Unwiderstehliche Küsse: Roman (German Edition)
Tänzerinnen zu ringen«, fügte Clarinda halblaut hinzu.
Es war ihr nicht entgangen, dass Ashs Bemühungen, den mannigfaltigen Reizen der Frauen des Sultans zu widerstehen, ihn in deren Augen nur noch begehrenswerter gemacht hatten. Jede Nacht beim Supper umschwärmten ihn Tänzerinnen, wanden ihre Schals um seinen Hals wie seidene Schlingen, schoben ihm ihre wackelnden Brüste ins Gesicht, während Clarinda gezwungen war, äußerlich ruhig von ihrem Wein zu trinken und Interesse an dem zu heucheln, was Farouk sagte.
Erst gestern war sie durch die Halle im Harem gegangen und hatte mehrere der Konkubinen dabei gesehen, wie sie ihren Lieblingsschmuck und ihre schönsten Haarkämme darauf wetteten, wer von ihnen die Erste wäre, die den gut aussehenden Engländer in ihr Bett würde locken können. Im Augenblick schien Yasmin zu führen.
»Ich habe gar nicht gemerkt, wie spät es ist!«, rief Poppy mit einem Blick auf die schräg durch das Holzgitter des Fensters fallenden Strahlen der untergehenden Sonne. »Ich muss etwas suchen, was ich zur Feier anziehen kann.«
»Farouk hat dich eingeladen?«, entfuhr es Clarinda, ehe sie erkannte, wie unhöflich das klingen musste.
Gewöhnlich mied Farouk Poppys Gesellschaft wie die sprichwörtliche Pest. Clarinda hatte ihn immer wieder gebeten, ihre Freundin am Abendessen teilnehmen zu lassen, aber diese eine Bitte hatte er ihr stets ausgeschlagen.
Frische Röte verfärbte Poppys Wangen. »Vielleicht ist der Sultan großmütig gestimmt, nachdem er dem Tod so knapp entronnen ist.«
»Vielleicht«, murmelte Clarinda und betrachtete ihre Freundin nachdenklich. Poppy war gewöhnlich so leicht zu durchschauen wie eine Glasscheibe, aber sie benahm sich seit letzter Woche zunehmend seltsam.
Clarinda wandte sich wieder ihrer Malerei zu, um ihre Miene zu verbergen. Sie war angesichts der Aussicht, einen weiteren endlosen Abend mitanzusehen, wie der schneidige, wagemutige und charmante Captain Burke als Held gefeiert wurde, wenig begeistert.
Kapitel siebzehn
Poppy hatte zwar einen Hang zu ausschweifender Fantasie, aber ihre Beschreibung des Festes zu Ehren Captain Burkes wurde der Wirklichkeit dennoch nicht gerecht.
Die Feierlichkeiten fanden in einem Saal statt, der doppelt so groß war wie der, in dem das Fest am ersten Tag gehalten worden war, nachdem Ash und Luca in den Palast eingeladen worden waren. Hoch aufragende Marmorsäulen stützten die hohe Decke des langgestreckten rechteckigen Raumes. Die Wände waren mit wehenden silber- und golddurchschossenen Stoffbahnen in Karmesinrot und Lila drapiert. Jasmin- und Jacarandablüten waren auf dem farbig gefliesten Boden verstreut und verströmten einen betörenden Duft. Weiche Kissen und Sitzpolster waren als Sitzplätze für die Gäste des Sultans kunstvoll in einem kleineren Rechteck arrangiert worden. In der Mitte war Platz als Bühne für die Unterhaltungen nach dem Festmahl frei gelassen worden.
Und was für herrliche Unterhaltung geboten wurde! Akrobaten wirbelten über den Boden, flogen durch die Luft, während Schlangenmenschen ihre biegsamen Glieder in eigentlich dem menschlichen Körper unmögliche Stellungen verrenkten. Ein Mann mit silberner Halbmaske entlockte der Menge ein Keuchen, als er ein Schwert in Öl tunkte, es anzündete und die Klinge danach im Ganzen zu schlucken schien. Die Gäste verfolgten atemlos gespannt, wie ein Zauberer mit hohem Turban eine riesige bunt bemalte Kiste hereinzog, eine der Tänzerinnen darin einschloss und dann Dolche durch die Mitte steckte. Mehrere Gäste schrien vor Schreck, aber ihr Entsetzen wich rasch erleichtertem Beifall, als die Frau unversehrt auf der anderen Seite der Kiste auftauchte, um sich mit dem Zauberer zusammen zu verneigen.
Vier Soldaten aus Farouks Leibwache standen zu beiden Seiten der massiven Bronzetüren an den gegenüberliegenden Wänden des Saales, weitere Wachen waren entlang der Wände stationiert. Sogar deren unbewegliche Züge wurden weicher, obwohl sie sich darum bemühten, ihr Lächeln zu verbergen.
Das einzige Gesicht mit saurer Miene gehörte Farouks Onkel. Tarik erklärte jedem, der ihm zuzuhören geneigt war, dass sein Neffe drauf und dran sei, die Schatzkammer des Sultanats für extravagante Feste zu plündern und dem Thron von El Jadida Schande zu bereiten – und das alles zu Ehren eines Ungläubigen.
Poppy war lediglich in einem Punkt nicht ganz richtig unterrichtet gewesen. Farouks tierischer Gast war kein ausgewachsener Tiger, sondern
Weitere Kostenlose Bücher