Und deshalb schmeckt das Zeug nach

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