Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)
ging der anderen Frau eilig nach, um sie einzuholen, bevor sie die Tür erreichte, die in die Bäder führte.
»Ich fürchte, es hat eine Änderung im Plan gegeben«, sagte sie und zwang Yasmin, stehen zu bleiben, indem sie ihr einfach den Weg versperrte. »Ich werde Captain Burke heute Morgen bei seinem Bad zur Hand gehen.«
Unter ihrem Schleier verschwand Yasmins Lächeln. »Das glaube ich nicht. Wenn das so wäre, hätte Solomon es mir doch gesagt.«
»Solomon weiß nichts davon.« Nun, das immerhin entsprach der Wahrheit. »Der Sultan selbst hat beschlossen, dass dem Captain jemand behilflich sein soll, der aus seinem Heimatland kommt.«
Yasmin kniff die Augen zusammen, bis sie nur noch glitzernde Striche waren. »Ich glaube dir nicht. Seine Majestät würde niemals eine Jungfrau schicken, dass sie einem Mann beim Bade hilft.« Sie spie das Wort Jungfrau aus wie manche Frauen Hure sagen würden. »Ich werde sofort eine Audienz bei ihm verlangen, und dann werde ich beweisen, dass du nichts bist als eine elende lügnerische kleine …«
»Ich würde das an deiner Stelle nicht tun.« Obwohl sie innerlich dabei zusammenzuckte, wusste Clarinda, dass ihr keine andere Wahl blieb, als jede Skrupellosigkeit zu nutzen, die sie in sieben langen Jahren auf dem Internat unter heranwachsenden jungen Mädchen gelernt hatte. »Du bist eine Konkubine. Ich bin bald schon Farouks Ehefrau. Und sobald ich das bin, werde ich auch darüber bestimmen, welche Konkubinen weiterhin seine Gunst genießen.« In der Hoffnung, dass Yasmin es nicht darauf ankommen lassen würde, beugte Clarinda sich näher zu ihr. »Und welche für immer aus seiner Nähe verbannt werden.«
Yasmin erdolchte sie weiterhin mit Blicken, aber als sie sich mit der Zungenspitze die geröteten Lippen befeuchtete, wusste Clarinda, dass sie gewonnen hatte. Mit einem kehligen Fluch auf Arabisch drückte Yasmin ihr die Handtücher in den Arm und wirbelte herum, sie marschierte in die Gärten, wo sie zweifellos den Rest des Morgens damit verbringen würde, nach einer giftigen Schlange zu suchen, die sie Clarinda ins Bett legen konnte.
Clarinda blickte ein wenig ratlos auf die Handtücher in ihren Armen, sie fragte sich, was sie nun tun sollte. Aber dann erinnerte sie sich wieder daran, wie selbstzufrieden Ash gestern ausgesehen hatte, als sie von der Liege aufgesprungen war, nachdem er zugelassen hatte, dass sie ihn für Solomon gehalten hatte.
Ein boshaftes Lächeln trat langsam auf ihre Lippen. Captain Burke war so freundlich gewesen, ihr eine Massage zu geben, warum also sollte sie ihm nicht den Gefallen erwidern? Rache war bekanntermaßen süß.
Clarinda öffnete vorsichtig die schwere Bronzetür und schlüpfte in den Hammam, die verschwenderisch ausgestatteten Bäder des Sultans. Der Harem verfügte über einen eigenen Hammam, aber der war immer voller kichernder Frauen. Jedes Mal, wenn Clarinda sich darin entkleidete, zeigten sie mit dem Finger auf sie und starrten sie an, als sei sie eine Art Albino-Affe. Schließlich hatte sie es sich zur Gewohnheit gemacht, ihr Bad in dem Alkoven zu nehmen oder schon ganz früh am Morgen, wenn die anderen Frauen noch schliefen, in den Hammam zu gehen.
Mit einem kurzen Stoßgebet, dass Ash momentan der einzige Besucher des geräumigen Bades mit dem Kuppeldach war, ging Clarinda barfuß und lautlos über die feuchten Mosaikfliesen.
Wenigstens hatte Clarinda geglaubt, sie bewege sich lautlos, bis Ashs rauchiger Bariton aus den Wolken wohlriechenden Dampfes erklang, die den Raum ausfüllten. »Ich bin ein erwachsener Mann. Ich brauche kein Kindermädchen, das mich badet. Ich weiß die Gastfreundschaft deines Herrn zu schätzen, aber du kannst gehen.«
Clarinda spürte, wie ihre Lippen sich erbittert aufeinanderpressten. Selbst als Kind hatte sie sich nie unbemerkt an ihn heranschleichen können. Seine Wachsamkeit hatte ihm sicherlich im Kampf gute Dienste geleistet, aber sie war in höchstem Maße ärgerlich für eine Achtjährige, die versuchte, ihm eine lebendige Grille in den Kragen zu stecken.
Sie besann sich auf ihre Schauspielkünste, die sie beim Theaterspielen daheim und in Miss Throckmortons Schule weiterentwickelt hatte, um Yasmins schweren Akzent nachzuahmen. Mit einer leicht heiseren Note in der Stimme sagte sie: »Oh bitte, gütiger Herr, wollen Sie mir nicht wenigstens gestatten, Ihnen Ihre Handtücher zu bringen? Wenn Sie mich fortschicken, wird am Ende mein Herr unzufrieden mit mir sein und mich
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