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Untreu

Titel: Untreu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa v Bernuth
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Rekordzeit und spornte dadurch auch Jens zu Höchstleistungen an. Jens' und Thomas' Freundschaft überlebte mehrere Affären, selbst eine ernsthafte Beziehung mit einer Jurastudentin, die in Jens verliebt war, aber Thomas nicht mochte.
    »Warum nicht? Was hatte sie gegen ihn?«
    »Sie sagte, er hätte so was Düsteres an sich. Das sei ihr unheimlich. Außerdem fand sie ihn verklemmt.«
    »Und? Hatte sie Recht?«
    »Ich fand nicht. Aber im Nachhinein... Ich weiß auch nicht. Er war mein bester Freund. Wir hatten viel Spaß. Ich hab nie darüber nachgedacht, wie er auf andere wirkt. Für mich war er ganz selbstverständlich okay, so wie er war.«
    »Hatte er es sonst leicht mit Frauen?«
    Zögern.
    »Das kommt drauf an. Es gab schon Mädchen, die ihn mochten, aber die gefielen ihm meistens nicht. Er war sehr kritisch, das muss man schon sagen. Vielleicht kam das nicht so gut an. Bei den Mädchen, meine ich. Und dann war er natürlich auch älter, gesetzter als die anderen. Er war kein toller Smalltalker. Er konnte auch keine Komplimente machen, wenn er sie nicht wirklich meinte. Er hatte einen ziemlich trockenen Witz, den ich sehr mochte, der aber bei den meisten Mädchen nicht ankam. Er war nicht
charming
, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    »Ja«.
    Dann, eines Tages, die Überraschung. Thomas hatte plötzlich eine Freundin, eine feste Freundin. Er erzählte, dass er sie von früher her kenne, dass sie sich zufällig in der Mensa getroffen hätten, dass sie Germanistik und Philosophie studiere, dass er sich noch nie mit einer Frau so gut unterhalten habe wie mit ihr, dass er sehr verliebt sei, dass er glaube, es sei etwas von Dauer. So viel und so offen hatte er noch nie über sein Gefühlsleben gesprochen. Jens wollte sich für ihn freuen und spürte doch diesen eifersüchtigen Stich: Er ahnte, dass ihre Freundschaft, so ideal und ausschließlich, wie sie gewesen war, in diesem Moment zu Grabe getragen wurde. Wenn Thomas sich verliebte, dann bestimmt mit allen Konsequenzen.
    Kurz darauf stellte ihm Thomas Karin vor. Sie war ähnlich, wie er sie sich bereits insgeheim ausgemalt hatte: freundlich, hübsch, sehr intelligent (Thomas hätte sich nie mit einer Frau abgegeben, die unter seinem intellektuellen Niveau stand) und, so schien es Jens, mit einem ganz leichten Hang zur Biederkeit. Sie aßen zu dritt in ihrer Wohnung zu Abend, da Karin darauf bestanden hatte, ihn einzuladen, wo er doch Thomas' bester Freund sei. Karin hatte gekocht, Karin servierte das sorgfältig zubereitete und wohlschmeckende Essen, und Thomas entkorkte den Wein und half Karin anschließend, die Spülmaschine einzuräumen. Er schien sich vollkommen zu Hause zu fühlen. Beide benahmen sich wie ein Ehepaar, obwohl sie erst ein paar Wochen zusammen waren.
    »Sie mochten sie nicht besonders«, fasste Mona zusammen.
    »Ich fand sie nicht so toll wie Thomas, das stimmt«, sagte er, stand auf und öffnete ein Fenster. »Ich fand, ihr fehlte was.«
    »Was? Und können Sie sich bitte wieder hinsetzen? Das Gerät nimmt sonst nichts auf.«
    Zimmermann wandte sich folgsam um, allerdings diesmal mit genervter Miene und einem leicht trotzigen Ausdruck in den Augen. Er hatte keine Lust mehr. Er hatte Termine. Aber sie waren noch nicht fertig mit ihm.
    »Also, Sie hatten was gegen Karin Belolavek«, schaltete sich Fischer ein. »Was genau?«
    »Energie. Esprit. Ich weiß nicht so genau. Sie war sehr intelligent, eine richtige Philosophin, jedenfalls damals, als sie noch studierte. Sie war wirklich interessant, machte sich ihre eigenen Gedanken zu Politik und Gesellschaft und so weiter. Das hat mir schon imponiert. Aber dann hatte sie auch was...«
    »Langweiliges?«, half Fischer.
    »Ja.« Zimmermann nickte. »Ja, sie... Also, da war überhaupt kein Humor bei ihr. Nicht, dass sie verbiestert oder übertrieben ernst war, das gar nicht. Im Gegenteil, sie hat immer viel gelacht. Aber trotzdem - alles war irgendwie wesentlich in ihren Augen. Verstehen Sie, was ich meine? So - überzeugt von ihrem Weltbild. Da waren keine Brüche, keine Unsicherheiten, nichts Inkonsequentes.«
    »Was hatte sie denn für ein Weltbild? Woran hat sie geglaubt?«, fragte Mona.
    »Na ja. An die Macht der Frauen zum Beispiel. Eine geheime Weltrevolution der Sanften, hat sie es genannt. Und überall glaubte sie schon die Zeichen der neuen Zeit zu sehen. Aber ich meine - schauen Sie sich um. Die Frauen sind nicht mächtiger geworden, finde ich, um es mal vorsichtig auszudrücken. Aber

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