Unverhofft kommt oft
eingeladen. Es gab diese kleinen Gurkensandwiches, von denen sie schon so viel gehört hatte. Sie hatte nicht viel verpasst, wie sie feststellte. Da waren ihr Erdnussbutter-Marmelade-Sandwiches lieber.
Mrs. Winterbury war die ganze Zeit anwesend und sah dabei zu, wie Sofia ihre Sprösslinge im besten Licht darstellte.
„Warum machen Sie sich nicht selbständig?“, fragte sie Sofia.
Sie blickte kurz auf. Wie meinte sie das?
„Sie haben wirklich Talent. Sie brauchen doch nicht in den Galerien anderer auszustellen, eröffnen Sie Ihre eigene, die würde sicher erfolgreich sein. Was mich betrifft, würde ich sicher eine Stammkundin werden und auch den Damen im Countryclub würde ich Sie empfehlen.“
„Oh wow, das ist wirklich nett von Ihnen. Aber so einfach ist das leider nicht. Wenn ich ehrlich sein soll, fehlt es mir an den finanziellen Mitteln.“
„Ja. Ich verstehe. Aber wissen Sie, wir alle fangen einmal klein an. Ich erinnere mich, wie ich als Miss Pasadena fungierte und auf dem Werbeplakat des örtlichen Eisenwarenladens posierte. Und nun sehen Sie sich an, was ich erreicht habe.“
Sofia wusste nicht, womit diese Frau reich geworden war, und es war auch egal. Sie hatte das ausgesprochen, was Sofia seit Tagen dachte. Man musste nur einmal den Anfang machen, einen Schritt nach den anderen wagen und irgendwann hatte man vielleicht das Ende der Treppe zum Erfolg erreicht.
„Ich werde darüber nachdenken“, sagte sie zu Mrs. Winterbury. „Vielleicht eines Tages. Ich werde es Sie auf jeden Fall wissen lassen.“
♥
Als Sofia an diesem zweiten Samstag im Hause der Winterburys mit einem Scheck über dreitausend Dollar nach Hause kam, sagte sie zu Jenni: „Du, Jenni, was würdest du von einer eigenen Galerie halten?“
„Sehr viel, Sofia. Du würdest das auf jeden Fall meistern. Du bist so großartig in dem, was du tust.“
Sofia lächelte ihre Freundin an. „So eine Galerie kostet aber eine ganze Menge Miete. Auch wenn ich im Moment mehr als reichlich verdiene, weiß ich nicht, wie die Zukunft aussieht und ich will so eine Sache auch nicht ganz allein aufbauen. Ich hatte mir gedacht, dass wir beide das vielleicht zusammen machen könnten. Wir hängen meine Bilder aus und stellen dazu deine Keramikwaren aus.“
„Oh mein Gott, ehrlich? Das wäre ja unglaublich. Das wäre wirklich fantastisch, wenn wir das in ein paar Jahren hinbekommen würden.“
Sofia grinste. „Vielleicht dauert es gar nicht so lange. Mrs. Winterbury hat mir bereits zwei neue Aufträge beschafft. Wenn ich viel arbeite und alles beiseite lege, könnten wir wahrscheinlich Ende des Jahres so weit sein.“
Jenni fiel die Kinnlade herunter. „Das meinst du nicht ernst!“
„Und ob ich das ernst meine.“
„Aber das hieße ja, du müsstest wieder total sparsam sein, wenn du den Großteil deiner Einnahmen beiseite legen willst. Ich hatte mich so für dich gefreut, dass du endlich mal richtig leben kannst, essen kannst, worauf du Lust hast, machen kannst, was du willst.“
„Das ist es, was ich will: eine eigene Galerie. Wir leben schon so lange wie die Kirchenmäuse, so schlecht geht es uns doch gar nicht. Und wir hätten endlich ein Ziel. Du wirst sehen, das wird es das alles wert sein.“
Aufgeregt fingen sie an, Pläne zu schmieden. Es war gar nicht so schlimm, sich auf etwas einzulassen, stellte Sofia fest.
♥
Jenni war mit Claire ausgegangen und Sofia machte es sich mit einer DVD gemütlich. Pulp Fiction sah sie sich an. Sie hatte sich dazu eine Pizza bestellt, eine extra große mit allem drauf. Dazu eine große Packung Pecannuss-Karamell-Eis. Sie wollte zwar weiterhin sparsam sein, aber ab und zu durfte man sich auch etwas gönnen.
Als es an der Tür klingelte, ging sie aufmachen. Lenny stand da mit ihrer Pizza, dem Eis und einem Lächeln.
„Hey Lenny, wie läuft das Geschäft?“
„Gut, wie immer, die Leute bestellen fleißig Pizzas.“
„Und wie geht es dir?“
„Gut, danke. Und dir?“
„Sehr gut. Warte, heute bekommst du sogar Trinkgeld.“ Sie holte ihr Portemonnaie und gab ihm einen großzügigen Tip, als Wiedergutmachung für die zwei Jahre, die er sie nun schon belieferte und meist ohne auskommen musste.
„Cool, danke“, freute er sich. „Ich wünsch dir noch einen schönen Abend.“ Er lächelte sie an. Irgendetwas hatte dieser Typ an sich. Etwas so Unbeschwertes, Reizendes.
Sofia sah auf ihre Uhr. Es war zehn vor elf. „Hey, Lenny, hast du nicht immer um elf
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