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Untreu

Titel: Untreu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa v Bernuth
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übersieht.
    Der Tod ist dunkelweiß. In diesem Stadium.
     
    Frauen sind die wahren Revolutionärinnen, davon bin ich überzeugt, und immer mehr, je länger ich dich kenne. Frauen haben den Willen zur wahren Anarchie, zur herrschaftsfreien Gesellschaft. Frauen und junge Männer. Je älter Männer werden, desto rettungsloser verfallen sie dem Instinkt der Macht. Entweder werden Männer selbst zum Alphatier, oder sie unterwerfen sich anderen Alphatieren. Ergebnis ist in jedem Fall, dass in ihrem Universum nur noch das eine zählt. Die Macht, die man hat, die Macht, an der man teilhaben will, wenn sie einem schon nicht ganz gehört. Der Weg ist nicht mehr das Ziel, der Zweck heiligt alle Mittel. Und sie merken nicht einmal, welch fatalen Verlauf ihre seelische Entwicklung einschlägt, den sie billigend in Kauf nehmen. Wie irgendwann alles abstirbt, das sie berühren, selbst wenn sie es in bester Absicht tun, selbst wenn sie glauben zu lieben und geliebt zu werden...
    Wir beide aber, wir schlagen ihnen ein Schnippchen. Wir sind die subversiven Elemente, die ihre Herrschaft unterhöhlen werden. Wir sind das Leben, sie sind todesähnliche Erstarrung. Wenn ich an dich denke, ist das Gefühl der Dankbarkeit überwältigend. Du hast mir meinen Körper zurückgegeben, der nur noch eine Schattenexistenz unter der Dominanz meiner Ängste führte. Langsam beginne ich, mich sicher zu fühlen. Langsam kann ich die Augen aufmachen, weit auf, und ich fürchte nicht mehr, was ich sehe.
    Dich. Deine Nacktheit. Ich kann Worte sagen, laut, leidenschaftlich, bestimmt, die ich früher nur mit einem verschämten Kichern herausbrachte. Schwanz. Ich sage es dir ins Gesicht: Ich bin geil auf deinen Schwanz. Ich spüre kein Zurückzucken, keine Irritation, keine Peinlichkeit bei dir, nur deine schamlose Offenheit, deine Begeisterung, dass ich mich traue, meine Wünsche zu leben. Obwohl ich weniger schön, weniger jung bin als du. Du sagst, das sei egal, und es ist so weit gekommen, dass ich dir manchmal glaube. Immer häufiger. Oder?
    Du jedenfalls kannst immer. Ich komme mittags, nachmittags, morgens zu dir, und du bist immer, immer bereit für mich. Zweimal, dreimal, so oft ich will. Du lachst stolz, wenn ich dir das sage. Du bist stolz auf deine Potenz, und manchmal, wenn mich die alten Befürchtungen einholen, dann mutmaße ich in diesen pechschwarzen Stunden, dass ich nur... eben ein Mittel zum Zweck bin. Eine Möglichkeit, dir selber zu beweisen, dass du bei jeder Frau hart wirst, egal, wie ... sie ist.
    O Gott, nein, ich darf das nicht denken, es vernichtet mich. Ich muss an gestern denken, ich muss daran denken, wie du meine Brüste geküsst hast, als wären sie Reliquien. Und wie ich plötzlich erkannte, dass meine Brüste schön sind. Klein, aber fest wie die Brüste einer viel jüngeren Frau. Ich war stolz, und mein Stolz wandelte sich in Erregung.
    Ich will dich reiten, sagte ich, und meine Stimme klang herrlich rau in meinen Ohren. (Ein Teufel flüsterte: Wer weiß, ob du dich nicht lächerlich machst, wer kann schon in einen Menschen hineinschauen, wer sagt dir, dass er wirklich dich meint, wer... Aber ich ignorierte ihn entschlossen, und das machte mich stark.)
    Ich will dich reiten, sagte ich.
    Du hast dich auf den Rücken gedreht, blitzschnell, mit dieser unglaublichen Geschmeidigkeit und Kraft, für die ich dich so bewundere, so sehr liebe. Du hast gesagt: Oh ja, bitte reite mich, ich bin so hart für dich. Bitte tu das für mich. Mach mich härter, mach mich geiler...
    Und ich tat es, und ich spürte meine Kraft. Sie war so lange verschüttet gewesen, und jetzt war sie wieder da. Ich spürte das Feuer in mir, das sich nicht länger beherrschen ließ.
    Fick mich, sagtest du, und es war, als wären wir eins, denn ich konnte plötzlich deine Gefühle lesen, wie es dich erregte, es nur auszusprechen...
    Fick mich.
    Unsere Bewegungen wurden langsamer, intensiver, dein Gesicht entgleiste, deine Züge verzerrten sich, und du warfst mich auf den Rücken.
    Du bist so gut für mich.
    Und dann schoss diese heiße Flamme in mir hoch, erfasste alle meine Glieder, ich begann zu zittern. Einen Moment lang hatte ich Angst, abzustürzen, Schwindel erfasste mich, Tränen schossen mir in die Augen.
    Oh ja. Ja.
    Es war das erste Mal, dass wir gemeinsam kamen. Dein Kiefer krampfte sich zusammen, deine Zähne wurden sichtbar, und wieder kam der magische Moment, in dem ich an dich glaubte. An dich, an uns. An mich, an meine Schönheit. Ich sah

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