Unvergessen wie Dein Kuss
seinem Blick auswich.
“Entschuldigen Sie, Belton. Ich möchte mit meiner Frau sprechen.” Marcus konnte seine Ungeduld kaum verbergen.
Belton drehte sich um. “Der Earl of Stockhaven möchte mit Ihnen sprechen, durchlauchtigste Hoheit.”
Eine Pause trat ein. Dann sagte Isabella: “Lassen Sie ihn heraufkommen, Belton.”
Marcus nahm zwei Stufen auf einmal und erreichte Isabella in Sekundenschnelle.
“Sie waren schon im Bett”, sagte er zögernd. Er streckte seine Hand aus und berührte ihre Wange. Ihre Haut fühlte sich warm und zart an. Da er sie so selten berührte und es immer tun wollte, kam es ihm jetzt vor wie eine unwiderstehliche Versuchung. Er wünschte sich, mit den Händen durch ihr gelöstes Haar zu gleiten, dieses Haar in herbstlichen Farben, so lebendig mit Rot, Braun und Gold. Er sah, wie ihre Wimpern flatterten. Sie schluckte. Obwohl sie sich unter seiner Berührung nicht bewegte, spürte er in ihr die gleiche schmerzliche Sehnsucht, die auch ihn verzehrte. Ihre tiefblauen Augen blickten schläfrig, aber gleichwohl mit einem Verlangen, das sie nicht verbergen konnte.
“Es ist schon nach elf”, sagte sie. Ihre Stimme klang gleichmütig, obwohl er bemerkte, wie ihr Atem schneller ging. “Worüber wollten Sie mit mir sprechen, Mylord?”
Marcus konnte jetzt an nichts Bestimmtes denken. Reden war jedenfalls nicht das, was er wollte.
“Ich …” Er konnte sich nicht erinnern, warum er überhaupt hierhergekommen war. Er ließ seine Hand über die zarte Haut ihres Halses gleiten bis hinunter zu der kleinen Mulde an der Kehle. Isabella krallte die Hände in ihr Gewand und presste es enger an sich.
“Ich wollte Sie sehen”, sagte er schlicht.
Isabella sah ihn kurz an und blickte dann wieder zur Seite. “Ich dachte, Sie hätten eine Verabredung heute Abend?” Ihre Stimme war etwas belegt.
“Ja, aber was ich vorhatte, ist erledigt.”
Marcus strich jetzt über ihren Nacken. Unter seinen Fingern fühlte sie sich warm und gleichzeitig so verletzbar an. Ihr lose über die Schultern fallendes Haar strich über seinen Ärmel. Immer noch liebkoste er leicht ihre Haut, ohne sich dessen richtig bewusst zu sein. Seine zarte Berührung stand im starken Gegensatz zu dem Verlangen, das in ihm tobte. Ihr Mund war so nah an seinem, sodass er sie ganz leicht küssen könnte – so wie er es sich seit jener letzten brennenden Umarmung im Fleet gewünscht hatte.
“Ich glaubte, ich hätte Sie gesehen”, sagte er leise. “Eben, auf der Straße.”
Seine Worte waren kaum hörbar, aber Isabella verstand genug. Das Leuchten wich aus ihren Augen, und sie trat zwei Schritte zurück.
“Ich verstehe.” Ihr Ton war ausdruckslos. “Sie glaubten, mich gesehen zu haben, obwohl ich Ihnen gesagt hatte, dass ich zu Hause sein würde. Also sind Sie gekommen, um zu kontrollieren, ob ich nicht vielleicht gelogen hatte.”
“Nein!”, rief er unwillkürlich, auch wenn er ihr im Grunde recht geben musste. Er fühlte plötzlich eine Kälte in sich, als ob etwas ihm entglitt, ehe er es wirklich erfasst hatte. Er schwieg. Sein Schweigen verurteilte ihn.
“Nun”, sagte sie nach einer Weile, “Sie sehen jetzt, dass ich zu Hause im Bett war. Allein. Und in mein Bett möchte ich wieder zurück, nun da Ihre Zweifel zerstreut sind. Belton wird Sie hinausbegleiten.”
Marcus zögerte. Er wollte erklären, dass er nicht einfach an ihren Worten gezweifelt hatte. Er hatte sie sehen wollen. Die ganze Zeit hatte er nur an sie gedacht. Allmählich erkannte er, dass er sie brauchte. Aber sie hatte sich bereits ohne ein weiteres Wort von ihm abgewandt. Belton hielt schon die Tür für ihn auf. Und nichts außer der schwülen Nachtluft erwartete ihn nun.
11. KAPITEL
“W as zum
Teufel
…!”
“Deine Gesprächsthemen sind in letzter Zeit ziemlich eintönig, alter Junge”, beklagte sich Alistair Cantrell und legte die Zeitungen nieder, in denen er gelesen hatte. “Was ist bloß los?”
Marcus sah von der Ausgabe der
Times
auf. Er und sein Freund waren wieder im Lesesaal von White’s. Alistair arbeitete an seiner Kolumne für die Zeitungen, und Marcus las die Frühnachrichten. Bis zu Marcus Wutausbruch hatte zwischen beiden friedliches Schweigen geherrscht. Jetzt las Marcus vor:
“Fürstin Isabella Di Cassilis möchte hiermit deutlich machen, dass sie den Earl of Stockhaven nicht seines Geldes wegen geheiratet hat. Die Fürstin möchte vielmehr darauf hinweisen, dass der Mitgiftjäger der Earl ist, da er durch die
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