Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unwiderstehlich untot

Unwiderstehlich untot

Titel: Unwiderstehlich untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Chance
Vom Netzwerk:
das Wohnzimmer betrat und mich dort zwei halb irren Halunken gegenübersah. Ich hätte mir bestimmt Sorgen gemacht, wenn’s nicht meine eigenen gewesen Halunken wären, in gewisser Weise.
    Marco, der eine 25-Cent-Münze über seine Finger tanzen ließ, während er mich musterte, war eins fünfundneunzig groß und hatte einen fast fünfzig Zentimeter breiten Hals – im Vergleich zu ihm wirkte ein Kipplaster zierlich. Der Umstand, dass er ein Vampir war, spielte fast keine Rolle.
    Den anderen Burschen kannte ich nicht, was keineswegs ungewöhnlich war. Marcos Partner wechselten ständig, aber es handelte sich immer um bis an die Zähne bewaffnete Vampire. Dieser bildete keine Ausnahme und wies genug Ähnlichkeit mit Marco auf – nach hinten gekämmtes dunkles Haar, tonnenförmige Brust und Beine dick wie Baumstämme –, dass man sie für Verwandte hätte halten können. Andererseits, ihre Beschreibung traf auf fast alle Babysitter zu, die ich in den letzten drei Tagen gehabt hatte.
    »Was ist hier los?«, fragte Marco, und selbst seine Stimme schien dicke Muskeln zu haben. »Sie wollten los, um sich auszustaffieren, haben Sie gesagt. Sie wollten sich für den Designer Fritzen ausziehen und haben gesagt, dass Sie uns sowieso nicht hereingelassen hätten, und deshalb könnten wir ruhig hierbleiben. Sie haben gesagt, Sie würden nur kurz nach unten gehen und gleich wieder zurück sein.«
    »Ich hab keine Zeit für diesen Unsinn«, erwiderte ich. Mir tat praktisch alles weh, abgesehen von meinen Schultern, die nicht mehr schmerzten, weil sie taub geworden waren. Was mich an gehemmten Blutfluss und Gangräne denken ließ. »Können Sie mir diese Handschellen abnehmen?«
    »Klar, mache mich sofort an die Arbeit.« Marco schnippte die Münze fort – sie flog durch die offene Balkontür und durchschlug ein Fenster des nächsten Gebäudes. Ich zuckte zusammen, denn bisher hatte Marco überhaupt keine Emotionen gezeigt. »Sobald Sie mir gesagt haben, was hier gespielt wird. Ich glaube nämlich, dass wir ein Kommunikationsproblem haben, Sie und ich.«
    »Sie haben unser Vertrauen missbraucht«, fügte sein Partner mit einem fast schrillen Quieken hinzu.
    »Hier wird das gespielt: Ich möchte die verdammten Handschellen loswerden und ein Bad nehmen!«, erwiderte ich scharf. Mein Geduldsfaden war ziemlich dünn geworden. »Mircea kommt…«
    »Ja, ich weiß«, sagte Marco gepresst. »Die Rezeption hat angerufen und mitgeteilt, dass er unterwegs ist.«
    »Er kommt jetzt? Warum?«
    »Sie sind verabredet.«
    »Wir haben einen… Termin. Und zwar erst um zwei Uhr nachts!« Ich wirbelte herum und suchte nach einer Uhr, aber natürlich fand ich keine. Uhren ließen einen an die Zeit für Bett, Bad und Essen denken und lenkten die Leute vom Zocken ab. Das Spielkasino mochte keine Uhren.
    »Es ist fünf vor zwei«, sagte Marco und hielt mir sein haariges Handgelenk vors Gesicht. »Sie sind den ganzen Abend unterwegs gewesen.«
    Mist.
    »Wollen Sie mich weg haben?«, fragte er. »Ist es das? Sind Sie wegen irgendetwas sauer auf mich? Haben Sie mich wegen etwas auf dem Kieker, an das ich mich nicht mehr erinnere?«
    »Nein! Ich… habe das Gefühl für die Zeit verloren. Weil ich beschäftigt gewesen bin.« Das richtige Timing bei meinen Sprüngen hatte ich noch nicht ganz raus. Ich hatte einige Minuten nach meinem Aufbruch zurückkehren wollen, und dann wäre es gar nicht nötig gewesen, diesem dreisten Duo irgendetwas zu erklären. Es hätte ohnehin nicht nötig sein sollen.
    Marco strich mir etwas Graues und Haariges, das hoffentlich kein Rattenrest war, von der Schulter. »Und womit sind Sie beschäftigt gewesen? Haben Sie in Mülltonnen herumgewühlt?«
    Ich zählte bis zehn, um mich unter Kontrolle zu halten. Die Muskelbrüder erledigten nur ihren Job. Um sie loszuwerden, musste ich mit dem reden, der sie geschickt hatte, und selbst das hätte kaum funktioniert. Denn ihr Boss hielt sich auch für meinen Herrn und Gebieter, und er behielt seinen Besitz gern im Auge.
    Mircea Basarab war als Adliger im Rumänien des fünfzehnten Jahrhundert geboren, zu einer Zeit, in der man eine Frau für fast ebenso wertvoll gehalten hatte wie ein Pferd. Sie waren auch ähnlich behandelt worden: Sie wurden geschniegelt und gestriegelt, bei wichtigen Anlässen zur Schau gestellt und verhätschelt und die restliche Zeit streng bewacht. Garderobe, Vokabular und Berufsbild hatte Mircea zwar modernisiert, aber seine Einstellung Frauen gegenüber war

Weitere Kostenlose Bücher