Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Unwiderstehliches Verlangen

Titel: Unwiderstehliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
Vom Netzwerk:
morgens aufwachst, siehst du aus wie ein junges Mädchen.« Sie wollte auch gar nicht wie ein junges Mädchen aussehen. Nicht einmal dann, wenn sie sich eine Stunde lang zurechtgemacht hatte. O ja, sie wußte, daß sie gut aussah. Aber wie achtzehn sah sie nicht mehr aus, und so würde sie auch nie mehr aussehen.
    »Ich halte es für besser, wenn du in Chandler wohnen bleibst«, sagte sie in ihrer besten Erwachsenenstimme. »Es wäre besser für... Ach was, es wäre eben besser, das ist alles.« Sie gab sich die größte Mühe, möglichst unbeteiligt zu sprechen. Wenn ich schon einen zehn Jahre jüngeren Mann begehre, einen Mann, für den ich früher mal den Babysitter gespielt habe — läßt sich das schon als Inzest bezeichnen?
    »Wenn wir eine Firma gründen, ist es unausweichlich, daß wir eine Menge Zeit miteinander verbringen. Deshalb wäre es lächerlich, wenn ich jeden Tag 64 Kilometer weit von Chandler hierher und wieder zurück fahren würde. Was ist, wenn wir mal abends etwas besprechen müssen?«
    »Es gibt ja das Telefon.«
    »Oder wenn du Hilfe bei den Flugzeugen brauchst?«
    »Ich bin bisher auch ganz gut ohne dich ausgekommen. Ich werde auch weiterhin damit fertig werden.«
    »Und wenn ich plötzlich eine Frage habe?«
    »Dann kannst du damit bis zum nächsten Tag warten. So wie du bis zum nächsten Morgen warten mußt, bis du deine Weihnachtsgeschenke aufmachen darfst.«
    Er entfernte sich von ihr, trat an die Bar, stellte einen Fuß auf die Messingleiste, stützte sich mit dem Ellbogen auf die Theke und den Kopf in die Hand. Jackie dachte: Jetzt fehlt ihm nur noch ein blutunterlaufenes Auge und ein Sechsschüsser an der Hüfte, und er sieht wie ein Revolverheld aus. Er muß weg, dachte sie. Er muß unbedingt raus aus Eternity. So weit weg von ihr wie möglich.
    Nach einer Weile drehte er sich mit ernster Miene zu ihr um. Nun erinnerte er sie wirklich an den feierlich ernsten kleinen Jungen, der er einmal gewesen war. »Nein«, sagte er und reichte ihr die Hand, als wollte er ihr beim Aufstehen helfen.
    Doch Jackie fühlte sich noch nicht so alt, daß ihr jemand beim Aufstehen hätte behilflich sein müssen. »Nein? Was soll das heißen?«
    »Das heißt, daß ich so lange in Eternity wohnen bleibe, wie es nötig ist. Das ist mein fester Entschluß!«
    »Du hast wohl...«, sprudelte sie heraus. Aber das kam, weil sie sich für einen kurzen Augenblick wieder wie sein Babysitter vorkam und er ihr nicht gehorchen wollte. Doch wenn sie sich so gegenüberstanden, mußte sie zu ihm aufsehen. Und sie schaute nicht in die Augen eines Kindes, sondern in die eines Mannes. Sie machte kehrt und verließ den Saloon mit schnellen Schritten, denen er ansehen konnte, wie zornig sie war.
    Sie ging und ging, weit hinaus in die Wüste, die Eternity umgab, und versuchte sich über ihre Handlungsweise klar zu werden. Es war ihr sehr peinlich, daß sie in jener ersten Nacht so... so starke Gefühle für diesen jungen Mann empfunden hatte. Warum hatte ihr kein sechster Sinn gesagt, daß sie mehr vom Leben verstand als er? Warum hatte sie nicht gemerkt, daß sie es nicht mit einem Erwachsenen, sondern mit einem großen Kind zu tun hatte? Es mußte doch Anzeichen dafür gegeben haben. Zum Beispiel... Nein, aber... Sie zerbrach sich den Kopf, doch ihr fiel nichts ein, woran sie 'hätte merken müssen, daß er viel jünger war als sie.
    Außer vielleicht daran, daß die Nacht so vergnügt verlaufen war, wozu er das meiste beigetragen hatte. Ja, das war wohl ein Anzeichen gewesen...
    Wie kommt es nur, daß die Menschen, je älter sie werden, um so weniger lachen wollen? Eigentlich müßte es doch genau umgekehrt sein. Für ältere Menschen wäre Lachen oft die beste Medizin. Sie springen ja morgens nicht mehr so frohgemut aus dem Bett wie in jüngeren Jahren. Sie haben mancherlei Schmerzen und Beschwerden. Die Muskeln sind nicht mehr so elastisch und verkrampfen leicht.
    Es ist schon so, dachte sie, je älter ein Mensch wird, um so seltener lacht er. Vielleicht ist das sogar der beste Anhaltspunkt, um das Alter eines Menschen zu schätzen. Wer fünfzigmal am Tag lacht, ist ein Kind. Wer zwanzigmal am Tag lacht, ist Mitte Zwanzig. Zehnmal am Tag: Mitte Dreißig. Sobald jemand jenseits der Vierzig ist, kann man ihn nur noch schwer zum Lachen bringen.
    Etwa vor einem Jahr war Jackie mit einem sehr netten Mann abends zum Essen gegangen. Dort hatten sie sich mit drei anderen Paaren getroffen. Während des ganzen Essens war nicht

Weitere Kostenlose Bücher