Unvergessen wie Dein Kuss
viel geringer.”
Marcus’ Gesichtsausdruck verhärtete sich. “Isabella und ich haben eine Vereinbarung: Wenn sie das tut, dann werde ich überall erzählen, dass sie einen Schuldner geheiratet hat, um ihre Haut zu retten.”
“Ich habe schon einmal gesagt, dass eure Ehe unerhört romantisch ist”, sagte Alistair trocken. “Da wusste ich ja noch nicht einmal die Hälfte!” Er seufzte. “Versuche nicht, Fürstin Isabella vorzuschreiben, was sie zu tun hat. Meiner Erfahrung nach hat das einen schädlichen Einfluss auf das weibliche Geschlecht.”
Marcus blickte finster vor sich hin. “India tat immer gern, was man ihr sagte.”
Alistair unterdrückte einen Laut der Belustigung und hustete stattdessen mehrmals. “Nun, alter Junge, du weißt am besten, was du tust. Ich hatte nie das Vergnügen, verheiratet zu sein, was weiß ich also schon davon? Ich wünsche dir jedenfalls viel Glück.”
Aber während Marcus mit langen Schritten den Raum verließ, schüttelte Alistair nachdenklich den Kopf. Er würde sein letztes Hemd darauf wetten, dass Fürstin Isabella aus dieser Sache als Siegerin hervorgehen würde.
Ich wünsche, dass Sie mich heute Abend zu einem Dinner bei Mr und Mrs Belsyre begleiten. Ich bedaure die kurzfristige Benachrichtigung. Bitte wählen Sie angemessene Kleidung. Stockhaven.
Isabella trommelte mit den Fingern auf dem Spieltisch mit seinen schwarzen und weißen Feldern. Ernest hatte den Tisch immer zum Kartenspiel benutzt. Die dazu passenden Marmorschachfiguren hatte er schon vor Jahren verkauft, weil er mit Schach seiner Wettleidenschaft nicht frönen konnte.
Isabella jedoch hatte immer gern Schach gespielt, weil es ein Spiel war, das Geschicklichkeit und strategisches Denken erforderte. Ihr Blick fiel wieder auf Marcus’ Notiz. Sie war knapp und erwähnte mit keinem Wort den Text in der
Times
. Aber zweifellos war dies nun seine gebieterische Antwort, die sie zügeln und daran erinnern sollte, dass er ihr befehlen konnte. Heute Abend verlangte er ihre Anwesenheit an seiner Seite. Er erwartete, dass sie sprang, wenn er rief.
Natürlich hatte Marcus nicht damit rechnen können, dass sie Mr und Mrs Belsyre gut kannte. Im Rahmen seiner langjährigen Tätigkeit im diplomatischen Dienst war der amerikanische Botschafter mit seiner Frau nach Schweden gekommen, während Isabella dort lebte. Isabella und das Botschafterehepaar wurden sehr gute Freunde. Sie waren in der Tat so eng befreundet, dass Mr und Mrs Belsyre nichts dagegen hatten, die eindrucksvolle Gästeliste um den Earl und die Countess of Stockhaven zu erweitern – nachdem Isabella sie am Tag vorher in einem eiligen Brief herzlich willkommen geheißen und sich selbst und Marcus zum Dinner bei ihnen eingeladen hatte.
Marcus sollte das natürlich nicht wissen. Isabella hatte Mrs Belsyre gebeten, die Einladung ihrem Mann zukommen zu lassen und die Tatsache, dass sie sich schon kannten, dabei nicht zu erwähnen.
Sie lächelte. Dies war ein Befehl von Marcus, den sie mit Vergnügen ausführen würde. Und mit etwas Glück würde das auch der letzte sein.
Schon recht früh an diesem Abend liefen die Dinge für Marcus nicht so gut. Als er in Brunswick Gardens ankam, um seine Frau abzuholen, fand er sie von Kopf bis Fuß in einen schwarzen Umhang gehüllt vor und wusste absolut nicht, ob sie sich damit für das Dinner angemessen gekleidet hatte. Er war jedoch nicht in der Stimmung, irgendein Risiko einzugehen. Er traute ihr zu, dass sie, nur um ihn in Verlegenheit zu bringen, ausgefallene Kleidung gewählt hatte.
“Nehmen Sie Ihren Umhang ab”, sagte er.
Eine ganze Weile, die seine Geduld strapazierte, starrte sie ihn an, ehe sie seinem Wunsch entsprach. Sie ließ den Umhang von ihren Schultern auf den Boden gleiten.
Ihr Kleid war einfach die schönste, verführerischste Modeschöpfung, die er je gesehen hatte! Er merkte erst gar nicht, dass er mit offenem Mund dastand. Das intensiv kirschrote Seidenkleid umhüllte leicht wogend jeden Zoll ihrer Gestalt vom Hals bis zu den Fußknöcheln. Die Farbe konnte nicht besser gewählt sein. Sie brachte ihren zarten Teint zur Geltung und ließ ihre Augen in einem tiefen Vergissmeinnicht-Blau leuchten. Es war atemberaubend.
An dem Kleid gab es absolut nichts auszusetzen – und am liebsten wollte er, dass kein anderer Mann sie darin sehen sollte.
“Das ist sehr …” Er hielt inne. Das Kleid lag nicht zu eng an, dennoch konnte er jede ihrer weiblichen Formen in quälender Deutlichkeit
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