Untot, Intrige und viel Tee (German Edition)
Wantak ...«
»Ja, Hauptdame?«
»Nimm den Vogel mit.«
»Ja, Hauptdame. Gute Nacht.« Haupthaupt Wantak griff nach dem Käfig und ließ Materia mit Inkmuht alleine. Die Hauptdame nahm ihren Kelch und verließ den Tisch.
»Kon, ... wie war noch dein Vorname?«
»Konvis, Hauptdame.«
»Nenn mich Gultuweiti.«
»Gern.« Inkmuht wurde langsam schwindlig.
»Hier, nimm dir auch einen Kelch. Es ist scharfer Grienteeschnaps. Ich bin gespannt, ob du ihn magst. Dann setz dich zu mir.« Gultuweiti Materia nahm auf dem breiten Sofa vor dem großen Fenster Platz, durch das man hinabblicken konnte auf die vielen Lichter von Etria.
Hier, im Großen Grauen Ratssaal der Grauen Burg, war Konvis Inkmuht auf dem Höhepunkt seiner Karriere.
Inkmuhts Annahme, dies sei der bemerkenswerteste Tag seines Lebens, wurde nun auf die intensivste Weise bestätigt. Es war viel besser als eine banale Beförderung, und als er gemeinsam mit dem Herrn in seiner Hauptdame war und ihr ein heißes »Gultu« ins Ohr hauchte, war er der größte und mächtigste Mann von Zweiland.
Dann schlief er erschöpft ein.
Das Badehaus von Crassu hatte geschlossen. Der Betreiber, Haupt Anwul, war hinter dem Gebäude mit Ausbesserungsarbeiten beschäftigt. Seine Füße steckten im Schlamm, den eine undichte Stelle verursacht hatte. Anwul fragte sich, ob Würmer im Morast versteckt waren, die sich um seine Zehen schlängelten. Jedenfalls fühlte es sich so an. Zum Glück hatten Würmer keine Zähne, um ihm in die Füße zu beißen. Im Gegensatz zu Ratten. Schnell hielt Anwul Ausschau nach unerwünschtem Getier.
Plötzlich hörte er Stimmen von der Vorderseite. Ächzend und fluchend ging Anwul um das Haus herum und fand eine Gruppe von zehn Häuptern, die vor dem Eingang standen.
»Was wollt ihr denn hier? Oder?«, fragte er ahnungslos.
»Na, baden, Haupt«, antwortete einer der Männer.
Anwul sah von einem zum anderen und fragte sich, ob er selbst sich im Tag irrte oder diese zehn Badewilligen.
»Heute ist doch der 22., oder? Oder?« Anwuls Stimme enthielt eine gehörige Portion Angst vor einer Blamage.
»Na klar Mann«, sagte der Wortführer.
»Aber dann ist heute doch Holztag«, entgegnete Anwul und wagte ein schmales Lächeln. »Oder?«
»Na«, wandte der Mann sich seinem Nachbarn zu, »hat einer von euch einen Kalender für unser gutes Badehaupt?«
Allgemeines Kopfschütteln.
»Du solltest dir auf dem Markt einen neuen Kalender kaufen, Badehaupt. Den mit der ganzen Woche.«
»Was? Oder?«
»Na, den mit der Woche mit den acht Tagen. Und nach dem neuen Kalender ist heute Wassertag, kapiert? Badetag!«
Anwul sah in die Runde. Die Häupter nickten.
»Wozu denn ein neuer Kalender?«, fragte Anwul schwach.
»Der neue ist besser als der alte.«
»Jou«, kam eine Stimme von weiter hinten, »wir müssen nur noch alle acht Tage baden.«
Die Männer grölten, und Anwul schüttelte den Kopf. »Das geht aber jetzt nicht so schnell, ich muss erst Feuer machen ...«
»Wir helfen dir dabei«, sagte der Wortführer. »Oder, Männer?«
Zustimmendes Gemurmel erhob sich, und irgendwo klirrten Schnapsflaschen aneinander.
Wartlo
Danke für Rauschen und Schatten
Danke mein Baum ich danke dir
Wahrmuts Vertonte Gedichte
2. Gesang, 1. Vers
Wartlo zählte Piesel. Er befand sich in einem riesigen Gewölbe mit ungezählten Räumen, die alle mit Kisten vollgepackt waren. Jede Kiste enthielt haufenweise Münzen, und Wartlo zählte sie alle. Es war ihm egal, dass er nie im Leben fertig werden würde. Er war glücklich.
Etwas donnerte.
Mit geweiteten Augen schreckte Hunf Wartlo aus seinem Traum. Es donnerte wieder. Da war jemand an der Tür. Er hörte gedämpft seinen Namen.
Schlaftrunken rappelte er sich hoch und schlüpfte in seinen rechten Latschen, der linke fehlte. So humpelte er im Rüschennachthemd zur Tür und öffnete ungehalten.
Es war Vulko. »Möge. Sind da«, sagte er und deutete nach draußen.
»Was soll das ...«, fing Wartlo an, dann überlegte er es sich anders und eilte zum Fenster, von wo aus er den Marktplatz überblicken konnte. Da bauten doch tatsächlich mehrere Händler ihre Stände auf! Und das am Wachtag!
»Was ist hier los«, brüllte Wartlo und stürmte, immer noch im Nachthemd, hinaus in die frühmorgendliche Kälte.
»Kalender«, sagte Vulko und ging langsam hinterher.
Sie waren alle da: Kaplots mit seinen Schwertern und Pflugscharen, Prantli mit ihren Würsten, Eswitz mit seinem Bergkäse und auch
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