Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)
unmöglich war, konnte sie das Gefühl nicht abschütteln, dass er sie trotzdem sehen konnte. Dass er sich des hungrigen Ausdrucks in ihren Augen bewusst war, dem ungleichmäßigen Heben und Senken ihres Busens, ja sogar ihrer Brustspitzen, die sich unter der sengenden Hitze seines Blickes aufgerichtet hatten.
Erst als er sich mit einer Schulter gegen den Stamm einer Palme lehnte und einen langen Zug von seiner Zigarre nahm, erkannte sie, dass er nirgends hingehen würde.
Langsam wich sie weiter ins Zimmer zurück, während sich die verräterische Wärme des Triumphs in ihr ausbreitete. Ashs Mund mochte lügen, aber seine Augen konnten das nicht.
Er liebte sie vielleicht nicht, aber er begehrte sie.
Erstaunlicherweise schlief Clarinda den Rest der Nacht tief und traumlos. Das Wissen, dass Ash über sie wachte, sorgte dafür, dass sie sich sicherer und behüteter fühlte, als wenn sie von einer ganzen Armee mit Säbeln bewaffneter Eunuchen bewacht würde.
Als sie am nächsten Morgen aus ihrem Schlafalkoven trat und die Stufen hinunterstieg, waren ihre Schritte beschwingter und leichter, als sie es lange Zeit gewesen waren. Sie ertappte sich sogar beim Summen einer fröhlichen Melodie.
Sie hatte ihre mehrlagigen Röcke gegen eine der exotischen Hosen eingetauscht, die so viele Frauen im Palast trugen. Sie schmiegte sich eng an ihren Po und lief dann über ihre Beine weiter aus, um am Knöchel wieder gerafft zu werden. Die dünne Seide war in verschiedenen satten Korallen- und Saphirtönen gefärbt. Es war ein bisschen, als liefe man in Unaussprechlichen herum, aber es war nicht zu bestreiten, dass sie sehr bequem war.
Die Hose wurde durch ein Oberteil ergänzt, das oben tief genug ausgeschnitten war, um einen großzügigen Blick auf ihr Dekolleté zu gewähren, und unten kurz genug war, dass man ein schmales Stück ihres Bauches sehen konnte. Clarinda lächelte, als sie sich vorstellte, welches Verkehrschaos sie auf Londons Straßen verursachen würde, wenn sie dort so gewagt gewandet herumliefe.
Es war so früh, dass die meisten Frauen im Harem noch auf den Diwanen in der Halle schliefen. Clarinda suchte sich vorsichtig einen Weg durch den Raum, sie nahm im Vorbeigehen eine Handvoll Nüsse und frische Datteln von einem Teller. Sie war erleichtert, dass Poppy sich nicht unter den Frauen befand. Angesichts der Angewohnheit ihrer Freundin, das Erstbeste auszusprechen, das ihr in den Sinn kam, wagte Clarinda es nicht, ihr gegenüber zu erwähnen, dass Ash sich gestern in den Harem geschlichen hatte oder auch nur ein Wort über ihr Gespräch. Wenn die Zeit zur Flucht kam, blieb ihr keine Wahl, als Poppy in alles einzuweihen, aber bis zu dem Tag würde Clarinda ihr keine Geheimnisse anvertrauen.
Was sie jetzt vorhatte, war zu Farouk zu gehen und ihm eine Einladung zum heutigen Abendessen abzuschmeicheln. Sie glaubte nicht, dass sie noch eine weitere ruhelose Nacht ertragen konnte, in der sie in ihrem Alkoven auf und ab lief, während ihr Schicksal in den unzuverlässigen Händen von irgendwelchen Männern lag.
Erleichtert sah sie, dass Solomon einer der Eunuchen war, die am Haremstor Wache hielten. Als sie ihm erklärte, sie wolle den Sultan sprechen, nickte er nur und öffnete ihr die Tür.
Sie schritt gerade über einen langgezogenen Gang, der an einer Seite offen war und einen spektakulären Ausblick auf die Gärten bot, als ihr Yasmin entgegenkam, deren Arme mit Handtüchern beladen waren. Clarinda hätte am liebsten gestöhnt, aber stattdessen reckte sie ihr Kinn noch ein Stück, entschlossen, sich nicht durch einen verächtlichen Blick oder eine gehässige Bemerkung die gute Laune verderben zu lassen.
Yasmin erfüllte ihre Erwartungen. »Aus dem Weg, du unbeholfene Kuh«, fuhr sie sie an, als sie beinahe auf gleicher Höhe waren.
Clarinda öffnete gerade den Mund, um eine angemessene Antwort zu geben, als sie bemerkte, dass Yasmin unter ihrem durchsichtigen lila Schleier nicht die gewohnt missmutige Miene zeigte, sondern ein selbstzufriedenes Lächeln. Die Härchen in Clarindas Nacken stellten sich auf. »Was tust du zu dieser frühen Stunde außerhalb des Harems? Sonst muss man dich doch praktisch an den Haaren aus dem Bett ziehen.«
Yasmin wich ihr geschickt aus, ohne langsamer zu werden. »Solomon hat mir aufgetragen, dem Engländer bei seinem Bad behilflich zu sein.«
Clarinda erstarrte, wie gelähmt von der Vorstellung, wie Yasmin die Gurke fast im Ganzen verschlungen hatte. Sie wirbelte herum und
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