Unwiderstehlich untot
erstaunlich konstant.
Nicht dass ich seine Frau gewesen wäre – das hatte ich oft genug betont. Aber auf diesem Ohr schien er taub zu sein. Aus irgendeinem Grund glaubte ich, dass ich mit meinem Wunsch, Marco und Co. loszuwerden, ebenso wenig Gehör bei ihm finden würde Für jemanden, der drei Zimmer entfernt eine Stecknadel fäll„, hörte, konnte Mircea erstaunlich schwerhörig sein.
Gegen Schutz hatte ich nichts einzuwenden, ganz im Gegenteil. Bei viel zu vielen Leuten stand mein Name auf der Mit-dir-stelle-ich-Scheußliches-an-Liste. Zwar waren Vampire sehr gefährliche Gegner – insbesondere die Meister unter ihnen, und nach der Aura der Macht zu urteilen, die ich bei Marco spürte, gehörte er zu der Truppe, aber bei gewissen Widersachern konnten sie nicht viel ausrichten. Wie zum Beispiel bei rachsüchtigen alten Gottheiten. Für das, womit ich es zu tun hatte, brauchte ich etwas Subtileres, mit weitaus mehr Schmiss. Was nicht heißen sollte, dass ich in dieser Hinsicht klare Vorstellungen hatte.
Ich hörte draußen die Glocke des Penthouse-Lifts, geriet in Panik und floh ins Schlafzimmer, gefolgt von Marco. Sein Kumpel blieb offenbar im Wohnzimmer, um den Boss zu begrüßen – und um ihn aufzuhalten, hoffte ich.
»Sagen Sie ihm, dass ich noch nicht auf bin!«, stieß ich hervor und versuchte, unter die Bettdecke zu kriechen.
Marco schüttelte den Kopf »Das klappt nicht. Sie wussten, dass er kommen würde. Er will mit Ihnen reden. Er will eine angenehme Zeit mit Ihnen verbringen. Und wenn es dabei auch um Handschellen geht, dann möchte er bestimmt, dass es seine sind.«
Ich schloss die Augen und bemühte mich, nicht an Mircea und Handschellen zu denken. Plötzlich fiel mir etwas ein. »Das Bad. Schnell!«
Wir liefen in die grauweiße Opulenz des Badezimmers, und ich warf die Tür zu. »Die Wanne füllen, fix! Und nehmen Sie mir die Schellen ab!«
Marco stellte keine Fragen, ließ heißes Wasser in die riesige Wanne laufen und gab eine halbe Packung Badesalz hinein. Ein Schaumberg wuchs, während er sich die Handschellen ansah. Nach einigen Sekunden fluchte er. »Die sind magisch«, sagte er und sprach so leise, dass ich ihn im Rauschen des Wassers kaum hörte. Vermutlich machte er sich Sorgen wegen des guten Vampirgehörs. »Die kriegt man nicht so leicht ab. Wir brauchen einen Magier.«
Pritkin wäre normalerweise meine erste Wahl gewesen, aber er glaubte meine Intelligenz bereits auf traurige Weise unausgelastet. Wenn er mich auf diese Weise sah, würde er es mir immer wieder unter die Nase reiben. Außerdem hätte er bestimmt wissen wollen, wo ich gewesen war, und ich hatte noch nicht genug Zeit gehabt, mir eine gute Lüge einfallen zu lassen.
»Holen Sie Francoise«, flüsterte ich. Sie war eine Hexe und eine gute Freundin. Es bestand durchaus die Möglichkeit, dass sie mich nicht auslachte. »Und nehmen Sie mir den BH ab, schnell!«
Marco schreckte zurück, und zum ersten Mal zeigte sich etwas in seinem maskenhaft starren Gesicht: Entsetzen. »So hübsch Sie auch sind, Sie gehören dem Boss. Und keine Frau ist so viel Ärger wert…«
»Ich will nichts mit Ihnen anfangen!«, zischte ich. »Bis Sie mit Francoise zurückkehren, muss ich in der Badewanne liegen, mit den Handschellen im Schaum verborgen – für den Fall, dass Mircea hereinschaut. Wenn er mich mit einem BH sieht, schöpft er bestimmt Verdacht.«
»Dann lassen Sie sich noch tiefer in den Schaum sinken oder so, denn ich rühre das Ding nicht an!«
»Helfen Sie mir, Marco. Oder soll er erfahren, dass Sie mich für den größten Teil der Nacht aus den Augen verloren haben?« Ehrlich gesagt, die Vorstellung begeisterte auch mich nicht sonderlich. Mircea war bereits der Ansicht, dass ich zu meiner eigenen Sicherheit irgendwo versteckt werden sollte, und ich wollte nicht unbedingt Öl in dieses Feuer gießen. Die Macht der Pythia war nicht absolut, und Mircea konnte sehr einfallsreich sein.
»Ich nehme Ihnen trotzdem nicht den BH ab«, sagte Marco stur. »Freut mich, das zu hören«, kam eine Stimme von der Tür.
Marco drehte sich blitzschnell um und erbleichte. Ich sah ihm vorbei in ein vertrautes Gesicht, mit einem Mund, dessen geschwungene volle Lippen fast feminin wirkten und damit in einem auffallenden Kontrast zu den markant maskulinen Zügen standen. Mircea.
Es ist nicht Marcos Schuld«, sagte ich schnell, denn einen Vampir, der seinem Herrn ungehorsam war, erwartete normalerweise ein sehr unangenehmes
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