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Untreu

Titel: Untreu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa v Bernuth
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Urlaub fahren wollte, aber nicht genau, wann und wohin.
    Ist etwas passiert?,
fragte er.
    ...Ja. Ach, Bertold...
    Er wusste nicht, ob es nur der schlechte Empfang war, oder ob sie tatsächlich weinte.
    Karin? Was ist denn los? Was hast du?
    Es ist alles so schrecklich. Ich habe solche Angst.
    Er erinnerte sich an ihr Gespräch.
Ich habe Angst vor meiner eigenen Tochter.
Aber schon Stunden später hatte er dieses Geständnis nicht mehr wirklich ernst genommen - einfach nicht ernst nehmen können. An Maria war bestimmt nichts Beängstigendes, und er wusste, dass Karin wie alle sensiblen Menschen dazu neigte, in Blicke und Gesten zu viel hineinzuinterpretieren.
    Karin. Wo bist du jetzt?
    ...kann ich dir nicht sagen. Es ist zu spät.
    Was? Was ist zu spät?
    Es tut mir so Leid.
    Was soll ich tun? Wie kann ich dir helfen?
    Danke. Für alles. Vergiss mich.
    Die Leitung war tot.
    »Warum haben Sie mir das nicht gleich gesagt?«
    »Ich weiß nicht. Es tut mir Leid.«
    »Vielleicht war sie in Gefahr! Sie könnte jetzt tot sein, nur weil Sie...«
    »Nein.«
    »Wie - nein?«
    Grimm sah auf. Seine Haare begannen zu trocknen und ringelten sich zu kleinen Locken. »Sie hat noch ein zweites Mal angerufen. Einen Tag bevor Sie gekommen sind. Sie hat gesagt, es ginge ihr gut und ich sollte niemandem sagen, dass wir miteinander gesprochen hätten.«
    »Das darf nicht wahr sein!«
    »Ich hätte das natürlich auch früher...«
    »Es geht hier um ein Tötungsdelikt! Sie wussten das! Sie haben sich strafbar gemacht, ist Ihnen das klar?«
    Grimm nickte, aber er sah aus, als sei es ihm völlig egal.
Das ist Liebe
, dachte Mona. In diesem Moment beneidete sie - trotz ihrer Wut auf Grimm, der sie so viel verschwendete Ermittlungszeit gekostet hatte - die Frau, von der sie nun mit ziemlicher Sicherheit annehmen konnten, dass sie noch lebte. Karin Belolavek, die Mörderin von mindestens zwei Menschen. Sie hatte ihren Mann und ihren Geliebten getötet, Bauer schwer verletzt und Mona angegriffen. Und sie musste irgendwo in der Nähe der Stadt untergetaucht sein, sonst würde Milan Farkas noch leben.
    »Karin Belolavek ist unsere Hauptverdächtige in diesem Fall. Das war Ihnen doch klar.«
    Grimm sah geschockt aus. »Das haben Sie mir nie so gesagt, kein einziges Mal. Ich dachte, ihr ... Freund, ihr ...Liebhaber...«
    »Der ist tot.«
    »Tot? Der auch?«
    »Wo wir schon mal dabei sind: Kannten Sie seinen Namen?«
    »Nein! Karin hat ihn mir wirklich nie gesagt.«
    »Aber Sie wussten von ihm. Auch das haben Sie mir nicht gesagt.«
    »Nein. Sie wussten doch Bescheid.«
    »Das ist kein Grund.«
    »Ich weiß das jetzt. Ich war...«
    »Tja.«
    »Wo haben Sie ihn gefunden? Den... Toten?«
    »Das muss Sie nicht interessieren. Tatsache ist, er ist vor zwei Tagen umgebracht worden. Mit einem Messer.«
    »Das heißt...«
    »Vielleicht hat Karin Belolavek einen zweiten Mord begangen. Dazu kommt ein Mordversuch, vielleicht sogar zwei.«
    »Wenn ich je so etwas vermutet hätte - wenn ich auch nur im Entferntesten die Möglichkeit in Betracht gezogen hätte, dann hätte ich Ihnen nichts verschwiegen, glauben Sie mir.«
    »Das ist egal. In einem Mordfall haben Sie grundsätzlich der Polizei alles zu sagen, was Sie wissen. Alles. Das ist eine Bürgerpflicht.« Aber Mona konnte ihm immer noch nicht wirklich böse sein. Ein Mann, der mit allen Mitteln und unverbrüchlich loyal die Frau schützte, die er liebte: Ja, Karin Belolavek war zu beneiden. Wenn das, was er sagte, stimmte.
    »Dieses Gespräch wird Folgen haben«, sagte sie, und es klang netter als beabsichtigt.
    Grimm senkte den Kopf. »Haben Sie zufällig ein Taschentuch? Ich glaube, ich habe mich erkältet.«
    Mona holte eine Packung Tempos aus ihrer Tasche und warf sie ihm zu.
    »Warum sind Sie ausgerechnet jetzt gekommen? Wegen Ihres Unfalls? Weil Sie dachten, dass jemand Sie umbringen wollte?«
    Grimm schnäuzte sich. Er machte einen erschöpften und beschämten Eindruck. »Ich habe zum ersten Mal erkannt - na ja, dass wir alle sterblich sind. Als Pfarrer müsste man das natürlich theoretisch wissen. Aber man glaubt es erst, wenn man es am eigenen Leib erlebt. Es war ein Schock.«
    Mona seufzte. Er wäre also vielleicht nie gekommen, wenn dieser Unfall nicht passiert wäre. Sie versuchte, über diese Ungeheuerlichkeit hinwegzusehen. »Sie müssen die Aussage wiederholen und dann ein Protokoll unterschreiben.«
    »Ja.«
    »Wir werden das zur Anzeige bringen müssen.«
    »Damit habe ich

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