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Untreu

Titel: Untreu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa v Bernuth
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geben.«
    »Tun Sie das«, sagte Mona. »Können wir kurz reinkommen?«
    »Nein.« Die Tür fiel ins Schloss. Mona seufzte.
    »Meinst du, die kommt wieder?«, fragte Bauer, um etwas zu sagen. Auf dem schlecht beleuchteten, fensterlosen Gang fühlte er sich wie in einer Gruft. Es roch nach kaltem Rauch und verkochtem Essen, und ihm war nicht wohl bei dem Gedanken, hier noch weiter auszuharren.
    »Ich schätze mal«, sagte Mona. »Wenn nicht, gibt's eben einen Durchsuchungsbeschluss.«
    »Meinst du, sie lügt, und er ist doch da, und sie versteckt ihn?«
    »Patrick! Bin ich Jesus?«
    Die Tür öffnete sich einen Spalt. Eine Hand schob sich heraus und streckte ihnen einen vergilbten linierten Zettel hin, der aussah, als sei er aus einem alten Schulheft herausgerissen. Mona nahm ihn und stellte gleichzeitig die Stiefelspitze in die Tür. Ein verärgertes Murren war von innen zu hören. »Ist das die Adresse von Milan?«, rief Mona hinein und sah auf den Zettel.
    »Ja! Und jetzt lassen Sie mich in Ruhe. Ich weiß nicht, was der Milan treibt. Der holt hier bloß seine Stütze ab.«
    »Das heißt, er hat keinen Job?«
    »Der wird nie einen richtigen haben. Der ist sich zu gut für so was. Hat er von seinem Vater.«
    Mona überlegte einen Moment, dann zog sie den Stiefel zurück. Sofort knallte die Tür ins Schloss. Bauer fand das verdächtig, aber er sagte nichts. Mona betrachtete stirnrunzelnd den Zettel in ihrer Hand. »Lass uns gehen«, sagte sie schließlich.
    »Meinst du, sie versteckt ihn?«, fragte Bauer noch einmal, als sie wieder im Auto saßen und sich vor dem Mittleren Ring im Stau einordneten.
    »Weiß ich doch nicht. Wir probieren es jetzt mal bei der Adresse, würde ich sagen, und dann sehen wir weiter.«
    Bauer betrachtete gedankenverloren Monas Profil, während sie fuhr. Ihre dunklen Haare waren schulterlang und an den Spitzen zipfelig und ausgefranst (
die schreien nach einem Schnitt
, hätte seine Exfreundin gesagt). Ihr weiter Pulli sah verschossen aus und konnte ihren ziemlich großen Busen trotzdem nicht verstecken
. Warum zeigt sie nicht einfach, was sie hat?
, dachte Bauer.
Das wäre cooler.
    »Ist irgendwas?«, fragte Mona in seine Gedanken hinein.
    »Äh - nein. Nichts.«
    »Frag ruhig, wenn du was nicht kapierst.«
    »Ja - äh... Mach ich. Im Moment ist alles klar.«
    Sie lächelte, als wüsste sie ganz genau, was sich in ihm abspielte. Ihr Lächeln hatte dennoch etwas Beruhigendes.
    »Darf ich dir eine Frage stellen?«, sagte sie.
    »Ja klar.« Die kurze Zeit der Entspannung war vorbei. Besorgt setzte er sich gerade hin. Fragen. In letzter Zeit hasste er Fragen, besonders wenn sie ihn betrafen.
    »Gefällt's dir bei uns?«
    Genervt schloss er die Augen. »Natürlich. Sicher.« Ein blauer BMW überholte sie von rechts und scherte direkt vor ihnen ein. Mona trat fluchend auf die Bremse.
    »Du machst aber nicht den Eindruck, als ob's dir gefällt.« Sie gab Gas und fuhr am BMW vorbei. Nicht ohne dem Fahrer einen Vogel zu zeigen.
    »Aha.«
    »Ja. Du wirkst - irgendwie gestresst. Der Job ist ja auch Stress. Wir sind für die Scheiße zuständig.« Seine Ex hätte es nicht besser ausdrücken können. Bauer atmete tief ein.
    »Meine Freundin hat mich verlassen«, hörte er sich zu seinem Entsetzen sagen. Wieder schloss er die Augen. Das ging doch niemanden was an. Das interessierte doch niemanden.
    »Da bist du nicht der Erste in unserem Job«, sagte Mona. Sie wandte den Kopf und betrachtete ihn sekundenlang. Er sah stur geradeaus. »Oder war es gar nicht deswegen?«
    Er schluckte. »Doch. Hat sie jedenfalls gesagt.«
    »Was hat sie gesagt?«
    »Das mit der Scheiße eben. Dass kein Hahn nach den Bullen kräht, wenn alles gut läuft. Dass wir dafür da sind, die Leichen aus den Schränken zu kratzen. Und sonst für nichts.« 
Da war nur noch Brei im Schrank, ehrlich. Den musste man rauskratzen.
Diesen Fall, er war ein paar Jahre her, hatte ihm Forster vor zwei Tagen genüsslich geschildert. Bauer hatte bereits davon geträumt. Menschen wurden also manchmal zu Brei nach ihrem Tod. Das war eine abgrundtief widerliche, deprimierende Vorstellung, an die er sich nie gewöhnen würde.
    »
Tja«, sagte Mona. »Einerseits hat sie Recht. Andererseits: Eine Frau, die jetzt schon schlappmacht, die brauchst du nicht.«
    »Mhm.« Sie hatte leicht reden. War allein erziehend, hatte wahrscheinlich seit Ewigkeiten keinen Mann mehr nackt gesehen und schwang sich auf, ihm wohlfeile Tipps zum Thema Partnerschaft und Liebe

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