Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Urangst

Urangst

Titel: Urangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
Vom Netzwerk:
meinen Namen geändert habe, und ich höre auf, dich mit Von Longwood aufzuziehen. «
    »Soll mir recht sein.«
    »Du gehörst zur alten Schule, ich gehöre zur neuen«, sagte Bobby, »aber ich habe großen Respekt vor dir, Vern.«
    Das war Blödsinn, aber Vern störte sich nicht daran. Was die Leute von ihm in seinem ersten Leben hielten, interessierte ihn nicht mehr wirklich. Er hatte einen Zufluchtsort gefunden und er hatte Flügel.
    »Was hat es jetzt mit dieser Braut auf sich?«, fragte Bobby.
    »Sie hatte ihr eigenes anderes Leben vor dem derzeitigen. Sie versteckt sich unter dem Namen Redwing .«
    »Und vor wem versteckt sie sich?«
    »Keine Ahnung. Aber diejenigen haben sie gefunden. Und sie haben mich damit beauftragt, nach sämtlichen Beweisen für dieses frühere Leben zu suchen, die sie aufbewahrt hat, und sie ihr wegzunehmen.«
    »Was für Beweise?«
    »Dokumente, Schnappschüsse.«
    »Warum solltest du sie ihr wegnehmen?«
    »Du stellst zu viele Fragen«, sagte Vern.
    »Du, ich, jeder Prittler muss eine gesunde Neugierde besitzen. «
    Prittler. Vern beschloss, nicht nach einer Definition zu fragen. Er sagte: »Mich interessiert nur, dass es gut bezahlt wird.«

    Bobby befolgte Verns Anweisung und bog nach rechts auf eine asphaltierte Straße mit üblen Rissen und Sprüngen ab; der Straßenbelag war schon so lange vernachlässigt, dass aus den Ritzen Unkraut wuchs.
    »Bist du bewaffnet?«, fragte Bobby Onions. »Du siehst nicht so aus.«
    »Dein Leben spielt sich nicht in einem Film ab, Bobby. Wann hast du jemals von einem Privatdetektiv gehört, der im richtigen Leben von einem Kunden erschossen wurde?«
    »Es könnte jederzeit passieren.«
    »Ist das, soweit du weißt, jemals vorgekommen?«
    »Einmal reicht, damit du tot bist.« Bobby klopfte auf die linke Seite seines Sportsakkos. »Ich hab einen richtigen Türenknacker umhängen.«
    »Ich wollte nicht fragen«, sagte Vern, »weil ich dachte, du hättest vielleicht einen riesigen Tumor oder so was.«
    »Blödsinn. Den sieht man nicht. Er steckt in einem maßgefertigten Holster und das Sakko habe ich von einem Änderungsschneider umarbeiten lassen.«
    Die Straße stieg ein wenig an. Vor ihnen erstreckte sich eine weite Ebene.
    Im Vordergrund, aber immer noch eine Viertelmeile entfernt, standen etliche Wellblechbaracken von verschiedener Größe, einige ziemlich groß und das Blech vom Sand und der Zeit so stark abgeschliffen, dass die Sonne ihm keinen echten Glanz mehr entlocken konnte, nur einen weichen Grauschimmer.
    »Was ist das denn?«, fragte Bobby und nahm den Fuß vom Gaspedal.
    »Etwas Militärisches von vor langer Zeit. Jetzt steht es leer. Weiter links sind die Waffenbunker. Büros und Wartungsgebäude. Diese Gegend ist so flach und der Boden ist
so hart, dass es eine natürliche Landebahn gibt, die sie nicht mal befestigen mussten.«
    Hinter den Gebäuden stand eine zweimotorige Cessna.
    Das trockene Unkraut in den Rissen des Straßenbelags strich flüsternd gegen das Fahrgestell, als der Land Rover im Leerlauf rollte und an Geschwindigkeit verlor wie der Gummizeiger eines Glücksrades, das sich langsamer und immer langsamer dreht.
    Ein Mann kam aus der offenen Tür einer der Wellblechhütten hinaus.
    »Das wird er wohl sein«, sagte Vernon Lesley.

30
    Harrow öffnet den Riegel, tritt zurück, damit Moongirl das Tablett durch die Tür tragen kann, und folgt ihr über die Schwelle.
    Die äußeren Fensterläden vor den drei Fenstern sind verriegelt. Da sie schlampig angebracht worden sind und vom Alter Sprünge haben, finden ein paar Sonnenstrahlen ihren Weg um die Läden herum, durch die Ritzen und ins Zimmer. Eine scharfe Klinge goldenen Lichts spaltet einen Schatten in zwei Teile. Ein weiteres leuchtendes Stilett trifft auf eine Vase aus geschliffenem Glas und die Kanten der Facetten reflektieren nur den roten Anteil des Spektrums; daher scheint es fast so, als sei die Vase mit einem Motiv aus blutigen Dornen verziert.
    Das meiste Licht entströmt einer Messinglampe auf dem großen Schreibtisch, an dem das Kind sitzt.
    Sie trägt eine ihrer zwei Uniformen: Turnschuhe, graue Jogginghose und graues Sweatshirt. Wenn es sehr heiß ist, darf sie das Sweatshirt gegen ein T-Shirt eintauschen.
    Da sie sich auf ihr Nähzeug konzentriert, blickt sie nicht sofort auf.
    Moongirl stellt das Tablett auf den Schreibtisch.
    Das Kind ist gerade erst zehn geworden und doch ist es von der Aura des Alters umgeben und besitzt eine Form von Geduld, die den

Weitere Kostenlose Bücher