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Unwiderstehlich untot

Unwiderstehlich untot

Titel: Unwiderstehlich untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
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ich telefonieren konnte. Oder bis ich einen Partner mit mehr Kraft als einer magersüchtigen Mücke bekam.
    »Wo ist meins?«, fragte ich, nachdem wir Pritkin aufs Bett gelegt hatten. Er schien bereits eingeschlafen zu sein, trotz der Oberdosis Koffein.
    »Ich bitte um Verzeihung?«, fragte Marsden höflich. »Mein Zimmer«, sagte ich.
    Er blinzelte. »Oh.« Er wirkte ein wenig verlegen. »Oh, ja, natürlich. Nun, ich denke, ich könnte… Aber wir brauchen frische Laken.«
    Er eilte fort. Ich ließ ihn gehen und machte mich auf die Suche nach einem Badezimmer. Es bestätigte meine Vermutung, dass Marsden nicht verheiratet war. Es hingen keine Gardinen am Milchglasfenster, und es lag kein Läufer auf dem Boden. Dafür gab es einen Waschlappen, der an einem Wasserhahn hing und beim Trocknen in einer blumenartigen Form erstarrt war. Zum Glück lagen auch einige Handtücher an der Wannenecke, neben einem kleinen Turm aus Seifestücken, wie man sie für Gäste aufbewahrt. Zur Ausstattung gehörten auch eine recht moderne Dusche, ein Heizkörper und ein Schrank mit weiteren Handtüchern.
    Und sonst nichts.
    Ich suchte nach einem bestimmten Objekt und sah sogar hinter dem Schrank nach – Fehlanzeige. Schließlich gab ich es auf und machte mich auf den Weg, um Pritkin zu fragen. Er lag auf dem Rücken, schlief tief und fest und lud dabei Schmutz auf Marsdens hübsches, sauberes Laken ab. Ich schüttelte ihn ein wenig und war gar nicht glücklich darüber, ihn zu wecken, aber sein alter Boss war nirgends zu sehen, und gewisse Dinge ließen sich nicht länger aufschieben.
    Ein Auge öffnete sich. »Was ist?«
    »Entschuldigung. Ah… es gibt da ein Problem mit dem Bad.«
    »Was für ein Problem.«
    »Die Toilette fehlt.«
    »Dies ist ein altes Haus«, sagte Pritkin, als sei das Erklärung genug. »Und früher mussten die Leute nicht pinkeln?«, fragte ich.
    Er stöhnte und legte sich den Arm übers Gesicht. »Unten im Flur gibt es ein WC.«
    »Ein Was?«, fragte ich mit wachsender Verzweiflung. »Ein Wasserklosett. Es befindet sich in einem separaten Zimmer.«
    »Warum? Weshalb nicht im Bad, wo…«
    »Weil ein Badezimmer zum Baden da ist, wie der Name schon sagt.«
    »Das ist bizarr.«
    »Nein, Miss Palmer«, sagte Pritkin mit Nachdruck. »Bizarr ist, dass ich derzeit eine Vagina habe.«
    Diesen Ton hatte ich bei ihm noch nie gehört, und er klang nicht gut. Ich floh, davon überzeugt, genug Informationen zu haben.
    Das WC befand sich direkt neben dem Bad, in einem kleinen Kabuff. Ich war so erleichtert, dass das befürchtete Trauma bei der Benutzung einer solchen Einrichtung als Mann ausblieb. Anschließend kehrte ich ins Bad zurück und trat dort unter die Dusche. Auf die Wanne verzichtete ich, weil ich zu müde war und riskiert hätte, darin zu ertrinken.
    Der schmutzige Mantel landete auf dem Boden, zusammen mit dem Riemen des Halfters, dem patronengurtartigen Phiolen-Gürtel, dem blutigen Hosengürtel, den ich zur Aderpresse umfunktioniert hatte, dem Achselhalfter, fünf Messern und den beiden Stiefeln mit zwei weiteren Messern – der ganze Kram entsprach Pritkins Vorstellung von legerer Kleidung und richtete eine ziemliche Schweinerei auf dem Fliesenboden an. Ich nahm mir vor, später alles sauber zu machen. Wenn ich nicht mehr das Gefühl hatte, jederzeit im Stehen einschlafen zu können.
    Die Vorstellung, einfach die Augen zu schließen, ohne mich vorher zu waschen, übte einen immer größeren Reiz auf mich aus, aber nein, in diesem Zustand konnte ich nicht schlafen.
    Ich musste mir das Hemd mit der einen Hand über den Kopf ziehen, denn die Hitze von Calebs Zauber hatte die Knöpfe geschmolzen, und der linke Arm funktionierte noch immer nicht. Ich sah in den schnell beschlagenen Spiegel und musste trotz allem lächeln. Pritkin war die einzige mir bekannte Person, bei der solche Bewegungen ohne Einfluss auf das Haar blieben.
    Aber den richtig lustigen Teil erreichte ich, als ich versuchte, die noch immer nasse Jeans mit nur einer Hand auszuziehen. Das war schwerer als erwartet, denn der Stoff klebte fest. Ich wankte gegen einen Handtuchhalter und fiel bei dem Bemühen, mich von der Hose zu befreien, fast auf den geliehenen Hintern. Da sich Pritkin nie an die neumodische Idee von Unterwäsche gewöhnt hatte – im sechsten Jahrhundert schien es so etwas nicht gegeben zu haben –, war die Sache damit erledigt. Abgesehen von jeder Menge Schmutz.
    Ich duschte heiß, ließ mir das Wasser direkt ins Gesicht strömen

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