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Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)

Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition)

Titel: Unvergessliches Verlangen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eileen Dreyer
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und erlaubte es ihr, ihm zu helfen, als er sich zurücklegte, um sich auszuruhen. Aber er wusste, dass er keine Ruhe finden würde. Nicht, solange er nicht erfuhr, was ihn in dieses Haus in Belgien geführt hatte.
    Zum ersten Mal seit Wochen gönnte Grace Fairchild sich einen gemütlichen Spaziergang durch den Parc Royale. Es hatte noch einen Tag gedauert, doch sie hatte schließlich mit Dr. Hume über den Earl sprechen können. Sie wusste, dass sie Olivia erzählen sollte, was der Arzt geraten hatte, aber die kleine Verzögerung änderte auch nichts mehr an den Neuigkeiten. Im Übrigen brauchte sie ein wenig Zeit für sich selbst.
    Sie war unglaublich müde. Es war noch immer so viel für die Verwundeten zu tun, und sie wusste, dass sie in Zukunft ohne ihren Vater zurechtkommen musste. Doch ein paar Minuten lang wollte sie ihr Gesicht einfach in die Sonne strecken.
    Es war ein warmer Tag, und der Himmel war außergewöhnlich blau. Eine leichte Brise wehte durch die Blätter der Bäume. Der Gestank des Todes war gewichen und durch den schwachen Duft von Rosen ersetzt worden, der aus dem Parc Royale herüberwehte. Es war so lange her, dass sie diese Stadt mit ihren gewundenen Kopfsteinpflasterstraßen und hoch aufragenden, gotischen Kirchen hatte genießen können. Sie liebte die hohen Häuser mit den hübschen Giebeln und die idyllischen alten Geschäfte. Sie wünschte sich, ihr Bein würde sich gut genug anfühlen, um den Glockenturm von St. Gudula hinaufzuklettern, damit sie einen Blick auf die unzähligen, mit roten Ziegeln gedeckten Dächer in der Altstadt werfen konnte. Sie wünschte sich, sie könnte die engen Gassen entlanglaufen und sich in eines der Straßencafés setzen. Aber sie wusste, dass das würde warten müssen.
    Sie hatte es sich gerade auf einer Bank unter den Ästen einer Linde bequem gemacht, als sie ganz in der Nähe Stimmen vernahm.
    »Ich sage Ihnen, dass es lächerlich ist. Was sollte Gracechurch in Brüssel wollen?«
    Grace verhielt sich ganz ruhig. Der Mann, der dort sprach, war Lord Thornton. Diese gereizte Stimme war unverwechselbar.
    » Sie müssen es doch wissen, Hilliard«, erklang eine andere Stimme. »Sie sind in der Regierung.«
    »Ich habe nicht die leiseste Ahnung«, erwiderte Mr Hilliard. »Das Letzte, was ich hörte, war, dass er in Westindien Rumpunsch mit den Eingeborenen getrunken hat.«
    Die Stimmen kamen näher.
    »Ich habe gehört, er wäre mit einer Waffe in der Hand auf dem Schlachtfeld gesehen worden.«
    »Tja, falls er tatsächlich auf dem Schlachtfeld war«, erklärte Mr Hilliard gedehnt, »kam ihm eine Waffe vermutlich sehr gelegen.«
    »Aber niemand im Hauptquartier scheint von ihm gehört zu haben«, widersprach Gervaise Armiston.
    »Mein lieber Junge«, entgegnete Mr Hilliard, »im Augenblick kann man dem Hauptquartier überhaupt nicht vertrauen. Ich würde mich momentan nicht auf Informationen aus der Richtung verlassen. Und warum ist es so wichtig, dass Sie es herausfinden?«
    »Er gehört zur Familie. Ich kann solche Nachrichten über ihn nicht einfach ignorieren.«
    Grace wusste, dass sie besser gehen sollte. Olivia musste von dem Gespräch erfahren.
    Sie sprang so schnell auf, dass ihr schlimmes Bein protestierte. Die Zähne zusammengebissen, suchte sie an der Bank Halt und umfasste ihr Knie, weil sie fürchtete, es könnte ihr den Dienst versagen. Offenbar hatte sie ein Geräusch von sich gegeben, denn mit einem Mal hörte sie Schritte.
    »Wenn das mal nicht meine Boudicca ist«, sagte Diccan Hilliard und schlenderte den Weg entlang zu ihr.
    Vor Scham errötete Grace. Ausgerechnet jetzt musste er ihr über den Weg laufen. Für einen höflichen Rückzug war es zu spät. Ihr Bein war noch immer verkrampft und funktionierte nicht richtig. Und hinter Diccan Hilliard tauchten Gervaise Armiston und der rotgesichtige, dicke Lord Thornton auf.
    Grace wusste nicht, wen sie weniger mochte. Thornton war ein Idiot und Armiston auch.
    Es war allerdings keine Frage, wer sie mehr einschüchterte. Ein Blick zu Diccan Hilliard, und ihr Herz stockte und stotterte wie eine von Whinyates Raketen. Sie war sich sicher, dass sie schon so rot im Gesicht war wie ein Kind, das man bei etwas Verbotenem ertappt hatte. Es war jedes Mal so, wenn sie Mr Hilliard begegnete.
    Der Grund war nicht, dass sie ihn hübsch fand. Die meisten Offiziere ihres Vaters waren gut aussehend. Der Grund war auch nicht, dass sie sich wünschen würde, dass er sie anerkennend anblickte. Grace erwartete das

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