Valadas versinkende Gaerten
Häuser, abgehackt die Bäume der Alleen, verwüstet die Gärten, und zu allem Überfluss hat sich in diesem Jahr auch noch der Guadalquivir aufgebäumt und die Armenviertel überschwemmt.«
»Ihr wollt mich doch nicht im Ernst für das Hochwasser des Flusses verantwortlich machen«, erwidert er höhnisch.
Ich schweige. Indirekt will ich es doch, denn hätten die Berber, seine Berber, in ihrem blinden Zerstörungsdrang nicht die Schleusen der Bewässerungsanlagen, die Schöpfräder, die befestigten Rückhaltebecken und die Kanäle, die das Wasser auf das Ackerland leiten sollen, kurz und klein geschlagen, wäre es zu keiner Überflutung der Stadt gekommen.
Ibn Abdus fährt indessen fort: »Und ohne meine schützende Hand – ich weiß nicht, ob man hier so ungestört solche Feste feiern könnte.«
Jetzt muss ich lachen. »Meint Ihr wirklich, dass die PrinzessinEure schützende Hand nötig hat? Diese bärtigen Eiferer werden sich nicht an sie heranwagen, denn das Volk von Cordoba liebt sie, und das ist ihr Schutz.«
Er hebt eindrucksvoll die Schultern, und in seinen Augen kann ich lesen, dass er mich für arglos und töricht hält. »Das Volk von Cordoba glaubt, dass unsere Prinzessin weiße Magie treibt, dass sie die Zauberkräfte der Omayaden-Dynastie als ihr Erbe bewahrt hat . . . Zauberkräfte, die ihre Vorfahren besessen haben sollen, als sie noch ein wilder Araberstamm vor der Geburt des Propheten – den Allah segnen möge – waren. Darum liebt und fürchtet man sie! Und da die Männer aus dem Maghreb nicht nur Gotteskrieger, sondern auch abergläubische Wüstenbewohner sind, machen sie einen Bogen um dieses Haus. Das ist die Wahrheit, schöne Muhdja.«
Er greift sein Glas und trinkt mir hämisch zu.
(Ich weiß, dass er lügt, um mich zu verunsichern. Ich weiß, dass es die Liebe des Volkes ist, die Valada bint Al Mustakfi unangreifbar macht, nicht Furcht vor Zauber.)
»Da stolpert Ihr über Eure eigenen Worte, Wesir. Wenn Ihr zugebt, dass die Berber um das Haus Valadas einen Bogen machen, wozu bedarf sie dann Eurer schützenden Hand? Das verstehe ich arme, einfältige Tochter eines Feigenhändlers nicht.«
Seine Augen verschwinden kurz unter den Lidern.
»Vielleicht gibt es Dinge im Leben der Omayaden-Tochter, die selbst ihre Schülerin, vielleicht sogar Lieblingsschülerin und vertraute Freundin, nicht weiß und nicht versteht. Dinge, die nichts mit der von uns allen so hochgeschätzten Poesie zu tun haben. Vielleicht muss man die Prinzessin ja nicht nur vor den Gotteskriegern bewahren. Andere, gefährliche Dinge. Denkt nicht dran, denn es wäre schade um Euren Kopf. Wenn Ihr Euch den darüber zerbrecht – könnte sein, dass er in Wirklichkeit entzweigeht.« Er lächelt und versteckt dann sein Gesicht im Weinglas.
Nun hat er mir das erste Mal gedroht. Fast bin ich stolz darauf. Denn das bedeutet, dass er mich ernst nimmt, dass ich für ihn die Rivalin bin. Im Augenblick sogar noch die begünstigte Rivalin. Und gebe Allah, dass es so bleiben möge. Dass sich nicht aufs Neue ein Mann zwischen uns drängt, zwischen das zartgewobene Dreieck zwischen Kasmuna, Valada und mir.
»Was könnte wohl der Kopf einer Frau wert sein, die, wie Ihr richtig sagt, nichts ist als die Tochter eines Feigenhändlers?«, gebe ich zurück. »Bei den dunklen Netzen, die im Palast des Herrschers von seinem Hadjib gesponnen werden, spielt sicher niemand eine Rolle, dessen Stand so niedrig ist.«
»Die dunklen Netze«, entgegnet er streng und abweisend, »bilden vielleicht so etwas wie einen schützenden Wall, der verhindern soll, dass andere Städte und ihre Emire, dass Almería, Valencia, Sevilla ihre gierigen Hände nach Cordoba ausstrecken.«
»Dann lieber die Berber?«, schieße ich zurück.
Darauf geht er nicht ein, fährt fort: »Und was Euren Kopf betrifft – nun, ich will mich berichtigen . . . es geht wohl mehr um Eure kecke Zunge. Wenn es Euch gelingt, die zu hüten in Hinblick auf die Dinge von Staat und Regentschaft, so müsst Ihr Euch keine Sorgen machen.«
»Nun«, erwidere ich, »dann kann ich ja beruhigt diesen Kopf mit der gefährdeten Zunge im Mund zum Schlaf betten, ohne dass Ihr sie mir herausschneiden lasst, denn von Staat und Regentschaft verstehe ich nichts, und also schreibe ich nicht darüber. Wenn sich ein Mann oder eine Frau unerzogen und ungebührlich benehmen, wenn sie schlechte Manieren haben in der Liebe oder in der Gesellschaft, dann sind sie die Zielscheibe meines
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