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Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition)

Titel: Urbat: Gefährliche Gnade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bree Despain
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müssen Ihren Vater ins Krankenhaus bringen«, sagte der Sanitäter zu mir. »Es ist wohl am besten, wenn Sie mitfahren.« Er hielt mir die Hand hin, um mir beim Einsteigen zu helfen. Ich klammerte mich an sie.
    »Wir sehen uns dort«, sagte Talbot, als die Wagentür geschlossen wurde.
    In dem überfüllten Notarztwagen kam ich mir plötzlich sehr allein vor.
    Dads Augen öffneten sich für einen Moment und fielen dann wieder zu.
    »Ich bin hier, Daddy.« Ich beugte mich vor und wollte seine Hand nehmen, konnte aber aufgrund der ganzen Drähte und Schläuche an seinem Arm gerade nur einen seiner Finger umklammern. Ich sah, wie er sich bemühte, wieder die Augen zu öffnen, aber er schaffte es nicht.
    Wie hatte ich all das geschehen lassen können?

KAPITEL 7
    Bauchlandung
    Einige Stunden später
    »Ich muss doch irgendwas tun können«, sagte ich zu mir selbst, als ich in Dads kleinem Zimmer auf der Intensivstation auf und ab ging.
    Abgesehen von dem einen Mal im Notarztwagen hatte Dad seine Augen noch nicht wieder geöffnet. Ärzte und Krankenschwestern hatten ihn für eine gefühlte Ewigkeit in der Notaufnahme behandelt und ihn dann mit ernstem Gesichtsausdruck in diesen Raum geschoben. Irgendwann zwischendurch war ich untersucht worden, und eine Krankenschwester hatte mich in einem angrenzenden leeren Patientenzimmer unter die Dusche geschickt. Sie gab mir einen blassgrünen Krankenhauskittel, stopfte meine zerfetzten und blutdurchtränkten Sachen in eine Plastiktüte und warf sie in einen Behälter mit der Aufschrift ›Warnung vor Biogefährdung‹.
    Wann hatte ich geblutet? Es musste das Blut meines Vaters gewesen sein …
    Vermutlich hatten sie angenommen, dass ich die schlechten Nachrichten besser verdauen könnte, wenn ich mich sauber fühlte, denn sobald ich wieder angezogen war, kam eine Frau mit einem Klemmbrett unter dem Arm zu mir und nahm mich beiseite. Um den Zustand meines Vaters zu erklären, benutzte sie Wörter wie Trauma und minimal-invasive Chirurgie sowie eine Reihe von anderen Ausdrücken, die ich hinter dem lauten Pochen meines Pulsschlags in den Ohren kaum hören konnte.
    Wieso habe ich nur all diese Kräfte und kann trotzdem nichts tun?
    Von der sich öffnenden Glastür drang ein Schwall dumpfer, nach französischen Flüchen klingender Wörter zu mir herüber. Ich wandte mich um und entdeckte Gabriel, der angesichts meines hilflosen und anscheinend immer schwächer werdenden Vaters die Hand vor den Mund gelegt hatte.
    Ich wollte gerade ansetzen und irgendetwas Gemeines wie »Ach, kommst du auch schon« sagen – schließlich hatte ich eine dringende Nachricht nach den anderen auf dem Anrufbeantworter für ihn hinterlassen –, doch als er seine Hand senkte, sah ich eine lange, pinkfarbene und frisch verheilte Narbe auf seinem Wangenknochen. Sein rötlicher Bart konnte die zahlreichen blauen Flecken an seinem Kiefer kaum verbergen.
    »Bist du okay? Was ist passiert?« Ich wusste sofort, dass das Ganze irgendetwas damit zu tun hatte, dass er mich nicht zur Pfarrkirche hatte zurückkommen lassen wollen. »Ist das Jude gewesen?« Ich hasste es, diese Frage zu stellen, musste es aber tun. Jude verhielt sich zwar friedlich, doch ich hatte die Befürchtung, dass er ganz schön unter Druck stand, wie eine tickende Zeitbombe … Oh verflucht. Bei der Erinnerung an die Explosion und meinen verletzten Vater kamen mir die Tränen.
    Alles ist dein Fehler, knurrte der bösartige Wolf in meinem Kopf.
    »Nein«, erwiderte Gabriel. »Etwas völlig anderes, aber das ist jetzt unwichtig. Wir sprechen später darüber. Wie geht es deinem Vater?« Gabriel kam in den kleinen Raum hinein und zog die Glastür hinter sich zu. »Ich musste die Schwester davon überzeugen, dass ich sein Bruder bin. Sonst hätte sie mich gar nicht reingelassen.«
    »Sein Zustand ist kritisch. Mehr weiß ich nicht.«
    Die Intensivstation war ein geschäftiger, lauter Ort und überall schwirrten Ärzte und Krankenschwestern herum, aber noch immer kam es mir vor, als wäre ich in den letzten paar Stunden völlig allein gewesen. Entgegen seines Versprechens war Talbot nicht aufgetaucht. April hatte ich auch nicht anrufen wollen – denn wenn sie es erfahren hätte, dann hätte auch Jude davon erfahren, und ich wusste nicht, wie die Neuigkeiten auf ihn gewirkt hätten. Und nachdem ich Gabriel nicht erreichen konnte, gab es niemanden mehr, den ich hätte anrufen und bitten können, ins Krankenhaus zu kommen. Nicht Daniel. Nicht Charity. Und

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