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Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)

Titel: Untot, Intrige und viel Tee (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Post
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hauptsächlich wegen der milden Gaben kamen, die nach jeder Veranstaltung verteilt wurden. Aber eines wusste die Predigerin: Ihre Aufgabe war es, Andachten abzuhalten. Und wenn jemand kam, um ihr zuzuhören, dann würde sie, in Wahrmuts Namen, ihre Aufgabe erfüllen.
    »Was singen wir denn?«
    Hasel musste nicht lange überlegen. »Danke für diesen grünen Baum. Los, Kinder, geht auf eure Plätze.«
    Dann stieß sie die Türen auf, setzte ihr freundlichstes Bedanktag-Willkommenslächeln auf und begrüßte jedes Haupt einzeln, das ihre Kirche betrat.
    Nach dem Gottesdienst stellte Hasel fest, dass sie die milden Gaben für den kommenden Bedanktag nun schon fast völlig verbraucht hatte. Sie setzte sich hin und schrieb einen Brief an Gultuweiti Materia, ihre Hauptdame, und bat um Nachschub.
    Danach fuhr sie glücklich singend fort, die Fenster ihrer Kirche zu putzen.
    » Danke für diesen grünen Baum, danke für diese Blätter hier  ...«
     
 Grienteeschnaps: Mischung aus verschiedenen Teeresten und gebranntem Obstwein. Da es sich rein rechtlich um Tee handelt, ist der Trunk im Gegensatz zu sonstigen alkoholhaltigen Zubereitungen nicht kirchlich geächtet. Kostet etwa 5-10 Piesel pro Flasche und schmeckt fürchterlich, aber darum geht es nicht.
  Aus Hutrolfs Unfehlbarer Teefibel
 
    Der neue Kalender! Jetzt mit der ganzen Woche!«, rief Jakeed.
    »Der neue Kalender beider Kirchen!«, ergänzte Bikka. »Mit lustigen Bildchen!«
    »Heute nur zwei Piesel!«, vervollständigte Jakeed.
    Madalak und Armia hatten alle Hände voll zu tun, die Fragen der Kundschaft zu beantworten und Kalender zu verkaufen, während Jakeed am einen Ende des Standes ganz in Grau gewandet dastand und die von Magmus unterzeichnete Verkaufserlaubnis präsentierte. Bikka stand am anderen Ende und machte wie üblich einen großartigen Eindruck.
    Den Stand hatte die Allianz mutig mit einer Reihe grauer und lila Wimpel geschmückt, und zwar immer abwechselnd. Allein schon diese Farbkombination weckte die Neugier der Menschen auf dem Marktplatz von Amaui. Gelegentlich kamen Soldaten der Stadtwache vorbei, hatten aber nichts gegen den Stand und seinen Schmuck einzuwenden – im Gegenteil, einige kauften sogar Kalender.
    Inzwischen geschah es häufig, dass die Kunden gleich mehrere Kalender erwarben, um ihren weiter entfernt lebenden Verwandten  Exemplare zukommen zu lassen.
    Mit einem Großhändler namens Worscho wurde Madalak nach längerem Hin und Her handelseinig. Sie verkauften Worscho nicht weniger als hundert Kalender zum Sonderpreis von einem Piesel das Stück, damit er die Exemplare in den nächsten Tagen auf seinem eigenen Stand anbieten konnte. Für den Fall, dass sich das Geschäft lohne, stellte Worscho in Aussicht, eine weitere, größere Zahl Kalender abzunehmen.
    Zum Abschied fragte er Madalak: »Wie ist das mit der Ausgabe für das nächste Jahr? Man kann gar nicht früh genug damit anfangen.«
    Madalak versprach, sich darum zu kümmern.
    Als Jakeeds Stimme langsam an Kraft verlor, kam Bikka zu ihm herüber und reichte ihm Kräuter, die seinem Hals guttaten. Dabei zeigte ihr Lächeln, dass sie ziemlich viel Spaß hatte.
    Seit dem seltsamen Gespräch in eisiger Kälte fragte sich Jakeed, ob er richtig verstanden hatte, was sie gesagt hatte. Er wagte allerdings nicht, sie zu fragen.
    Ob sie tatsächlich statt mit einem Mann lieber mit einer Frau ...?
    Er schüttelte den Kopf und nahm einen Schluck Wasser.
    »Der neue Kalender! Jetzt mit der ganzen Woche!«, rief er mit wieder erstarkter Stimme.
     
    Inkmuht saß neben seiner Hauptdame Gultuweiti Materia und ging mit ihr die heute eingegangenen Briefe durch. Er hatte sich in kürzester Zeit ihren Respekt, was seine Intelligenz und Weitsicht anging, erobert. Und er verstand sich gut mit Haupthaupt Tako Wantak, seitdem sie regelmäßig abends zusammen in der Teestube der Burg die gut bestückten Vorräte durchprobierten.
    »Konvis, schau dir das hier an«, sagte Materia und hielt ihm einen Brief hin. Offenbar handelte es sich um die Bitte einer Predigerin um weitere milde Gaben, nachdem sie auf Wunsch ihrer Gemeinde an einem Sandtag eine Andacht abgehalten und ihre zugeteilten Gaben verbraucht hatte.
    »Sonderbar«, sagte Inkmuht und fühlte sich etwas mulmig.
    »Hängt das mit diesem obskuren Kalender zusammen, von dem der geistlose Magmus seinerzeit sprach?«, fragte Materia.
    »Ich hörte von diesem Kalender«, sagte Inkmuht langsam. »Er wird anscheinend auf den Märkten überall

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