Unzertrennlich
mich.«
Mathias ließ sich auf die Bank fallen und sah Sven hinterher.
»Und? Wie findest du ihn?«
Christine war perplex.
»Ich habe bisher zweieinhalb Sätze mit ihm gesprochen, ich kenne ihn doch überhaupt noch nicht.«
Mathias beugte sich vertrauensvoll zu Christine und legte dabei seinen Arm auf die Banklehne. »Das ist ein toller Typ, der Sven. Wir kennen uns schon seit der fünften Klasse und haben während des Studiums zusammengewohnt. Er kann toll kochen. Und ist wahnsinnig ordentlich, also mit der Wohnung und so, er bügelt auch.«
Christine fing an zu lachen. Mathias, der eigentlich ihr Chef war, saß hier mit der Ernsthaftigkeit eines betrunkenen Sechzehnjährigen und pries seinen besten Freund an.
»Mathias, suchst du eine Frau für ihn oder was willst du mir sagen?«
Mathias riss seine Augen auf und zog dann die Schultern hoch.
»Christine, was denkst du von mir? Nein, aber Sven ist gemein verlassen worden, von Doris, die konnte ich eigentlich nie leiden, also, sie hat ihn verlassen, nach zwölf Jahren. Du, das gehört sich nicht, die zockt ihn jetzt richtig ab, er darf seine Tochter nicht oft sehen, das ist alles unmöglich. Seit einem Jahr arbeitet er nur noch, er geht nicht mehr aus und ist nicht gut drauf. Er muss mal jemanden kennen lernen, also habe ich gesagt, komm, Meister, wir machen ein Männerwochenende auf Sylt. So. Und jetzt sehe ich dich hier am Hafen sitzen. Und da habe ich mir gedacht, Mensch, die Christine, das wäre doch was, wer solche Kolumnen schreibt, ist sicher keine Zicke. Nur dass Sven mal sieht, dass nicht alle Mädchen wie Doris sind.«
Christine versuchte, ihren Lachkrampf zu bezwingen. Eigentlich war es eine traurige Geschichte, trotzdem sah sie Sven bügeln, während Mathias eine Kamera auf ihn hielt und ununterbrochen Werbesprüche losließ. Sie räusperte sich und wischte sich Tränen aus den Augenwinkeln.
»Entschuldige, Mathias, du bist ein toller Freund.« Sie prustete wieder los. »Ich gehe mal eben aufs Klo.«
Mathias nickte verständnisvoll. »Ja, ihr Mädchen müsst doch öfter.«
Christine floh.
Sven kam mit zwei Kaffeebechern zurück. Einen davon reichte er Mathias.
»Hier, wir sollten vielleicht wieder etwas nüchterner werden, ich glaube, wir sind peinlich.«
Er sah sich um. »Oder hast du Christine schon vertrieben?«
Mathias zwinkerte. »Du weißt doch, Mädchen, sie musste mal. Du, ich glaube, sie mag dich.«
Sven verdrehte die Augen. »Mathias, bitte. Hör endlich auf, meine Probleme lösen zu wollen. Deine Maren, deine Kirsten und deine Tanja mochten mich auch. Lass es doch einfach. Ich habe keinen Bock drauf.«
»Tatjana.«
»Was?«
»Tanja heißt Tatjana.«
Sven legte seine Stirn auf die Tischplatte und stöhnte. Dann richtete er sich wieder auf.
»Mathias, bitte, ich…«
»Pscht, Christine kommt zurück.«
Christine, die mit einer Wasserflasche und drei neuen Gläsern beladen war, blieb vor dem Tisch stehen. »Störe ich jetzt bei Männergesprächen?«
»Nein, nein«, beeilte sich Sven zu sagen, »komm, setz dich, Wasser haben wir jetzt genug. Möchtest du ein Glas Wein? Wir benehmen uns auch normal. Versprochen.«
Eine Stunde, drei Flaschen Wasser und eine Flasche Wein später war Mathias etwas ernsthafter, Sven fast nüchtern und Christine leicht angeheitert. Eine ideale gemeinsame Basis. Mathias hatte die ›Zickenkrieg‹-Kolumne in der ›Femme‹ gelesen und versucht, sie aus dem Gedächtnis wiederzugeben. Christine hatte bei fast jeder seiner Formulierungen den Kopf geschüttelt, weshalb Sven schließlich aufgestanden war, um das Heft in der gegenüberliegenden Buchhandlung zu kaufen. Er las die Kolumne laut vor, lachte zwischendurch und meinte zum Schluss, es sei ja großartig, dass eine Frau über Zicken schreibe, jeder Mann wäre dafür kastriert worden.
Sie redeten über Männer und Frauen, über Matjesbrötchen, über das dänische Königshaus, über Hamburger Kneipen und den HSV.Ein Thema ergab das andere, Christine fühlte sich leicht und lustig, Sven fühlte sich jung und charmant, und Mathias lächelte zufrieden. Mathias wollte dann noch eine Flasche Wein holen, der Abend fange doch schließlich erst an. Als Christines Blick zufällig an der großen Uhr auf dem Platz hängen blieb, zuckte sie zusammen und sprang auf.
»Um Gottes willen, es ist halb neun, ich wollte schon lange zu Hause sein. Jungs, ich muss ganz schnell los. Es war schön.« Sie legte beiden die Hände auf die Schultern. »Sven, Mathias,
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