Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)
Arkol mit seinen Langgurken. Ferner war eine ganze Anzahl Händler, die schon vor drei Tagen ihre Stände aufgebaut hatten, auch heute wieder da.
»Was macht ihr denn hier?«, fragte Wartlo atemlos in die Runde.
»Heute ist doch Markttag«, sagte Arkol. »Jedenfalls nach dem neuen Kalender.«
»Jawollja«, bestätigte Eswitz. »Und solange irgendwie beide Kalender gelten, ist eben öfter Markt.«
»Und wir können mehr verkaufen«, vervollständigte Arkol.
» Vulkoooo !«, schrie Warto. »Bau den Marktleiter-Stand auf!«
»Jawollja«, sagte Eswitz.
Etria ist eine Nummer zu groß«, meinte Madalak mutlos.
Bikka lehnte sich an die Druckerpresse und erntete dafür einen vorwurfsvollen Blick von Wanzl. »Irgendwann müssen wir in die großen Städte.«
»Sollen wir nicht zuerst nach Ramaschal? Mit den Lilanen hat es bislang besser geklappt«, meinte Jakeed.
»Ja, weil Bikka ihre Hexenkerzen, ihr Amulett und ihren ... Körper dafür eingesetzt hat«, gab Madalak zu bedenken. Bikka sah nur zur Decke.
»Geht das nicht auch mit Grau?«, fragte Armia hoffnungsvoll und wandte sich an die Hexe. »Du müsstest nur ein Graues Kleid anziehen, die Kerzen umfärben ...«
»Ich bin keine Graue«, zischte Bikka ungewohnt aggressiv. »Eigentlich bin ich nicht einmal mehr ein lila Funke.«
»Dann ist Etria wirklich zu groß. Nichts gegen dich, Jakeed«, erklärte Madalak. »Aber deine Ausstrahlung genügt nicht einmal, um am Pranger ein faules Ei abzukriegen.«
»Dann nehmen wir Amaui«, warf Armia ein. »Stellt euch vor: In der zweifarbigen Stadt, in der ohnehin täglich Markt ist, bauen wir einen zweifarbigen Stand auf und verkaufen unsere Kalender. Die Leute werden denken: Beide Kirchen unterstützen uns, dann muss es richtig sein.«
»Und wenn wir abgeführt werden, freuen sie sich auf die zweifarbige Hinrichtung«, entgegnete Jakeed bitter.
»Das ist es ja gerade«, zeigte Armia mit dem Finger auf ihn und Bikka. »Die wissen doch gar nicht, wer zuständig ist! Die Grauen und die Lilanen arbeiten nie zusammen, auch nicht in Amaui. Die Stadtwache lässt sich nichts von den Kirchen sagen, die sind streng neutral, und wir verstoßen gegen kein Gesetz.«
Bikka und Jakeed sahen einander an. »Wir zwei, nebeneinander auf dem Stand, du in Lila und ich in Grau?«
Bikka nickte langsam, und ihr Mund formte ein Lächeln, das jeden Kirchenführer dazu gebracht hätte, umgehend einen besonders großen Scheiterhaufen aufzuschichten.
»Das wird ein Spaß!«
Die Baumkirche zu Etria stand ein ganzes Stück außerhalb des Stadtzentrums. Der rechteckige Bau mit dem dünnen Turm war aus grauem Stein gemauert und lag in einem kleinen Buchenpark. Unzählige Bänder mit grauen Wimpeln durchzogen die Bäume rund um das Gebäude. Hauptpredigerin Bina Hasel war damit beschäftigt, die schmalen Fenster zu putzen. Besonders stolz war sie auf die fahle, magische Lampe, die ganz oben unter dem grauen Baldachin angebracht war, der den künstlichen Himmel bildete.
Mit einem leisen Knarren öffnete sich die breite Tür der Kirche, und ungewohnt hastig und mit wehendem Kleidchen kam Bina Hasels Tochter Ilvy angelaufen.
»Mama, da sind ganz viele Leute draußen!«, rief sie aufgeregt.
Die Hauptpredigerin stutzte. »Was für Leute?«
Ihre Tochter zuckte nur mit den Schultern.
»Was wollen sie denn?«
Wieder ein Schulterzucken.
»Ich gehe besser nachsehen. Bleib du hier und pass auf meinen Putzlappen auf.«
Erneut zuckte die kleine Ilvy mit den Schultern, aber das sah ihre Mutter schon gar nicht mehr, weil sie zum Eingang der Kirche eilte. Sie schaute hinaus, und tatsächlich hatten sich draußen mehre Hände Gläubige versammelt, die auf eine Andacht zu warten schienen, als wäre heute Bedanktag.
Mehrere Mitglieder des Mädchenchors hatten Hasels Gesicht in der Tür bemerkt und kamen angelaufen.
»Geht's gleich los?«
»Was singen wir denn?«
Die Predigerin runzelte die Stirn. »Aber heute ist doch Sandtag, Kinder.«
Die Mädchen in ihren hübschen grauen Kleidchen schüttelten die Köpfe. »Nach dem neuen Kalender ist Bedanktag!«
»Ja, Bedanktag!«
»Was singen wir denn?«
»Neuer Kalender? Bedanktag?« Die Hauptpredigerin wusste zwar nicht, wovon die Mädchen redeten. Aber sie wusste, dass vor ihrer Kirche fast so viele Gläubige standen wie vor drei Tagen bei der letzten Andacht. Ihr war nicht bewusst, dass die meisten nur gekommen waren, um nicht zur Arbeit zu müssen. Ebenfalls war ihr nicht klar, dass die Leute
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