Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)
Augen anklagend verdunkelt, und war mit der Frage herausgeplatzt, die ihn seit dem Moment verfolgt hatte, seit er beschlossen hatte wegzugehen. »Wie kannst du mich verlassen?«
Er hatte dagestanden, die Zügel seines Pferdes in einer Hand, und hatte sich gegen die bittere Anklage in ihren Augen gewappnet. »Du weißt sehr gut, warum ich gehe. Weil ich dir nichts zu bieten habe.«
»Das ist doch gelogen!«, hatte sie gerufen. »Du hast mir alles zu bieten. Alles, was ich mir je wünschen könnte.«
Er schüttelte hilflos den Kopf. »Meine Vorfahren geben seit Jahrhunderten das Vermögen der Familie mit vollen Händen aus. Ich habe keinen Heller, den ich mein Eigen nenne. Und da ich nur der zweitgeborene Sohn bin, kann ich dir noch nicht einmal einen Titel bieten.«
»Ich habe keinen Tropfen adliges Blut in den Adern. Himmel, ich bin so gewöhnlich wie Millie, das Milchmädchen, unten im Dorf.«
Wohl wissend, dass er es in den endlosen Tagen und Nächten, die vor ihm lagen, bereuen würde, streckte er eine Hand aus und strich ihr über das schimmernde flachsblonde Haar, er wunderte sich, wie weich es sich anfühlte. »An dir ist nichts in irgendeiner Weise gewöhnlich.« Seine Hand glitt über ihre zarten Wangen, und sein Daumen geriet dabei gefährlich nah an ihre Lippen. »Sobald ich mein Glück gemacht habe und reich bin, komme ich zu dir zurück, das schwöre ich.«
Ein atemloses Lachen entwich ihr. »Aber begreifst du denn nicht? Es besteht keine Notwendigkeit für dich, reich zu werden. Ich verfüge bereits über ein Vermögen. Papas Geschäfte machen mich zu einer der reichsten Erbinnen von England.«
»Umso mehr Grund für deinen Vater, ein passenderes Objekt für deine Zuneigung und deine Hand zur Ehe zu finden, wenn ich mich deiner nicht würdig erweise.«
Sie reckte ihr trotziges kleines Kinn in einem Winkel, den er nur zu gut kannte. »Wenn Papa uns seinen Segen nicht gibt, dann brennen wir einfach durch. Du bist gerade einundzwanzig geworden, und ich werde nächsten Monat achtzehn – ich bin alt genug, selbst zu entscheiden, wen ich heiraten möchte. Wir können nach London gehen oder nach Paris und in einer Mansardenwohnung leben. Himmel, wenn es sein muss, kann ich sogar Bügelwäsche übernehmen.«
»Weißt du denn überhaupt, wie man bügelt?«
Ihre glatte Stirn legte sich in Falten. »Nein, aber da ich Bachs Fantasie in a-Moll am Klavier spielen und lateinische Verben konjugieren kann, bin ich sicher, dass ich auch das lernen kann. Wir werden jeden Abend Brot und Käse essen und bei Kerzenschein gemeinsam Byron und Molière lesen.« Ihre Stimme senkte sich eine Oktave tiefer, vergönnte ihm einen verlockenden Blick auf die Frau, die sie bald genug werden würde, die Frau, für die sie sich bereits hielt. »Und nachdem die Kerzen heruntergebrannt sind, kannst du mich verführen, mich wild und leidenschaftlich bis zum Morgengrauen lieben.«
Während ihrer eindringlichen Erklärung hatte sie seinen Arm umklammert und sich auf die Zehenspitzen gestellt, bis ihre Lippen nur noch einen Hauch von seinen entfernt waren. Die leicht geöffneten rosa Bogen waren so verlockend, so verführerisch und so beharrlich in ihrer idyllischen, wenn auch naiven Sicht auf das Leben, das sie nie gemeinsam führen konnten, dass er in Versuchung geführt war, sie genau jetzt wild und leidenschaftlich zu lieben. Aber wenn er der Versuchung erlag, wenn er sie auf das feuchte Gras bettete und sie auf den Falten ihres pelzgefütterten Umhangs nahm, dann würde er nie die Kraft finden, sich aus ihren Armen zu lösen. Er würde den Rest seiner Tage damit verbringen, sich dafür zu hassen, dass er ein selbstsüchtiger Bastard war, der ihr Leben ruiniert hatte.
Er packte sie an den Schultern, worauf Hoffnung in ihren Augen aufloderte, die bei seinen nächsten Worten jäh verblasste. »Wie lange würde es dauern, bis du mich hasst? Dafür, dass ich ich dir das alles weggenommen habe«, er deutete mit einer Hand zu dem gepflegten Park auf dem Anwesen ihres Vaters, die anmutigen Säulen und Kamine des klassizistischen Gebäudes, das über die Anhöhe hinter ihr lugte, »all das hier?«
Sie nahm seine Hand und drückte ihre warmen Lippen fieberhaft darauf. »Ich könnte dich niemals hassen. Ich werde dich immer inbrünstig lieben.«
Sacht zog er seine Hand aus ihrem Griff, fasste sie wieder an den Schultern und schob sie entschlossen von sich weg. »Ich fürchte, es ist ohnehin zu spät. Ich habe mich bereits für die
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