Valentina 3 - Geheimnisvolle Verführung: Roman (German Edition)
nicht. Vielmehr stellte er einen Sessel neben die Tür zum Studio und schlief nachts dort wie ein treuer Wachhund. Nur wenn er zur Arbeit ging, kam Valentina heraus. Um den Sessel herum lagen Papierschnipsel und zerrissene Zeitschriften verstreut, auf der Armlehne eine Schere. Was tat er hier jede Nacht? Valentina berührte die Decke, die Thomas auf dem Sessel zurückgelassen hatte und die noch warm von seinem Körper war. Sie strich mit dem Finger über den Rand seines noch halb vollen Kaffeebechers, dann blickte sie in den Spiegel und verabscheute sich selbst. »Geh weg«, sagte sie zu ihrem Spiegelbild. »Lass mich in Ruhe.«
In der dritten Nacht schob Thomas eine Karte unter der Tür hindurch. Auf der Vorderseite war eine unglaubliche Collage aus Blautönen. Valentina fand darin alle Schattierungen aus Thomas’ Augen wieder, und noch viel mehr. Er hatte aus den Papierschnipseln ein Bild von zwei hübschen blauen Vögeln geschaffen, die gemeinsam in den Himmel aufstiegen, wobei sich ihre Flügelspitzen berührten. Valentina öffnete die Karte. Thomas hatte nur einen Satz geschrieben, der sich aus ausgeschnittenen Zeitungsbuchstaben zusammensetzte.
DU BIST NICHT ALLEIN, VALENTINA .
Diese Worte hatten sie verändert. Zum ersten Mal begriff Valentina, dass sie sich nicht allen Herausforderungen des Lebens allein stellen musste. Sie konnte sich dafür entscheiden, es gemeinsam mit Thomas zu tun. Sie teilten nicht nur die Höhen, sondern auch die Tiefen. Das war wahre Liebe.
Valentina spürt einen brennenden Schmerz in der Magengegend. Sie krümmt sich zusammen und hält sich die Seiten.
Es ist zu spät , flüstert sie.
Das Leben mit Thomas ist kompliziert, leidenschaftlich und aufregend. Allein durch die eine Stunde mit ihm fühlt Valentina sich wieder lebendig. Aber es ist zu beängstigend. Wenn sie mit Thomas zusammen ist, ist sie zu verletzlich, sie fühlt sich ausgeliefert. Leonardos Liebe ist anders, sie ist heilsam.
Valentina setzt sich auf und streckt ihren Rücken. Endlich ist ihr Leben wieder im Gleichgewicht. Ihre Karriere hat in New York einen ganz neuen Schwung bekommen. Sie lebt in einer liebevollen Beziehung mit einem fürsorglichen Mann, und sie hat sich sogar mit ihrer Mutter versöhnt. Warum sollte sie sich mit Thomas in ein Leben stürzen, in dem sie Gefahren und Schwierigkeiten erwarten? In ihrer Tasche klingelt es. Valentina zieht das Telefon heraus und sieht, dass Balducci endlich auf ihren Anruf von heute Morgen antwortet.
»Miss Rosselli, Mike Balducci hier. Tut mir leid, dass ich nicht früher zurückgerufen habe. Haben Sie Informationen für uns?«
Valentina zögert. Was soll sie sagen, nachdem sie jetzt weiß, dass Thomas an dem Raub beteiligt war?
»Ich habe von dem Sicherheitsbeamten gehört«, sagt sie nur.
»Ja, nicht gut«, antwortet Balducci sachlich. »Können Sie uns helfen? Haben Sie Glen Clarke gesehen?«
Wenn sie der Polizei erzählt, wo sich das Lagerhaus befindet, wird man Thomas fassen. Nun, warum nicht?, sagt eine Stimme in ihr. Er verdient es, gefasst zu werden. Er ist jetzt ein Krimineller. Doch das kann Valentina nicht. Sie kann ihn nicht aufgeben.
»Wussten Sie, dass Wayne Datcher mit einer Cousine von Lori zusammen war, von der Maskenbildnerin bei unseren Aufnahmen?«
» Das ist das Mädchen, das mit Mister Clarke zusammen war? Nein, das wusste ich nicht. Interessant«, sagt Balducci.
»Ich glaube, Sie sollten noch einmal mit ihr sprechen«, meint Valentina. »Sie hat große Angst vor Glen Clarke.«
»Okay. Danke für den Hinweis, Miss Rosselli.« Er zögert. »Ist bei Ihnen alles okay? Wollten Sie mir nicht noch etwas anderes sagen?«
»Nein«, antwortet Valentina. »Das ist alles.«
Anschließend starrt sie mit leerem Blick auf das Telefon in ihrer Hand. Behindert sie jetzt die Ermittlungen der Justiz?
Das Telefon in ihrer Hand vibriert, und Valentina öffnet eine SMS . Sie stammt von einer unbekannten Nummer.
Valentina, bitte komm heute Abend um 20 Uhr aufs Top of the Rock. Dort wirst du verstehen, wie viel du mir bedeutest. Thomas
Valentina starrt auf die Nachricht. Erneut verspürt sie heftiges Herzklopfen. Sie steht auf und verlässt langsam den Park. Sie antwortet nicht auf die SMS . Aber sie wird um acht Uhr dort sein, sie kann nicht anders. Valentina runzelt die Stirn und denkt intensiv nach. Sie muss Leonardo einweihen. Alles andere wäre unfair. Sie wählt seine Nummer, aber natürlich ist sein Telefon ausgeschaltet. Er hat ihr gesagt, dass
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