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Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)

Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)

Titel: Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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und sein hellbraunes Haar eine solche Verkleidung nicht erlaubten, zielten seine eigene hellbraune Reithose, das elfenbeinfarbene Leinenhemd und der locker geschnittene Rock darauf ab, ihren Träger mit der Umgebung aus endlosem Sand und Sonne verschmelzen zu lassen. Während er ihr Opfer durch das Fernrohr beobachtete, strich er sich geistesabwesend über das Kinn und genoss das vertraute Prickeln von Bartstoppeln unter seiner Hand. Wenigstens fühlte er sich nicht länger wie ein geschorenes Lamm.
    »Warum reitet der Mann ohne seine Wachen aus?«, fragte er sich halblaut. »Es ist fast so, als bettelte er darum, überfallen zu werden.«
    Selbst ohne Wachen schien der Sultan allerdings ein formidabler Gegner zu sein. Sein karmesinroter Umhang flatterte um die Flanken des schwarzen Hengstes, der mehr an einen Drachen als ein Pferd erinnerte. Ash wäre nicht erstaunt gewesen, wenn Rauchwolken aus den geblähten Nüstern des Tieres aufgestiegen wären. Der Mann saß auf dem reichverzierten silbergewirkten Sattel wie ein Herrscher aus alten Zeiten, er trug nichts als eine weite Hose und eine offene schwarze Weste unter seinem Umhang. Die sich abzeichnenden Muskeln auf der breiten Brust waren klar zu erkennen, als er die Zügel verlängerte, um den Hengst zu schnellerem Tempo anzutreiben.
    Ashs Blick wanderte über diese Arme zu den kräftigen Händen, die die Lederzügel hielten. Ein Bild dieser sonnengebräunten Hände auf schneeweißer Haut zuckte durch seinen Kopf und verdunkelte die gelbe Sonne, die ihm jetzt blutrot erschien.
    Lucas Stimme schien aus großer Entfernung zu kommen. »Alles in Ordnung, Cap? Du siehst irgendwie ein bisschen … nun … wahnsinnig aus.«
    »Sei nicht albern. Das muss die Hitze sein.« Ash nahm seinen Hut mit der breiten Krempe ab und wischte sich den Schweiß von der Stirn, während Luca ihn weiter mit ungewohnter Sorge anschaute. Sie wussten beide, dass Ash noch nie unter der Krankheit gelitten hatte, die so viele seiner Landsleute in diesen Gefilden plagte.
    Er setzte sich den Hut wieder auf den Kopf. Wenn seine Gedanken weiter in eine derart gefährliche Richtung abdrifteten, würde er am Ende dem Sultan eine Kugel in den Kopf verpassen, statt ihn zu entführen.
    »Was sollen wir eigentlich mit dieser holden Jungfer in Nöten anstellen, wenn wir sie erst einmal gerettet haben?«, wollte Luca wissen.
    »Wenn alles so abläuft, wie wir es geplant haben«, erwiderte Ash grimmig und betete dabei insgeheim, dass dem so sein möge, »werden wir sie gar nicht zu Gesicht bekommen. Wir werden einfach den Sultan entführen, schicken eine Botschaft in seinen Palast, in der wir verlangen, ihn gegen … gegen das Mädchen einzutauschen.« In England wäre dieser Plan als barbarisch betrachtet worden, aber Ash war mit der Gegend und den Bräuchen hier hinreichend vertraut, um zu wissen, dass es ein Vorgehen war, das sowohl der Sultan als auch sein Hof respektieren würden. Solche Entführungen und anschließende Verhandlungen gab es häufig genug zwischen den mächtigen Herrschern und Stammesfürsten, die in dieser Region beständig um die Vorherrschaft kämpften. »Sobald sie unsere Forderung annehmen, werden wir die Braut zu meinem Bruder bringen, der sie in seine liebenden Arme schließt.«
    Bis er die Worte laut aussprach und den Anflug eines Knurrens in seiner Stimme hörte, war Ash imstande gewesen, so zu tun, als sei Max einfach ein gewöhnlicher Auftraggeber, der ihn angeheuert hatte, eine Fremde zu retten. Aber jetzt konnte Ash vor seinem geistigen Auge sehen, wie sein Bruder mit seiner Hand über Clarindas seidige Haut strich, mit seinen Lippen ihre Wange streifte und ihr all die zärtlichen Worte zuraunte, die Ash zu stolz – oder zu dumm – gewesen war zu sagen.
    Die Sonne verdunkelte sich wieder, und die Vergangenheit schimmerte wie eine Fata Morgana vor seinen Augen. Plötzlich hockte er nicht mehr in der Wüstenhitze hinter einem Felsen, sondern stand unter den ausladenden Zweigen einer alten Eiche auf einer nebelverhangenen Wiese, wo er Clarinda zum letzten Mal gesehen und ihr Lebewohl gesagt hatte. Als sie herausgefunden hatte, dass er gehen wollte, hatte sie sich einen Umhang über das Nachthemd geworfen und war aus dem Haus ihres Vaters geschlüpft, um ihn abzufangen. Sie war mit bloßen Füßen über das taufeuchte Gras gelaufen, und ihr offenes blondes Haar wehte wie bei einem kleinen Mädchen hinter ihr.
    Sie war stolpernd vor ihm zum Stehen gekommen, ihre großen grünen

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