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Untreu

Titel: Untreu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa v Bernuth
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gesehen.«
    »In einer Vision. Das ist wirklich wahr!«
    »Also...«
    »Lass mich mal.«
    Fischer stand hinter Mona, und ausnahmsweise beruhigte sie seine Präsenz. Fischer konnte schrecklich sein, aufbrausend, unfreundlich und taktlos, aber er ließ sich nichts vormachen, von niemandem. Er hatte keinen Respekt und fürchtete sich vor nichts. Auch nicht davor, andere zu verletzen. Manchmal war das gut, so wie jetzt. Paula Svatek verdiente keine Schonung, sie hatte sich eine gefährliche Lüge ausgedacht und stand den Ermittlungen wissentlich im Wege.
    Ich lass sie zusammenbrechen,
flüsterte Fischer Mona ins Ohr, absichtlich so laut, dass Paula Svatek ihn hören konnte. Mona hasste das Guter-Polizist-Böser-Polizist-Spiel. Aber sie nickte, stand auf und überließ ihm den Platz.
    »Ich bin Hexe«, sagte Paula Svatek zum dritten oder vierten Mal. »Ich kann Dinge sehen, die Sie nicht sehen.«
    »Wirklich?«, sagte Fischer. Mona stellte sich an die Tür; sie konnte sein Gesicht nicht sehen, aber sie
hörte
, wie er lächelte: charmant, hämisch, verächtlich. Sie konnte sich denken, was jetzt kam.
    »Was sehen Sie denn in mir - Paula? Leila?« Seine Stimme war weich, mit einem eisigen Kern.
    »Wie meinen Sie das?«
    Es war vier Uhr nachmittags. Wieder hatte das Wetter innerhalb weniger Stunden umgeschlagen; die Kälte hatte nachgelassen, und draußen rauschte der Regen. Von Paula Svateks Lippenstift waren nur noch rötliche Spuren in den Mundwinkeln zu sehen, ihre Lippen wirkten blass und schutzlos ohne ihn. Die roten Haare schienen ihr schmales Gesicht zu erdrücken. Jemand anderen als Fischer hätte sie vielleicht gerührt.
    »Na los. Sagen Sie mir, was ich denke. Ab - jetzt!«
    »So geht das nicht.« Ihre Stimme war erstaunlich fest. Aber Mona sah, dass sie kämpfte - gegen Fischers verächtliche, autoritäre Art, aber auch gegen den Wunsch nachzugeben, alles zu erzählen, sich jemandem, egal wem, anzuvertrauen.
    »Natürlich geht das so. Fangen Sie an.«
    Und zu Monas Erstaunen schloss Paula Svatek gehorsam die Augen. Ihre Lider flatterten anfangs wie bei einem Kind, das so tut, als ob es schläft, aber nach ein paar Sekunden hörte das Zittern auf. Sie schien sich ganz in sich selbst zu versenken. Fischer spürte sofort, dass er einen Fehler gemacht hatte - dass sie drohte ihm zu entgleiten. Er wollte sie unterbrechen, aber Mona legte ihm die Hand auf die Schulter. Warum wusste sie selbst nicht.
    Schließlich öffnete Paula Svatek die Augen. Ihr Blick war jetzt konzentriert und sicher.
    »Ihr Vater behandelt Sie ungerecht. Sie sind sehr zornig auf ihn.«
    Und Mona spürte, dass dieser eine Satz ins Schwarze getroffen hatte. Die Svatek war eine Lügnerin, aber jetzt log sie nicht. Fischer wurde abwechselnd rot und blass.
    »So eine Scheiße!«
    Paula Svatek sagte nichts. Ihre Lippen hatten wieder Farbe, und sie sah aus, als ob sie innerlich triumphierte. Sie war viel stärker, als Mona gedacht hatte. Hinter ihr ging die Tür, sie drehte sich um. Es war Berghammer. »Macht weiter«, sagte er. »Ich hör nur zu.«
    Mona nahm sich einen Stuhl und setzte sich neben Fischer, Berghammer stellte sich statt ihrer an die Tür. Sie bildeten eine Mauer, mit Berghammer als Hintermann.
    »Woher kennen Sie Milan Farkas?«, fragte Mona, als Fischer keine Anstalten machte, die Vernehmung fortzusetzen.
    »Ich kenne ihn aus meinen Visionen.«
    »Das ist gelogen. Sie behindern die Ermittlungen, und das ist strafbar.«
    »Tu ich nicht.«
    »Sobald wir Ihnen das beweisen können, sind Sie dran. Dann bekommen Sie ein Strafverfahren an den Hals, und das kann Sie mehrere Jahre kosten. Oder eine Menge Geld.«
    »Ich habe alles gesagt, was ich weiß.«
    »Haben Sie ihn umgebracht?«
    »Was? Nein!« Das Entsetzen wirkte echt, und wieder war Mona erstaunt.
    »Sie führen uns zu seinem Grab, das sich direkt vor Ihrem Haus befindet, und wundern sich, dass Sie unter Verdacht stehen. Dabei muss Ihnen das doch klar sein.«
    Paula Svatek schwieg lange, scheinbar ratlos.
    »Ich kenne diesen Milan Soundso nicht«, sagte sie schließlich.
    »Jemand vergräbt eine Leiche auf Ihrem Grundstück, und Sie merken nichts davon?«
    »Das ist nicht mein Grundstück, es gehört der Stadt. Mir gehört nur das Haus.«
    »Egal wie. Kein Haftrichter nimmt Ihnen diese Geschichte ab.«
    »Haftrichter?« Paula Svateks Stimme vibrierte ganz leicht. Vielleicht machte sie sich jetzt erst klar, wo sie war und warum. Damit war sie nicht einmal sonderlich spät dran. Es gab

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