Unvergessen wie Dein Kuss
Es
ist
auch falsch, wenn so vieles zwischen uns ungelöst ist.”
Marcus verstand genau, was sie meinte, versuchte aber, sich diesem Wissen gegenüber zu verschließen. Warum sollte man alles kompliziert machen, wenn es schließlich so einfach sein konnte? Sie könnten in der Glut der Gegenwart die Vergangenheit mit ihren Anschuldigungen und Vorwürfen vergessen. Danach … an ein Danach wollte er jetzt nicht denken. Nicht bis er Isabella genommen, für sich wiedergewonnen und all die quälenden Geister besiegt hatte.
“Ich weiß nicht, was ich denken soll”, flüsterte er.
Dann zog er sie zu sich und küsste sie mit all der aufgestauten Leidenschaft, die ihn so lange gequält hatte. Sie leistete zwar keinen Widerstand, kam ihm aber auch nicht entgegen. Ein Schauer durchzuckte ihn, und er ließ seinen Kuss sanfter werden, um in ihr einen Widerhall zu wecken, nicht aber zu fordern. Auf irgendeine Weise musste er den rechten Weg finden. Isabella musste ihn so sehr begehren wie er sie. Unter seinem Kuss spürte er, wie ihre Lippen erbebten und sich seiner suchenden Zunge öffneten. Ihr ganzer Körper wurde weich und nachgiebig in seinen Armen. Der süße Zauber ihrer Hingabe ließ sein Herz vor Freude schneller schlagen.
Marcus hob sie auf seine Arme und eilte zur Tür.
Erst als er mit ihr den oberen Treppenabsatz erreicht hatte, wurde ihm klar, dass er überhaupt nicht wusste, wo Isabellas Schlafgemach war. “Sag mir, wohin ich gehen soll”, sagte er heiser, “oder ich schwöre, ich werde dich hier auf der Treppe nehmen. Ich kann nicht länger warten.”
Er sah den Schrecken und die plötzliche Ernüchterung auf ihrem Gesicht. Ein Teil von ihm war so entsetzt wie sie darüber, dass er mit so wenig Zartgefühl vorging und sie wie eine Hure behandelte. Aber er war in seinem glühenden Verlangen schon zu weit gegangen, als dass er noch Bedenken haben konnte.
Isabella antwortete trocken: “Deiner Werbung mangelt es an Zartgefühl, Stockhaven.”
“An Befriedigung wird es dir nicht mangeln, wenn die Zeit kommt”, erwiderte er. “Wohin?”
Ein quälender Moment verstrich, während Isabella zu überlegen schien. Marcus kam es wie eine Stunde vor.
“Die dritte Tür links”, sagte sie dann.
Der Raum lag im Dunkeln, und die Vorhänge waren zugezogen. Ein einzelner Strahl von Mondlicht schien durch einen Spalt und zeichnete eine Linie auf dem Fußboden. Marcus erhaschte einen kurzen Blick auf ein Bett mit einem hohen geschnitzten Kopfende. Er legte Isabella vorsichtig auf die Laken, ging zur Tür und schloss ab. Das Geräusch klang wie eine Besiegelung ihres Pakts. Marcus kam zu Isabella zurück, riss sich das Halstuch ab und warf sein Hemd auf den Boden. Fast erwartete er, dass Isabella aufstehen und einen Fluchtversuch unternehmen oder ihm zumindest Vorwürfe machen würde. Stattdessen lag sie ganz still und beobachtete ihn. Ihre Röcke gaben den Blick auf ihre Oberschenkel frei. Ihr ganzer Körper war still und offen für ihn, voll hingebungsvoller Erwartung. Es war das Verwirrendste und zugleich Erregendste, das Marcus jemals gesehen hatte.
In seiner Hast riss er ihr das Kleid von den Schultern, wobei er in seiner Erregung und seinem Verlangen recht ungeschickt vorging. Er verwünschte seine bebenden Hände.
Isabella protestierte: “Mein Kleid!”, rief sie aus. “Ich kann mir nicht leisten …”
“Ich kaufe dir ein neues.” Er beugte sich vor, um sie zu küssen. Ungestüm verlangend suchte er ihren Mund, sehnte sich danach, wieder ihre Hingabe zu spüren. Schon einmal hatte sie zugegeben, dass sie ihn begehrte. Doch er wollte ganz sicher sein, dass er keine widerstrebende Frau ins Bett nahm.
Und so versuchte er, sich zur Geduld zu zwingen, auch wenn ihm das eigentlich ganz fern lag. Er musste wieder ganz von vorn beginnen, musste durch einschmeichelnde Verlockung die abweisende Starre ihres Körpers lösen, die Leidenschaft in ihr entflammen. Sein Körper schrie nur nach Erfüllung, aber diesmal beachtete er das nicht.
Als Isabellas Lippen sich unter seinem Kuss öffneten, durchzog ihn ein Aufwallen des Triumphes, genau so stark wie sein glühendes Verlangen. Ihre Zunge spielte um seine. Sein Mund bewegte sich auf ihren Lippen mit dem Drang, sie zu besitzen. Marcus legte die Hände um Isabellas Gesicht und vergrub seine Finger in dem seidigen, dunkelgoldenen Haar, das er von Anfang an liebkosen wollte. Aus Isabellas Kehle löste sich ein leises wohliges Stöhnen, und sie schmiegte ihren
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