Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)
haben das Medikament nicht genommen, sondern sich heimlich durch die Vorräte im Keller gesoffen. Darum sind sie noch am Leben.«
Die Idee ist beknackt, aber es haben sich schon beknacktere Ideen als wahr erwiesen. Die drei sind eine seltsame Truppe. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie miteinander befreundet sind oder freiwillig zusammen etwas unternehmen. Und trotzdem gibt es anscheinend irgendeine Machtstruktur. Michael hat sich benommen, als ob er das Sagen hätte, aber Blondie – Grace, meine ich – hatte irgendwie das letzte Wort.
»Jedenfalls kann man davon ausgehen, dass sie keine Hilfe gefunden haben, sonst wären sie nicht zurückgekommen«, fährt Pete fort. »Andererseits wollen sie unbedingt irgendeinen Schlüssel wiederfinden.« Er reibt sich die verschorfte Kopfwunde. »Shaq ist buchstäblich auf dem Boden rumgekrochen, als wir da reingegangen sind. Und ich glaube, die anderen geben ihm die Schuld daran, dass der Schlüssel weg ist.«
Alice wird blass, dann lächelt sie. Jetzt hat sie’s. »O mein Gott. Der Schlüssel zum Turm. Den suchen sie!« Das Lächeln ist so schnell wieder weg, wie es gekommen ist. »Da oben muss was total Wichtiges sein. Zu schade, dass wir ihn nicht zuerst gefunden haben.«
Ich luge zu Lily rüber und merke, dass Smitty auch unauffällig zu ihr guckt, aber sie vermeidet Blickkontakt, indem sie sich mit Cam beschäftigt, der wieder angefangen hat ein Nest zu bauen, diesmal in einem Pappkarton.
»Möchte mal wissen, warum sie unbedingt in den Turm reinwollen«, überlegt Alice. »Meint ihr, da drin ist irgendwas, mit dem wir Hilfe holen könnten?« Ihr fällt die Kinnlade herunter. »Vielleicht wissen sie ja, dass man da oben ein Netz kriegt! Das haben wir ja auch gedacht, als wir die Burg zum ersten Mal gesehen haben!« Sie springt auf. »Wir sollten anbieten ihnen bei der Suche zu helfen. Darf doch nicht wahr sein, dass uns bloß so ein dämlicher Schlüssel daran hindert, heil nach Hause zu kommen!«
Lilys Blick zuckt zu ihr nach oben.
Alice klatscht in die Hände. »Wenn wir alle zusammen danach suchen, finden wir ihn bestimmt! Wenn das Alkoholiker sind, dann haben sie vermutlich keine besonders guten Augen.«
Smitty stöhnt auf. »Das sind nicht wirklich Alkoholiker, Lizzie …«
Aber Lily steht auf. »Vielleicht hat sie Recht mit dem Turm und wir könnten irgendjemanden verständigen.«
»Aber warum haben die das dann nicht gleich versucht, als dieser Horror losgegangen ist?«, frage ich.
Alice zuckt die Achseln. »Weil der Schlüssel schon die ganze Zeit weg ist? Oder nein – keiner von ihnen hatte ein Handy – dürfen sie wahrscheinlich gar nicht während der Therapie .« Sie staunt anscheinend selbst über ihre tollen Schlussfolgerungen. »Und darum sind sie rüber zum Cheery Chomper und haben sich eines geholt und jetzt können sie einen Versuch starten!«
Na schick. Zuerst hatten wir Pete mit seiner Verschwörungstheorie in Sachen Regierung und jetzt nimmt Alice auch noch Smittys blöden Alkozombies-Witz ernst. Es besteht eine winzige Chance, dass sie mit dem Turm Recht hat, aber dieser Schlüssel ist der einzige Vorteil, den wir haben, und bevor wir es nicht genau wissen, soll Lily ihn bloß nicht herausrücken. Außerdem kommt mir langsam der Gedanke, dass es einen sehr guten Grund dafür geben muss, warum der Turm überhaupt erst abgeschlossen wurde. Entweder damit keiner reinkann … oder damit irgendwas nicht rauskann.
Von der Treppe her kommt ein Geräusch. Unsere Blicke sausen dorthin. Da steht dieser kleine Schmächtige – Shaq.
Verdammt. Lily und Cam. Wir hätten die beiden besser weiter vor denen verborgen … aus einer Vielzahl von Gründen, die mir gerade nicht alle einfallen.
»Hallo!« Cam winkt Shaq fröhlich zu; der starrt ihn entsetzt an.
Smitty steht rasch auf.
»Was willst du?«, ruft er. »Ist Flaumbart scharf auf einen Rückkampf?«
Shaq hebt eine Hand. »Nein!« Er kommt zögernd die ersten paar Stufen herunter. »Sie wissen nicht, dass ich hier bin. Nicht so laut, okay?«
Alice steht auf und seufzt. »Willst du ein bisschen Wein? Wir verraten auch nichts.«
Shaq guckt verdattert und kommt weiter die Treppe herunter. »Ähm, nein.« Er sieht uns der Reihe nach an und sein Blick bleibt an Lily hängen. »Wie viele gibt’s denn noch von euch?«
»Nur uns hier.« Ich gebe mir Mühe, nicht allzu überzeugend zu klingen.
»Gut, gut …« Sein Blick huscht kurz zu der Vorhangwand hinüber. Soweit er weiß,
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