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Urbi et Orbi

Urbi et Orbi

Titel: Urbi et Orbi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: berry
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setzte. Michener beobachtete, wie ein blauweißer Strahl knisternd von der einen Elektrode zur anderen sprang.
    Ein Lächeln legte sich auf die Lippen des Dünnen. »Jetzt werden wir ein wenig Spaß miteinander haben«, sagte er auf Italienisch.
    Michener nahm alle Kraft zusammen, schnellte hoch und trat mit dem Bein gegen den ausgestreckten Arm des Fremden. Die Betäubungspistole flog durch die Luft und landete in der offen stehenden Tür.
    Micheners Gegenwehr hatte den Angreifer verblüfft, doc h e r fasste sich rasch, verpasste Michener eine Ohrfeige mit dem Handrücken und schleuderte ihn flach aufs Bett.
    Wieder steckte der Mann die Hand in eine seiner Taschen. Ein Schnappen, und eine Messerklinge blitzte auf. Das Messer mit der erhobenen Hand umklammernd, stürzte der Fremde sich vor. Michener rechnete mit dem Schlimmsten und fragte sich, was für ein Gefühl es sein mochte, erstochen zu werden.
    Doch es kam nicht so weit.
    Statt dessen hörte man einen leisen Knall, und der Mann zuckte zusammen. Er verdrehte die Augen, ließ die Arme sinken, zuckte konvulsivisch, ließ das Messer fallen und brach auf dem Boden zusammen.
    Michener setzte sich auf.
    Hinter dem Angreifer stand Katerina. Sie warf die Betäubungspistole aus der Hand und eilte auf Michener zu. »Alles in Ordnung mit dir?«
    Er hatte die Hände auf den Bauch gepresst und rang um Atem.
    »Colin, bist du in Ordnung?«
    »Was zum Teufel war … das?«
    »Wir haben keine Zeit. Unten warten noch zwei.«
    »Was weißt du … was ich nicht weiß?«
    »Das erkläre ich dir später. Wir müssen los.«
    Allmählich kam er zu sich. »Nimm meine Reisetasche. Da drüben. Ich hab sie nach Bosnien nicht ausgeräumt. «
    »Willst du fort?«
    Er antwortete nicht, und sie schien sein Schweigen zu verstehen.
    »Du willst es mir nicht sagen«, bemerkte sie.
    »Warum bist du … hier?«
    »Ich wollte mit dir reden, wollte versuchen, dir alles zu erklären. Aber dieser Mann und noch zwei weitere fuhren bei dir vor. «
    Er versuchte aufzustehen, doch ein stechender Schmerz zwang ihn nieder.
    »Du bist verletzt«, sagte sie.
    Er hustete. »Wusstest du, dass dieser Typ kommt?«
    »Das meinst du nicht ernst, oder?«
    »Antworte mir.«
    »Ich kam her, um mit dir zu reden, und hörte die Betäubungspistole. Ich sah, dass du sie ihm aus der Hand tratst, und dann sah ich das Messer. Also hob ich das Ding auf und gab mein Bestes. Ich dachte, du würdest mir dankbar sein.«
    »Das bin ich auch. Und jetzt erzähl mir, was du weißt.«
    »Ambrosi griff mich in der Nacht nach unserem Treffen mit Hochwürden Tibor in Bukarest an. Er machte mir klar, dass ich es schwer bereuen würde, wenn ich nicht kooperierte.« Sie zeigte auf den am Boden Hingestreckten. »Ich nehme an, dass dieser Mann hier irgendwie mit ihm in Verbindung steht. Aber ich weiß nicht, warum er dich überfallen hat.«
    »Vermutlich war Valendrea mit unserer heutigen Unterredung nicht zufrieden und beschloss, die Sache mit mehr Nachdruck zu betreiben. Er hatte mir schon angekündigt, dass sein nächster Bote mir nicht gefallen würde.«
    »Wir müssen hier weg«, wiederholte sie.
    Er ging zur Reisetasche und zog ein Paar Turnschuhe an. Der Schmerz im Magen trieb ihm die Tränen in die Augen.
    »Ich liebe dich, Colin. Was ich getan habe, war falsch, doch ich habe es aus den richtigen Gründen getan.« Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus. Sie musste sie loswerden.
    Er starrte sie an. »Es lässt sich schwer mit jemandem streiten, der einem gerade das Leben gerettet hat.«
    »Ich möchte mich nicht mit dir streiten.«
    Er auch nicht mit ihr. Vielleicht sollte er nicht so selbstgerecht sein. Er war ja auch selbst nicht völlig ehrlich mit ihr gewesen. Er bückte sich und fühlte den Puls seines Angreifers . » Mit dem ist gewiss nicht gut Kirschen essen, wenn er aufwacht. Dann möchte ich lieber nicht mehr hier sein.«
    Als er zur Wohnungstür ging, sah er die auf dem Boden verstreuten Briefe und Umschläge. Die Briefe mussten vernichtet werden. Er bückte sich.
    »Colin, wir müssen hier raus, bevor die anderen beiden hochkommen.«
    »Ich muss das hier mitnehmen …« Aus dem Treppenhaus hallten von ganz unten schwere Schritte herauf.
    »Colin, wir haben keine Zeit.«
    Er fing an, Briefe aufzusammeln, und steckte einen Packen in seine Reisetasche, konnte aber in der Eile nur etwa die Hälfte aufraffen. Dann stand er mühsam auf, und sie schlüpften hinaus. Er zeigte nach oben, und sie huschten auf Zehenspitzen ein

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