Unvergessen wie Dein Kuss
Heiratsmarkt weggeschnappt worden ist! Und das von einer Dame mit einem solch skandalösen …” Er hielt inne und machte eine kurze, aber vielsagende Pause, bevor er seinem Freund einen mitleidigen Blick zuwarf.
“Genau das”, sagte Marcus schließlich leise und beherrscht.
“Entschuldigung”, sagte Alistair mit Wärme. “Du möchtest nicht, dass der Name deiner Frau ins Gerede kommt.”
Marcus presste die Lippen zusammen. Bei Alistairs Worten hatte er einen unerwarteten Zorn verspürt, der blitzartig seinen Körper durchfuhr. Gott möge ihm helfen, wenn eine beiläufige Bemerkung über Isabella ihm so zusetzen konnte! Er verspürte glühende besitzergreifende Entschlossenheit, wie er sie noch nie vorher erlebt hatte. Isabella Di Cassilis gehörte zu ihm, jetzt mehr als je zuvor, und er würde nicht ruhen, bis sie ganz die Seine war und nichts mehr an die Vergangenheit erinnerte.
Marcus ballte die Fäuste in den Taschen und löste sie langsam wieder.
“Dies ist eine Zweckehe, Alistair”, sagte er dann im leidlich gelungenen Versuch, gelassen zu erscheinen.
“Soweit ich sehe, liegt der Zweck ganz auf der Seite der Fürstin”, bemerkte Alistair. “Ich möchte mich nicht gern als Besserwisser aufspielen, aber welchen Vorteil hast du davon?”
Marcus sah dem Freund in die Augen. “Ich will eine Abrechnung. Die schuldet sie mir.”
Alistair schüttelte den Kopf. “Es gibt nichts, was so bitter und nutzlos ist wie Rache. Lass es sein.”
“Es ist nicht für mich”, betonte Marcus, selbst wenn er wusste, dass das nicht ganz stimmte. “Isabella hat einen Keil zwischen India und ihre Mutter getrieben. Die Wunde ist nie ganz geheilt.”
“Und du fühlst dich schuldig in Bezug auf India”, sagte Alistair mit Bedacht. “Deshalb hast du nun vor, Isabella für deine Schuld büßen zu lassen.”
Siedende Wut kam in Marcus hoch. “Ich würde nicht vielen Männern gestatten, mit einer solchen Bemerkung ungestraft davonzukommen”, presste er hervor.
“Nicht viele Männer hätten den Mut, dir die Wahrheit zu sagen”, antwortete Alistair mit ungetrübtem Gleichmut.
Die Anspannung im Raum ließ etwas nach. Marcus lachte kurz auf. “Verflucht, Alistair!”
“Ja, alter Junge”, stimmte Alistair zu.
Dann trat wieder Schweigen ein.
“Ja … ich fühle mich schuldig”, gestand Marcus nach einer Weile. “India und ich haben nebeneinanderher gelebt. Ich war nie richtig für sie da.”
“Sie wäre aber auch so gestorben. Du warst für ihren Tod nicht verantwortlich.”
Marcus bewegte sich unruhig hin und her. “Wenn ich hier in London gewesen wäre statt auf Stockhaven …”
Sein Freund schüttelte den Kopf. “Marcus, sie ist vor einen Wagen gelaufen. Es war ein Unfall.”
Marcus antwortete nicht. Er fragte sich, ob er jemals an seine verstorbene Frau würde denken können, ohne diese lähmenden Gefühle von Schuld und Reue zu verspüren.
“Ich nehme nicht an”, sagte er nach einer Weile, “dass du weißt, wo Isabella heute Abend sein wird?”
Alistair sah ihn argwöhnisch an. “Bin ich jetzt dein Gesellschaftssekretär? Sie ist
deine
Frau. So etwas sollte ein Ehemann wissen.”
Marcus seufzte. “Stimmt. Also?”
Alistair seufzte jetzt auch. “Du wirst sie auf dem Ball der Duchess of Fordyce finden. Die alte Dame ist ziemlich hochnäsig, aber nicht zu stolz, um fürstliche Persönlichkeiten willkommen zu heißen.”
“Selbst fürstliche Persönlichkeiten aus dem Ausland mit angeschlagenem Ruf?”
“Immer willkommen. Die geben den Gästen der Duchess Stoff zum Klatsch.”
“Hm.” Marcus mochte die Vorstellung nicht, dass die Leute Isabella anstarrten, als ob sie zu einem Monstrositätenkabinett gehörte. Doch er wusste, dass er nicht überstürzt handeln durfte: Er durfte sich nicht von seinen Gefühlen leiten lassen.
“Hast du eine Einladung?”, fragte er seinen Freund.
Alistair sah ihn wehmütig an. “Jüngere Söhne erhalten keine Einladungen zu den gesellschaftlichen Anlässen im Hause Fordyce.” Dann runzelte er die Stirn. “Ich dachte, wir würden heute Abend zu White’s gehen?”
Marcus schüttelte den Kopf. “Meine Pläne haben sich geändert. Ich würde gern meinem Wunsch nach Gesellschaft nachgeben. Denkst du, dass die Duchess einen Earl auf ihren Ball willkommen heißt, der nur kurz in London weilt? Und der vielleicht auch noch seinen besten Freund mitbringt?”
“Wenn der Earl reich und angesehen genug wäre, würde er mit offenen Armen aufgenommen”,
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