Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)
es sich je hätte träumen lassen.
»Und was ist mit dem Steinblock? Sollte der mich auch nur verletzen ?«
»Eine kleine Fehlberechnung. Du warst dichter an der Wand als mir klar war. Begreifst du nicht?«, fragte Tarik und entfernte sich einen Schritt weit von seinem Neffen. »Ich habe es nur zu deinem Besten getan. Zum Wohl von El Jadida. Ich musste dich doch aufwecken, auf die Gefahren aufmerksam machen, die uns von allen Seiten drohen. Du musst begreifen, dass du es dir nicht leisten kannst, in deiner Wachsamkeit nachzulassen oder mit denen zu verhandeln, die dir schaden wollen und sich nehmen, was rechtmäßig dir gehört. Der einzige Weg für einen Mann, sich als der wahre Löwe von El Jadida zu beweisen, besteht nicht aus Verträgen oder einer Einladung an seine Feinde, gemeinsam das Brot zu brechen, sondern ihm auf einem Schlachtfeld mit einem Schwert in der Hand und dem Schlachtruf auf den Lippen gegenüberzutreten.«
»Also möchtest du, dass ich unsere unschuldigen Nachbarn überfalle, während mein wahrer Feind an meinem Tisch sitzt und mit mir das Brot bricht?« Sacht schob er Poppy zur Seite, dann nahm er einer seiner Wachen den Säbel aus der Hand und ging damit auf seinen Onkel zu.
Tarik wich ängstlich zurück, aber er konnte nirgendwohin fliehen, um dem drohend nahenden Schatten seines Neffen zu entkommen. »Bitte, mein Sohn. Ich flehe dich an … Gnade …«
»Ich bin nicht dein Sohn!«
Farouk holte mit der Waffe aus, und die Klinge glänzte im Mondschein. Ash zog Clarinda in seine Arme und drückte ihr Gesicht an seine Brust. Sie klammerte sich an sein Gewand und kniff die Augen zu, sie wünschte, sie könnte auch ihre Ohren verschließen, um das Geräusch nicht hören zu müssen, das kommen musste.
Stattdessen jedoch hörte sie Poppys fröhliche Stimme. »Mir kommt gerade der Gedanke, Majestät, wenn ich nun doch nicht im Kerker an die Wand gekettet werden soll, wäre da ja jetzt Platz. Und welch besseren Weg kann es geben, El Jadida in eine neue Ära zu geleiten, als Ihren Untertanen zu zeigen, dass Gnade und Erbarmen nicht Zeichen von Schwäche, sondern ein Maßstab für die Stärke eines Herrschers sind.«
Clarinda wagte es, einen Blick auf Farouk zu werfen, sie rechnete damit, dass er Poppy, die schließlich nur eine Frau war, zurechtweisen würde, weil sie es gewagt hatte, sich in Männerangelegenheiten einzumischen.
Doch Farouk ließ langsam den Säbel sinken, und die Wut auf seinem Gesicht wich einer verächtlichen Miene. »Schafft mir den Verräter aus den Augen.«
Tarik brach auf dem Sand zusammen und stammelte Unverständliches auf Arabisch. Während ihn zwei der Wachen auf die Füße zerrten und zu ihren Pferden schleppten, wandte Farouk sich wieder an Ash und Clarinda.
»Bevor ihr geht«, sagte er zu Ash, »möchte ich mit Miss Cardew sprechen. Unter vier Augen.«
Ashs Arm um Clarinda versteifte sich, aber sie antwortete: »Das ist in Ordnung, gerne.« Sie löste sich sacht aus Ashs Griff.
Ash verschränkte die Arme vor der Brust und schaute zu, wie sie mit dem Sultan zum Wasser ging, ohne sie auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen.
Farouk legte ihr behutsam die Hände auf die Schultern, er blickte ihr mit einer bittersüßen Mischung aus Zärtlichkeit und Bedauern ins Gesicht. »Ich wollte dir nur sagen, dass du recht hattest. Ich habe dich nie geliebt. Aber ich hatte dich sehr, sehr gerne. Bis du kamst, bin ich nie auf den Gedanken gekommen, dass eine Frau mehr sein könnte als ein warmer Körper neben mir im Bett. Dass sie meine Freundin sein könnte. Denn das warst du.«
Sie lächelte ihn an. »Wenn du Poppy irgendetwas antust – ihr das Herz brechen beispielsweise –, werde ich nicht länger deine Freundin sein. Und ich kann dir versichern, ich bin eine furchtbare Feindin.«
Der Blick, den er Poppy zuwarf, bewies, dass keine Gefahr dafür bestand. »Ich werde ihr Herz wie meinen größten Schatz hüten und mit meinem Leben schützen. Das schwöre ich bei der Ehre meiner Vorfahren.«
Clarinda stellte sich auf die Zehenspitzen, warf ihm die Arme um den Hals und umarmte ihn kurz, aber fest. »Danke«, flüsterte sie, überrascht, dass ihr die Kehle ganz eng wurde. »Für alles.«
Farouk kehrte an Poppys Seite zurück, während Clarinda sich zu Ash stellte und endlich die laue Abendbrise und das Plätschern der Wellen auf dem Sandstrand genießen konnte. Eine der Wachen hatte, während sie sich von Farouk verabschiedete, den Kastanienbraunen gegen den
Weitere Kostenlose Bücher