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Unwiderstehliches Verlangen

Titel: Unwiderstehliches Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Kind wußte, wie alt es war und sie auch recht gut zu charakterisieren verstand. Es bewies, daß er Familiensinn hatte. Und doch war diese Erkenntnis für Jak-kie durchaus nicht nur angenehm, denn die Eltern dieser Kinder hatte sie gekannt, als sie selber noch Kinder gewesen waren. Da war zum Beispiel auf einem Foto ein kleines dunkelhaariges Mädchen, das jetzt im selben Alter war wie ihre Mutter, als Jackie sie das letztemal gesehen hatte.
    »Ich glaube, ich werde alt«, flüsterte Jackie vor sich hin. Dabei war sie innerlich nicht einen Tag gealtert, seit sie Chandler verlassen hatte. Sie fühlte sich immer noch wie achtzehn und meinte, sie müsse noch eine Menge Dinge tun, ehe sie erwachsen sein und sich wie eine Erwachsene benehmen würde. Wie sie ihr zukünftiges Leben gestalten sollte, darüber war sie sich noch nicht ganz schlüssig geworden. Hinter ihr lag eine lange, lange Jugendzeit, in der sie an Flugveranstaltungen und Wettflügen teilgenommen und zur Verblüffung des Publikums gefährliche Tricks und Sensationsakrobatik ausgeführt hatte. Aber jetzt war sie fast soweit, sich irgendwo niederzulassen und endlich erwachsen zu werden. Sie war einigermaßen dazu bereit, einen »richtigen« Mann zu heiraten, der eine Stellung hatte, in der er von morgens um neun bis nachmittags um fünf arbeitete, der abends nach Hause kam und die Zeitung las. Vielleicht könnte sie auch eine Familie gründen. Terri hatte sich darüber unbändig amüsiert, denn zwei ihrer gemeinsamen Klassenkameradinnen aus der High-School waren schon Großmütter.
    »Du wirst nie alt werden, Jackie«, sagte Billy leise in ihr Ohr.
    Sie spürte seinen Atem, und es gab ihr einen Ruck. Sie mußte sich zusammennehmen. Was war nur los mit ihr? Wie konnte die Nähe eines Jungen wie Billy sie so irritieren? »Was...«, begann sie, hielt aber sofort inne, als sie draußen ein Flugzeug kommen hörte. Nach dem Motorengeräusch zu urteilen, wollte es gerade zur Landung ansetzen.
    Sie stellte die Kaffeetasse ab und ging, von Billy gefolgt, durchs Wohnzimmer zur Vordertür ins Freie. Die Hand zum Schutz vor der Sonne über die Augen haltend, sah sie die Maschine auf den Flugplatz zusteuern. Jackie erkannte sofort, daß es kein sehr erfahrener Pilot sein konnte. Das Flugzeug kam zu schnell herunter.
    Dennoch gelang die Landung, wenn auch mit Mühe und Not. Dem werde ich gehörig die Meinung sagen, nahm Jackie sich vor. Er hätte beinahe den Schornstein des alten Hauses auf dem Hügel mitgenommen, und das hätte leicht zu einer Bruchlandung führen können.
    Rasch ging sie quer über die Rollbahn. Doch Billy überholte sie und kam als erster bei der Maschine an. Als der Pilot ausstieg, hob Billy die Arme. Die schlanke, aber kurvenreiche Figur konnte nur einer Frau gehören. Und nur eine schöne Frau würde so selbstverständlich die Hilfe eines Mannes beim Aussteigen annehmen. Sie nahm die Brille und den Lederhelm ab, und eine Flut mitternachtsschwarzer Haare fiel ihr auf die Schultern. Mit einem ängstlichen Blick wandte die schöne Fliegerin sich an Jackie. »Und ich habe gehofft, Eindruck bei Ihnen schinden zu können«, sagte sie zerknirscht. »Statt dessen hätte ich um ein Haar ein paar Bäume wegrasiert und mich umgebracht und...« Sie sah Billy an. »War das ein Schornstein, den ich beinahe gestreift hätte?«
    »Genau«, sagte er.
    Da brachte Jackie es nicht mehr übers Herz, ihr die geplante Standpauke zu halten, denn rechtzeitig erinnerte sie sich an die Zeit, in der sie selber mit ihrem fliegerischen Geschick Eindruck auf Charley machen wollte. Und gerade dann war sie besonders schlecht geflogen. Anstatt also das Mädchen zurechtzuweisen, lächelte sie.
    »Du erinnerst dich doch an meine Kusine Reynata?«
    Zuerst erinnerte Jackie sich nicht. Dann fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Entsetzt blickte sie das Mädchen an. »Rey? Du bist die kleine Rey?« Sie hatte sie als pummelige Fünfjährige in Erinnerung, die sich immer die Sachen schmutzig machte und ständig aufgeschlagene Knie hatte. Dauernd rannte sie hinter den älteren Kindern her, wobei sie regelmäßig hinfiel und sich weh tat. Jetzt war sie eine große, schöne, heiratsfähige Frau geworden. »Selbstverständlich erinnere ich mich an dich«, sagte Jackie so freundlich, wie sie es vermochte. Voller Schrecken dachte sie: Wenn ich noch mehr von diesen >>Erwachsenen« zu Gesicht bekomme, werden mir bald graue Haare wachsen. Sie schüttelte der jungen Frau die Hand und lud sie zu

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