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Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)

Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)

Titel: Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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verlangsamte Ash seine Schritte und verdrehte die Augen himmelwärts, flehte um einem Blitz aus dem wolkenlosen strahlend blauen Himmel, dass er ihn aus seinem Elend erlösen möge. Ein anderer Mann hätte vielleicht gezögert, aber Ashs Instinkte waren über die Jahre im Krieg geschärft, wo das geringste Zögern den Unterschied ausmachen konnte zwischen einem Weiterleben als unversehrter und gesunder Mann oder als Krüppel ohne Beine, der dazu gezwungen war, sich den Lebensunterhalt an Straßenecken zu erbetteln. Er warf sich nach vorn und stieß Farouk zur Seite, genau in dem Moment, als über ihnen ein gewaltiger Steinblock von der Mauer stürzte.

Kapitel sechzehn
    Ashs Schwung warf ihn und Farouk zu Boden. Einen Moment lagen sie benommen und atemlos da, ehe sie gleichzeitig die Köpfe hoben und zu dem Geröllhaufen blickten, der genau die Stelle bedeckte, an der nur Sekunden zuvor noch Farouk gestanden hatte.
    Einen Moment lang herrschte absolute Stille auf dem Hof. Ash blickte von den Steinbrocken hoch zu dem ausgefransten Ende eines Seiles, das von einem Flaschenzug weit über ihnen baumelte. Das Seil schwang im heißen Wind hin und her wie die Schlinge an einem Galgen.
    Während die Arbeiter verblüfft dastanden und zu ihnen schauten, kam der Aufseher angerannt, rang die Hände und redete in schnellem Arabisch auf sie ein. Ash verstand jede Silbe dessen, was der Mann sagte, aber selbst der unaufmerksamste Beobachter hätte anhand der panisch blickenden Augen des Mannes und seines hysterischen Tonfalles erraten, dass er Angst hatte, sowohl seine Stellung als auch seinen Kopf zu verlieren.
    Farouk kam auf die Füße, klopfte sich den Staub von der Hose und tat die verzweifelten Entschuldigungen und Erklärungsversuche des Mannes mit einem Winken seiner Hand ab. »Du musst die Schuld nicht auf dich nehmen. Ich war es, der die Arbeiter aufgefordert hat, ihre Posten zu verlassen, bevor die Steine gesichert waren.«
    Während der Aufseher rückwärtsgehend zu seinen Männern zurückkehrte und sich dabei immer wieder verneigte, erhob sich Ash langsam. Er betrachtete aus schmalen Augen die Mauerkrone. Er war nicht restlos überzeugt, dass der Zwischenfall als Ergebnis der Achtlosigkeit eines Arbeiters abgetan werden konnte. In dem Sekundenbruchteil, bevor sein Verstand die Bedrohung erkannt hatte, hätte er fast schwören können, er habe einen Sonnenstrahl auf etwas aus Metall aufblitzen gesehen.
    Etwas wie eine Dolchklinge.
    In ihm wuchs der Verdacht, dass Farouks Feinde nicht außerhalb des Palastes lauerten, sondern darinnen.
    Ehe er den Gedanken weiterspinnen konnte, legte Farouk ihm eine Hand auf die Schulter. Zögernd drehte er sich zu dem Sultan um und verkniff sich ein Stöhnen, als er begriff, was genau er da getan hatte.
    Wenn er zugelassen hätte, dass der Steinblock Farouk traf, hätte Ash nie wieder mitansehen müssen, wie Farouk Clarindas Nacken auf diese widerlich besitzergreifende Weise streichelte, während Ash sein Essen durch eine vor Wut zugeschnürte Kehle zwängen musste und schier daran zu ersticken drohte.
    »Dank der unermesslichen Gnade Allahs, hast du mir heute zum zweiten Mal das Leben gerettet.« Farouk drückte Ash mit seiner riesigen Hand die Schulter so fest, dass es nahezu schmerzte, und das freundschaftliche Funkeln in seinen Augen war irgendwie Furcht einflößender als jeder Attentäter. »Von diesem Tag an, Burke der Jüngere, bist du nicht länger mein Freund, sondern mein Bruder!«
    »Oh Clarinda, es ist etwas Furchtbares passiert! Hast du schon gehört …?
    Poppy brach ihren aufgeregten Bericht jäh ab, als sie in eines der abgetrennten Zimmer des Harems stürzte und die Wasserfarbenillustration auf der Staffelei in der Ecke erblickte.
    Clarinda ruhte auf einer weich gepolsterten Liege, ihr Gesicht war mit einer hellgrünen Maske bestrichen, die roch, als sei sie aus Rosenkohl und Molchaugen zusammengemischt. Sie ließ das Blatt sinken, das sie betrachtet hatte, als Poppy weiter ins Zimmer kam und die detailgetreue Zeichnung studierte.
    »Gütiger Himmel, was ist das?«
    »Was glaubst du denn, könnte es sein?«
    Poppy wandte ihren Kopf erst in die eine Richtung, dann in die andere, es fehlte nur noch, dass sie sich auf den Kopf stellte. »Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht eine Art Gemüse? Eine Steckrübe?«
    Clarinda verdrehte die Augen, dann sah sie ihre Freundin verschmitzt an. »Nun, ich habe nie zuvor gehört, dass jemand es als Steckrübe bezeichnet, aber die

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