Untot - Lauf, solange du noch kannst (German Edition)
Monster geschaffen?
»Erzähl mal, Bobby.« Smittys Stimme ist ruhig, aber ernst.
Ich schaue in die drei blassen und empörten Gesichter auf der anderen Seite des Raums.
»Ich habe keine Ahnung, was hier läuft.«
Wow, das klingt ja superüberzeugend. Eigentlich hört es sich sogar so an, als ob ich hinter alldem stecke.
»Hört mal.« Ich stehe wieder auf und sie machen alle noch einen Schritt nach hinten. »Warum in aller Welt sollte ich hier sein, mittendrin, wenn meine Mutter etwas damit zu schaffen hätte? Warum sollte sie mich der Gefahr aussetzen?«
»Ha!«, bellt Alice. »Wenn du meine Tochter wärst, würde ich es genauso machen.«
»Falsch«, belle ich zurück. »Das Verhältnis zwischen mir und meiner Mutter ist zwar … schwierig, aber sie würde nie riskieren mich zu verlieren.« Erst als ich es ausspreche, wird mir klar, dass es stimmt. »Nicht nach letztem Jahr, nicht nachdem mein Vater gestorben ist. Es wäre zu viel für sie.« Ich spüre einen Kloß im Hals.
Smittys Gesicht wird ein bisschen weicher. »Dein Vater ist gestorben?«
»Vor sechs Monaten.« Ich kann fast nicht mehr atmen. Es ist die einzige Möglichkeit, diese ätzenden Gefühle zurückzudrängen; einfach nicht atmen, und du kannst dir einreden, dass es nicht wehtut. »Er hatte Krebs. Was schon irgendwie witzig ist, weil meine Mutter sich nämlich auf Onkologie spezialisiert hat.«
»Auf was?« Alice denkt eindeutig, ich habe mir das gerade ausgedacht.
»Auf Krebs«, sagt Smitty leise.
Alice schüttelt den Kopf. »Dein Vater ist abgekratzt? Tolle Herz-Schmerz-Geschichte, du Loserin.«
»Jetzt halt mal die Fresse, Lizzie!«, brüllt Smitty.
Ich merke, wie ich die Schultern hochziehe. »Meine Mutter forscht nach Heilmitteln und macht klinische Studien. Aber sie züchtet keine Zombies im Labor.«
Pete kauert am Boden und ist wieder in den Laptop vertieft. »Sie haben hier in der Burg ein Medikament entwickelt, das steht fest. Hier sind ein paar Notizen, Teile von E-Mails. Ich will nicht so tun, als ob ich etwas verstehe, aber es geht wohl darum, mit einem chemischen Stimulans ruhende Antikörper zu aktivieren.«
Alice verdreht die Augen. »Ach, erspar uns das Wissenschaftsblabla bloß.«
Pete funkelt sie an. »Das ist schon das ganze Wissenschaftsblala, du ignorante Kuh.«
»Feuerpause, Batgirl und Lady Shiva.« Smitty kommt zu mir herüber und dreht sich dann zu Alice und Pete um. »Bobby ist koscher. Ihre Mutter arbeitet also für irgendeinen bösen Pharmakonzern? Boah, Riesensache. Sie ist öfter als ihr beide fast gebissen worden.«
Ich bin heilfroh, klar. Weil er mir beisteht. Ich riskiere einen Blick und wir sehen uns eine Sekunde lang in die Augen. Danke. Alice kriegt den Blickkontakt mit und schnaubt spöttisch. Smitty ignoriert sie.
»Ob ihr Bobby nun glaubt oder nicht, denkt lieber an euch. Grace hat gesagt, dass es hier irgendein Gegenmittel gibt. Wir sollten danach suchen. Dann haben wir wenigstens Verhandlungsmasse, wenn die Bösen hier aufkreuzen.« Er geht zur Wand hinüber. »Gibt es hier drin eigentlich kein Licht? Dieser Spaß mit den gruseligen Schatten ist langsam durch.«
Wir suchen nach einem Schalter.
Ich glaube, er hat sie davon überzeugt, mir nicht den Hals umzudrehen – vorläufig.
»Hab ihn!« Alice drückt einen Schalter.
Es knallt laut. Ich höre es weniger, als dass ich es spüre; die Mauern des Turms zittern und der Boden bebt.
»Was hast du gemacht?«, brüllt Pete Alice an.
»Gar nichts!«
Ich schüttele den Kopf. »Das war irgendwas draußen.«
Alice klettert wieder zu dem Fenstersims hoch, Smitty ist dicht hinter ihr.
Ich laufe zu den Bildschirmen hinüber. Rauch verschleiert die Bilder, aber ich kann da draußen Leute ausmachen, Dutzende von Leuten – beim Tor, bei der Eingangstür und noch weitere im Hof. Mein Herz macht einen Satz. Soldaten! Sie haben uns endlich gefunden! Mit donnernden Granatwerfern sind sie gekommen, um uns zu retten!
Dann dreht der Wind und der Rauch löst sich auf. Ein brennendes Ölfass ist zu sehen – das muss der Knall gewesen sein, den wir gehört haben, kein Granatwerfer. Die körnigen schwarz-weißen Gestalten stolpern herum und schlagen ihre Krallen ins Leere. Ihre Köpfe rollen hin und her. Der Hund ist auch da, er bellt und schnappt aufgeregt nach den Gestalten.
Das sind keine Soldaten.
Die Horden kommen wieder nach Hause.
Alices Kreischen oben am Fenster bestätigt es.
Smitty presst das Gesicht gegen die Scheibe und ruft. »Da ist
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